Kurzfilme der Zebis

Erst nachdenken, dann handeln


Die Botschaft des Films "Diebstahl": Wer nur die Hälfte sieht, hat noch nichts verstanden.

Die Botschaft des Films "Diebstahl": Wer nur die Hälfte sieht, hat noch nichts verstanden.

Berlin/Köln. Zwei Jugendliche - ein Videospiel. Jeder will gewinnen. Die Jungs verirren sich in der Welt des Spiels und schlagen wild um sich. Dann das große Erwachen: Die Situation ist eskaliert und einer der beiden hat eine Platzwunde am Kopf. Das ist der Inhalt des Kurzfilms "Beat 'em up". "Mit dem Kurzfilm zeige ich eine frühere Situation aus meinem Leben", sagt Christopher Graage, Student an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Köln und Regisseur des Films.

Weiße Buchstaben tauchen am Ende des Videos auf: "Ohne Kontrolle bist du selbst die größte Gefahr." Wenn man Christopher Graage sprechen hört, merkt man, dass er die Situation selbst bereits durchlebt hat. "An einem Nachmittag haben mein Bruder und dessen bester Freund ein Videospiel gespielt. Sie haben sich so hineingesteigert, dass sie sich deshalb angeschrien haben", erzählt er. Christopher und eine Gruppe von Studenten der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation starteten ein Filmprojekt mit dem Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (Zebis). Die Filme dienen als Material für den lebenskundlichen Unterricht, in dem Soldaten weitergebildet werden.

Die Produktion des Films war nicht einfach: Ein großer Raum musste her. "Ich habe herumgefragt, wer von uns Studenten das größte Wohnzimmer hat", sagt Christopher Graage schmunzelnd. Die Animationen im Film wurden alle selbst entworfen und umgesetzt - so erwachte das Videospiel zum Leben. Die Figuren wirken zwar animiert, es handelt sich aber um Schauspieler. "Sie wurden vor einem Green-screen gefilmt. Der grüne Hintergrund lässt sich später leicht gegen einen passenden austauschen", erklärt Regisseur Christopher Graage. "Dann haben wir die Aufnahmen nachbearbeitet und den Hintergrund eingesetzt." Der Student und sein Team erstellten alle Melodien und Geräusche, die vorkommen, selbst.

In die Irre führen

Auch der Student Martin Czopowski hat einen Kurzfilm gedreht, der wachrütteln soll. "Mein Kurzfilm soll mit Vorurteilen aufräumen, mit denen auch ich zu kämpfen hatte", sagt er über den Spot "Diebstahl". Es heißt immer: Der erste Eindruck zählt. Was passiert, wenn der erste Eindruck mit Vorurteilen zu tun hat, zeigt sein Film. Alles fängt mit einem Alarmgeräusch an. Ein Mann rennt aus einem Handyladen und wird festgehalten. Der erste Eindruck: Der Mann hat Handys aus dem Geschäft gestohlen. Schuldig? Einige Zeitsprünge klären dann auf. In Wahrheit wollte er den Täter schnappen, wurde aber dann für den Dieb gehalten - vielleicht weil er südländisch aussieht? "Mein Kurzfilm ist manipulativ und führt den Zuschauer in die Irre", erklärt Regisseur Martin Czopowski. Deshalb habe er die Geschichte rückwärts erzählt. Mit den Worten "Wer nur die Hälfte sieht, hat noch nichts verstanden" endet sein Spot.

Zu den Kurzfilmen der Zebis gehören noch zwei weitere namens "Männlichkeitsrap" und "Begehren". Der Film "Männlichkeitsrap" spielt mit Klischees und hat die Botschaft: "Mannsein fängt hinter der Oberfläche an". "Begehren" geht ähnlich wie der Kurzfilm "Diebstahl" auf Vorurteile ein.

Obwohl die Filme für Soldaten gemacht wurden, stehen sie noch für viel mehr als das: Sie handeln von Alltagssituationen, nicht von Kriegssituationen, die man als Zuschauer vielleicht erwartet. Und das war auch ein Ziel des Projekts: Die Studenten, die selbst nie mit der Bundeswehr in Kontakt waren, sollten Themen wählen, die nichts mit dem Klischee der Soldaten zu tun haben. Und das haben sie auch geschafft. Das Ergebnis sind vier Kurzfilme, die zum Nachdenken anregen.

Böses Erwachen: Im Kurzfilm "Beat 'em up" spielen zwei Jugendliche ein Videospiel. Sie steigern sich so sehr hinein, dass aus dem Spiel Ernst wird. (Fotos: MHMK Köln)

Böses Erwachen: Im Kurzfilm "Beat 'em up" spielen zwei Jugendliche ein Videospiel. Sie steigern sich so sehr hinein, dass aus dem Spiel Ernst wird. (Fotos: MHMK Köln)