Nervosität liegt nicht in der Luft. Die ASV Raiders aus Cham sind vorbereitet. Ein Besuch beim Training, bei dem Jungs und Mädels um jeden Zentimeter Gras kämpfen.

Rasenstücke fliegen durch die Luft, als die Männer, Frauen und Kinder lossprinten. Die Footballer des ASV Cham trainieren in der Mittagshitze mehrere Stunden lang. Auf dem Sportplatz im Chamer Vorort Altenmarkt ist ein Zirkeltraining aufgebaut. Hürden, wie Leitern und Styroporblöcke, liegen auf dem Boden. In einer Ecke wird der Rip Move trainiert. In einer anderen die Wurftechnik mit dem Ei. Die Trainer treiben alle an: "Nicht vom Tempo weggehen! Schneller, schneller, schneller!" Schweiß bringt die Oberkörper zum Glänzen. Immer wieder finden kurze Trinkpausen statt. Fürs Krafttanken bleiben keine drei Minuten Zeit.

Günter Offermanns blickt stolz auf den Tumult. Die ASV Football-Abteilung gibt es knapp ein Jahr. Aus den Black Pirates Murach wurden die Chamer Raiders, die beim ASV ein neues Zuhause gefunden haben. "Ich habe gehofft, dass es was wird. Aber so viel Resonanz habe ich nicht erwartet", sagt der Trainer. Durchschnittlich kommen 60 Personen zum Training.

Die Jüngsten sind gerade mal acht Jahre alt und werden Flaggies genannt. Während die Jugendlichen und Erwachsenen mit vollem Körpereinsatz aufeinanderlosgehen, werden die Flaggies nur an den Bändern gepackt, die an einem Gürtel um ihren Bauch gebunden werden. So werden sie nicht verletzt. Denn Football ist ein kräftezehrender Sport, bei dem es auch mal härter zugeht.

28 Mädels trainieren mit

Und trotzdem: Auch 28 Mädels trainieren mit. Die 21-jährige Eli ist eine davon. "Mein Freund spielt auch mit", erzählt sie. Jahrelang hat sie Handball gespielt, jetzt hat sie Football gepackt. "Ich kann gut mit dem Ball umgehen", sagt sie selbstbewusst. Zusätzlich hält sie sich mit Laufen fit. Angst vor Verletzungen hat sie nicht. "Die darfst du auch nicht haben, sonst tust du dir erst recht weh. Wichtig ist, den Körper anzuspannen und den Angriff gut abzuwehren." Beim Tackle zum Beispiel - wenn ein Spieler einem anderen den Ball wegnehmen und zu Boden werfen will - ist es wichtig, den Kopf hochzuhalten. "Sonst verletzt du dich an der Wirbelsäule." Also immer den Gegner fest im Blick haben.

Kraft ist bei einem Zweikampf laut Günter Offermanns auch nicht ausschlaggebend: "80 Prozent ist Taktik, 20 Prozent Kraft." Je nach Figur besetzen die Raiders unterschiedliche Positionen auf dem Spielfeld. Da findet sich für jeden ein Platz: für den Kleinen und Schmächtigen, aber auch für den Großen und Stämmigen.

Raiders brauchen Nachwuchs

Das erste Punktspiel der Raiders absolvieren die Männer. Die Frauen wollen auch bald offiziell an den Start gehen. Etwas Kopfzerbrechen bereitet Günter Offermanns der Nachwuchs. "Der Verband hat uns zwei Jahre Zeit gegeben. Dann muss eine Jugendmannschaft im Spielbetrieb sein." Nachwuchsarbeit ist beim Football wichtig. Ab acht Jahren dürfen die Kinder beim Training mitmachen. Dieses findet für gewöhnlich zweimal die Woche statt und zieht sich über mehrere Stunden.

Jetzt fiebern alle Raiders dem ersten Homegame entgegen. Sie hoffen auf viele Zuschauer. Nur wenige Umbauarbeiten braucht es im ASV Stadion. Andere Linien müssen gezeichnet werden, aus den Toren kommen die Netze raus, neun Meter hohe Stangen werden an die Seiten montiert. Dazwischen muss das Ei durch - für ein perfektes Field Goal.

So geht Football

Thorsten Hastreiter von den Chamer Raiders erklärt die Grundregeln so: "Es gibt je eine angreifende (offensive) und eine verteidigende (defensive) Mannschaft." Wenn ein Team den Ball hat, kommt der angreifende Teil auf das Feld.

Dieser hat pro Spielzug vier Versuche, um eine Strecke von zehn Yards mit dem Ball zu überbrücken. Schafft er das, folgen die nächsten zehn Yards - mit vier Versuchen. Ziel ist die Endzone. Schafft der Gegner das zu verhindern, setzt die anfänglich angreifende Mannschaft ihre Verteidigung ein.

Grob gesagt gibt es zwei Spielzüge: Pass-Spielzüge (Ball wird geworfen) und Laufspielzüge (Ball wird laufend transportiert). Gespielt wird vier zehnminütige Quarter lang. Mit einem Unentschieden endet ein Spiel für gewöhnlich nie: Es geht so lange in die Verlängerung, bis ein Team gewonnen hat.