Drei Wochen in den USA
Große Autos und Fast Food? Amerikanische Klischees unter der Lupe
23. November 2015, 10:27 Uhr aktualisiert am 23. November 2015, 10:27 Uhr
Sie sind dick, ernähren sich nur von Fast Food und fahren große Autos. Das sind typische Klischees über Amerikaner. Aber wie viel Wahres steckt in den vielen Vorurteilen? In meinem dreiwöchigen Amerika-Austausch wollte ich das herausfinden.
"Amerikaner sind dick und ernähren sich nur von Fast Food."
Schon auf dem Heimweg vom Flughafen bekam ich eine leichte Vorahnung, was mich erwarten wird. Wir waren über eine Stunde unterwegs und nach dem zehnten Fast-Food-Restaurant habe ich aufgehört zu zählen. Nach drei Wochen Amerika bin ich eher geteilter Meinung.
Einerseits gibt es in den USA weitaus mehr Übergewichtige als in Deutschland. Vielen Familien vermitteln den Eindruck, dass sie nicht wissen, wozu eine Küche überhaupt da ist. Andererseits gibt es natürlich auch Familien, die sich sehr gesund ernähren: zum Beispiel meine Gastfamilie. Sie sind der Meinung, dass in ihrem Land viel zu wenig Wert auf eine ausgewogene Ernährung gelegt wird. Sie finden, dass sich viele Leute mehr um ihre Autos als um ihren Körper kümmern.
"Amerikaner lieben große Autos. Umso mehr desto besser!"
Dieses Klischee ist vollkommen wahr. Der deutsche Durchschnitt von etwa zwei Autos pro Familie ist in den USA gar nichts. Meine Gasteltern besaßen drei Autos: ein kleines, einen normalen Viersitzer und - wie fast jede Familie in den USA - einen Pickup. Von meinen Mitschülern habe ich gehört, dass drei Autos noch relativ normal sind. Es gibt auch vierköpfige Familien mit fünf Autos. Ein Grund dafür ist, dass in den USA der Führerschein ab 16 möglich ist. Der zweite Grund sind wohl die viel weiter entfernten Großstädte. In 21 Tagen habe ich nur drei Fahrradfahrer gesehen.
"Amerikanische Schulen sehen aus wie in typischen Filmen."
Jeder hat aus Filmen, Serien und Zeitschriften ein eigenes Bild von amerikanischen Schulen. Als wir das erste Mal unsere Highschool betraten, habe ich mich wie in dem Teenie-Film "High School Musical" gefühlt. An allen Wänden befinden sich Spinde. Jeder Schüler hat seinen eigenen. Die Sitze in der Cafeteria sind an den Tischen befestigt. Und pünktlich zum Gong gehen die Türen auf und die Schüler stürmen aus ihren Klassenräumen. Beeindruckt war ich von den atemberaubenden Sportanlagen. Jede Highschool hat ihr eigenes Football-Stadion mit Laufbahn, Tennisplätze, ein Baseball-Stadion und vieles mehr. Eben alles, was ein Sportlerherz begehrt. Zu jeder Anlage und zu vielen weiteren Sportarten gibt es auch ein Schulteam. Zudem finde ich in Amerika das Lehrer-Schüler-Verhältnis besser und angenehmer als in Deutschland. Es gibt große Unterschiede zwischen dem deutschen und amerikanischen Schulsystem. Jedoch ist keines unbedingt besser. Das Coolste an den Schultagen waren jedoch mit Abstand die Busfahrten. Ich konnte es kaum glauben, als der gelbe Schulbus das erste Mal um die Ecke bog und auf uns zufuhr. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich in einer Simpsons-Folge gelandet.
"Amerikanische Straßensysteme sehen aus wie Gitternetze."
Im Grunde gibt es nur lange und gerade Straßen. Kurvige Strecken sind einfach nicht zu finden. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Amerika nur Straßen mit mindestens zwei Spuren, wenn nicht sogar drei oder vier. Die Ampeln sind auch nicht dort, wo wir es gewohnt sind, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich habe eine ganze Woche vergeblich nach ihnen gesucht, bis mir das aufgefallen ist. An Kreuzungen ohne Ampeln, gilt kein "rechts vor links", sondern "der Schnellere hat Vorfahrt". Es darf der fahren, der als Erster an die Kreuzung kommt. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber es funktioniert.