[Frei]schreiben!
How to improve your life, oder... auf den Hund gekommen
15. Februar 2010, 10:28 Uhr aktualisiert am 15. Februar 2010, 10:28 Uhr
Schlägt man die Zeitung auf, wird man erschlagen von den unzähligen Kleinanzeigen im Bereich Tiermarkt. "Süßer Dackelmixterrier sucht liebevolles Zuhause", "Kleiner, lieber Labradorwelpe will zu einer netten Familie", "Dobermann aus persönlichen Gründen abzugeben". Doch warum lesen sich Menschen wie ich diese Anzeigen mit einer Euphorie durch, und warum rufen sie auch noch an, und vor allem, welche Beweggründe hat man, sich einen Hund anzuschaffen? Man müsste doch wissen, welche Belastung ein Hund mit sich bringt, oder?
Man fährt zu dem Züchter und sieht dem kleinen Welpen in die verträumten Augen. Man streicht über sein flauschiges Fell und schon sind Fragen wie, habe ich eigentlich genügend Zeit für einen Hund, oder kann ich mir im Monat noch zusätzliche Kosten leisten, was macht der Kleine während ich in der Arbeit bin, überflüssig. Aber was gibt es schöneres als junge Hunde? Wenn sie auf ihren tapsigen Pfoten auf den Menschen zulaufen und ihn mit ihren großen Augen ansehen, schmilzt auch das härteste Herz und meistens verschwinden auch alle guten Vorsätze. Natürlich hat man das Geld für den Welpen gleich mal vorsichtshalber mitgenommen und so wird das neue lebende Kuscheltier gleich ins Auto verfrachtet und in sein neues Domizil gefahren. Zuhause angekommen werden alle Verwandten und Bekannten alarmiert. Nachmittags um halb 3 treffen die Oma und die Tante mit den zwei kleinen Mädchen ein, um den Hund zu begutachten. Bei jeder Pfütze, die er macht, und bei jedem noch so kleinen Häufchen, welches er bewusst brav in jeder Ecke der Dreizimmerwohnung verstreut, geht ein lautes "Oooch guck mal, wie niedlich" durch die auf dem Sofa versammelte Menge.
Eine Anschaffung fürs Leben
Abends liegt man im Bett und fiebert der ersten gemeinsamen Nacht entgegen. Der Kleine liegt neben einem und schnarcht in einer gewissen Regelmäßigkeit, während einem selbst erst jetzt bewusst wird, was man heute eigentlich getan hat. Ja, eine Anschaffung fürs Leben, die nächsten 15 Jahre, egal was kommt. Da fragt man sich schon, warum habe ich das getan? Bin ich von allen guten Geistern verlassen? Betrachtet man mal neutral ein paar Gründe für eine Anschaffung eines kaltschnäuzigen Gefährten, ist doch der häufigste Punkt bei einem Hundekauf, dass man der Einsamkeit entfliehen will. Der Verheiratete mit kleinen Kindern sagt: Damit die Kinder jemanden zum Spielen haben und lernen, Verantwortung zu tragen. Der Verheiratete mit großen Kindern sagt: Es ist ein Kinderersatz, damit ich etwas zu tun haben! Jemand mit Partner sagt: Damit man jemanden hat, der einen auf seinem Weg begleitet. Derjenige, der einsam ist oder sich so fühlt: Damit man nicht mehr einsam ist. Also alles in allem? Jeder wird auf diese Frage so antworten, wie er sich fühlt oder in welcher Situation er sich befindet.
Ein Hund ist eben doch der einzige Freund, den man sich für Geld kaufen kann und der einem bedingungslose Liebe schenkt. Viele Singles fühlen sich nach einer Trennung alleine. Gerade in solch einer Situation sehnt man sich sehr nach einem flauschigen Partner, der Liebe schenkt und dessen man sich sicher sein kann, nicht betrogen oder ausgenutzt zu werden. Ein weiterer Grund ist der "Zwang" der Masse. Es ist definitv Trend, einen Hund zu haben. Stars wie Lindsay Lohan, Britney Spears und die Chihuahua-Mami Paris Hilton lassen sich of mit ihren "In-Accessoires" ablichten. Ein Hund ist derzeit angesagter als ein Personal Coach. Doch die meisten bedenken nicht, dass man den Hund nicht nur für figurformende Spaziergänge hat, sondern auch nachts um 3 Uhr, wenn der Kleine winselnd darum bittet, mit ihm nach draußen zu gehen, damit er sein Geschäft verrichten kann.
Deshalb sollte man sich vorher darüber im Klaren sein, welche Belastung der Vierbeiner mit sich bringt. Generell gilt aber doch wie in vielen Bereichen des Lebens die Regel, dass man nach Gefühl handeln sollte, weil aus Vernunft wäre sicherlich nie der richtige Zeitpunkt für einen Hund. Und man sollte immer diesen Hintergedanken im Kopf haben: "Egal wie wenig Geld und Besitz du hast, einen Hund zu haben macht dich reich!"