Cham/Loibling
Im Zentrum der Macht: die Jedi-Academy Cham
26. Dezember 2019, 15:49 Uhr aktualisiert am 27. Dezember 2019, 12:37 Uhr
Jeden Samstag trainieren 17 Jugendliche in Loibling im Landkreis Cham. Ihre Sportart: Lichtschwertkampf.
Zur Adresse Loiblingerstraße 14 gehört ein quadratisches Haus. Wer es betritt, landet nach drei Stufen direkt vor einer Umkleidekabine. Zwei junge Männer lugen heraus. Die Tür links daneben führt in eine Turnhalle. Sobald sie offen ist, dringt ein Geräusch heraus, als würden zwei Plastikflaschen aneinanderschlagen. Fast richtig - anstelle von Flaschen sind es Lichtschwerter. Seit 2014 gibt es die Jedi Academy Cham, kurz JAC. Günther Engl und sein Sohn Fabian hatten die Idee dazu. Damals war es die erste und einzige in Deutschland. Mittlerweile gibt es vor allem im Ruhrgebiet Schulen, die Lichtschwertkampf unterrichten. Im Februar diesen Jahres hat ihn der Fechtverband in Frankreich als offiziellen Sport anerkannt. Dabei ist Lichtschwertkampf nicht einheitlich. "Es gibt keine Lichtschwertkampfbibel, die festhält, wie es geht", sagt Günther Engl. Jede Schule hat ihren eigenen Stil. "Wir haben uns Grundelemente aus etwa 16 meist asiatischen Kampfsportarten herausgepickt", sagt Fabian.
Zack-zack-zack: Es sieht fast aus wie im Film
Das grüne Lichtschwert locker in der rechten Hand haltend, stürmt Linus auf Fabian zu. Dieser pariert im Rückwärtsgang die Schläge. Zack-zack-zack-zack-zack-zack. Nicht einmal sechs Sekunden dauert die Kampfsequenz. Mal haben sie die Schwerter über den Köpfen, mal krachen sie in Bodennähe aufeinander. Durch die schnellen Bewegungen verziehen sich die Konturen der Schwerter, dazu die selbstgeschneiderten Kostüme: Es sieht fast aus wie im Film. Nur die Hallen-Turnschuhe stören ein wenig das Bild. Aber andere würden auf dem Boden schwarze Streifen hinterlassen. Linus und Fabian sind Teil der Kampfgruppen, in denen die talentiertesten Mitglieder der JAC kämpfen. Insgesamt zehn Sportler in zwei Gruppen treten bei Events auf. Wie im "Star Wars"-Universum gibt es Jedi und Sith. Daneben trainieren noch sieben Mitglieder ab zehn Jahren samstags von 16 bis 18 Uhr in der Schule. Der 22-jährige Fabian ist nicht nur Mitgründer, sondern auch für die Inszenierung der Shows zuständig. Jedes Jahr gibt es eine neue. "Die Einzelkämpfe werden von A bis Z durchgeplant. Die müssen sitzen und werden dann für eine Show in eine bestimmte Reihenfolge gebracht", sagt Fabian. Denn besonders wichtig: Es soll gut aussehen. "Wir zielen nicht auf Treffer ab, es muss einfach was hermachen", sagt Fabian. Deshalb sei es auch nicht förderlich, bereits Erfahrungen im Kampfsport zu haben.
Zum Showkampf, wie Fabian es nennt, denkt er sich eine Handlung und erklärende Dialoge aus. Die haben immer etwas mit Star Wars zu tun. In der aktuellen Show ist Linus der Anführer der Sith und Fabian der Anführer der Jedi. Die Show soll zwischen sieben und 20 Minuten dauern. Wobei 20 Minuten "sau anstrengend" sind, bestätigen die Mitglieder der Kampfgruppen.
Die komplette Familie ist Teil der Jedi Academy
Damit sie auch rechtlich abgesichert sind, hat sich die JAC bei Disney, die die Rechte an Star Wars haben, als Fanclub und Schule registrieren lassen. Günther Engl teilt Disney mit, welche Auftritte sie haben und holt die Erlaubnis dafür ein. Die Academy ist auch kein eigenständiger Verein, sondern eine Abteilung der Chamer Faschingsgesellschaft. Heidi Engl, die Frau von Günther, ist hier die Präsidentin. Der Name Engl fällt recht häufig. Nicht ohne Grund: Die komplette Familie ist in die Academy involviert. Neben Günther, Fabian und Heidi ist auch die Tochter Larissa als Trainerin der Schule aktiv. Sie ist eines von zwei Mädchen in der Academy. Für sie steht beim Lichtschwertkampf der Sport im Vordergrund. Star Wars an sich interessiert sie weniger. Auch das hat sie mit der restlichen Familie gemeinsam. Ein Fan zu sein, sei auch kein Muss in der Academy. Aber natürlich sind das ein paar Mitglieder.
Philipp fährt jeden Samstag 300 Kilometer zum Trainingsort
Ein Mitglied, das nicht nur Fan der Saga ist, sondern vor allem von der Jedi Academy Cham, ist Philipp. Seit August fährt er jeden Samstag über 300 Kilometer von seinem Wohnort in Niederösterreich nach Loibling. "Ich habe die Gruppe auf der ComicCon in Österreich kennengelernt und war total begeistert", sagt Philipp, der von allen "Ösi" genannt wird. Er hat sich auch überlegt, zu einer der beiden österreichischen Gruppen zu gehen. Von denen war er aber nicht überzeugt. Von der JAC schon. Seither übt er fleißig mithilfe von YouTube-Videos und baut sich ein eigenes Lichtschwert. Sein Ziel: Teil der Kampfgruppen werden.