Musik
Interview mit der österreichischen Band Granada: „Des lauft gschmeidig“
21. September 2017, 14:23 Uhr aktualisiert am 21. September 2017, 14:23 Uhr
"Waunst amoi nu so ham kummst..." Wer da nicht mitsingen kann, hat in den vergangenen Jahren was verpasst. Musik aus Österreich boomt. Warum eigentlich? Wir haben bei Thomas Petritsch und Alexander Christof von der Band "Granada" aus Graz nachgefragt. Sie selbst sind Teil des Booms.
Warum ist österreichische Musik im Dialekt gerade so erfolgreich?
Thomas Petritsch: Des kommt sicher daher, dass es in Deutschland lange Zeit den Pop gegeben hat, der irgendwann vor Verdruss gestrotzt hat. Des is jetzt mal ganz bös gesagt. Man hört tagein, tagaus die gleichen Songs. Es sind natürlich tolle Alben entstanden. Aber die neuen Produktionen klingen sehr ähnlich. Des is alles so überpoliert. Irgendwann war die Zeit, dass sich des verändert. Und des is genau dieses Österreichische. Des kann dann durch den Dialekt mit einer gewissen Exotik punkten. Dann sind die Produktionen in Österreich auch viel professioneller geworden. Da ist vorher viel Arbeit geleistet worden. Jetz sind die Songs im Radio und des lauft gschmeidig.
Wie ist der Kontakt mit anderen österreichischen Musikern?
Thomas Petritsch: Also telefoniert wird jetz nicht täglich (lacht). So eng verbandelt ist man dann auch nicht. Aber man kennt sich natürlich. Auch von Festivals. Es ist jetz kein enger Austausch, das liegt in Österreich auch daran, woher man kommt. Wegschauen tut ma natürlich ned. Man freut sich, wenn man sich sieht.
Könnt ihr euch vorstellen, auch mal auf Hochdeutsch zu singen?
Thomas Petritsch: Na, Hochdeutsch fühlt se irgendwie falsch an. (Thomas hebt die Stimme und fängt an zu singen) So richtig auf Hochdeutsch zu singen... (Er geht wieder zurück in den Dialekt) Na, also des is wie a Maskerade. Man verstellt sich und de schöne Färbung würde verloren gehen. Aber des is wahrscheinlich a Übungssache. I find Dialekt jedenfalls schön.
Alexander, du stehst ja mit dem Akkordeon auf der Bühne. Ein Instrument, das man da gar nicht vermuten würde. Was sind deine Erfahrungen damit?
Alexander Christof: Hmm... Jetzt findet des ja eh jeder cool (grinst). Aber i kenn natürlich de Vorurteile. In der Jugend war das ned immer besonders cool. Und ich werd mich ein Leben lang damit abkämpfen und sagn: "Ich spiele keine Volksmusik." Aber des is ja a Teil davon und ich find des umso cooler, dass ich sagen kann: "Ich mache was anderes."
Wie geht's weiter mit "Granada"?
Thomas Petritsch: Die Band ist ja entstanden, als ich gefragt wurde, ob ich die Musik für den Film "Planet Ottakring" mache. Wir spielen jetz bis in den Herbst unsere Konzerte zu Ende. Und dann gehen wir bald mal wieder ins Studio und spielen die zweite Platte ein.
A absoluter Wahnsinn: Fünf weitere Vertreter des Austro-Pop
Musik aus Österreich ist gerade sehr angesagt. Nicht nur Granada, sondern auch viele andere Künstler und Bands entstauben den Austro-Pop. Wir stellen dir fünf vor.
Wanda
Da kommen sie her: Wien
Gründung: 2012
Besetzung: Marco Michael Wanda, Manuel Christoph Poppe, Christian Hummer, Reinhold Weber, Lukas Hasitschka
Aktuelles Album: "Amore meine Stadt" (Livealbum, erschienen am 21. Oktober 2016); Neues Album "Niente" erscheint am 6. Oktober 2017.
Tipp zum Reinhören: "Bologna"
Das macht die Gruppe aus: Eine der ersten Bands, die den neuen und frischen "Austro-Pop" prägten.
Bilderbuch
Da kommen sie her: Kremsmünster
Aktiv seit: 2005
Besetzung: Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky, Philipp Scheibl
Aktuelles Album: "Magic Life" (erschienen am 17. Februar 2017)
Tipp zum Reinhören: "Maschin"
Das macht die Band aus: Mit "Wanda" waren sie eine der ersten Gruppen, die den Dialekt zurück in die österreischischen Charts brachten. Sie haben wohl die ausgefallensten Texte und den verrücktesten Musikstil der aktuellen österreichischen Musiker.
Seiler und Speer
Da kommen sie her: Bad Vöslau
Aktiv seit: 2014
Besetzung: Christopher Seiler, Bernhard Speer
Aktuelles Album: "und weida?" (erschienen am 7. April 2017)
Tipp zum Reinhören: "I wü ned"
Das macht das Duo aus: Wer kennt "Ham kummst" nicht? Das Duo hat damit den wohl bekanntesten österreichischen Song der vergangenen Jahre geliefert. Fun-Fact zu den beiden: Christopher Seiler ist eigentlich Komiker und Schauspieler, Bernhard Speer Filmemacher.
Pizzera & Jaus
Da kommen sie her: Deutschlandsberg (Paul Pizzera), Wien (Otto Jaus)
Aktiv seit: 2016
Besetzung: Paul Pizzera, Otto Jaus Aktuelles Album: "unerhört solide" (erschienen am 1. September 2017)
Tipp zum Reinhören: "absätze > hauptsätze"
Das macht das Duo aus: Wie "Seiler und Speer" sind auch Paul Pizzera und Otto Jaus keine klassischen Musiker: Die beiden stehen eigentlich als Kabarettisten auf der Bühne, nun immer öfters zusammen als Musiker.
Voodoo Jürgens
Da kommt er her: Tulln an der Donau
Aktiv seit: 2014
Bürgerlicher Name: David Öllerer
Aktuelles Album: "Ansa Woar" (erschienen am 30. September 2016)
Tipp zum Reinhören: "Heite grob ma Tote aus"
Das macht ihn aus: Er war zu Beginn seiner Karriere Teil der Band "Die Eternias". Seit 2014 ist er solo unterwegs - und das mit derben und schwarzhumorigen Texten. Seinen Künstlernamen hat er angeblich wegen eines Togo-Voodoomarkt-Besuchs seiner Eltern.