[Frei]stunde!
Nicht alle feiern Weihnachten
23. Dezember 2011, 10:44 Uhr aktualisiert am 23. Dezember 2011, 10:44 Uhr
Seit Wochen freuen wir uns alle auf den morgigen Tag: Endlich ist wieder Weihnachten, die Familie kommt zusammen und oft gibt es jede Menge Geschenke für Groß und Klein. Doch das ist nicht überall so, denn nicht alle Familien feiern das Fest von Christi Geburt. Für einige Schüler der Ulrich-Schmidl-Mittelschule in Straubing ist der 24. Dezember ein Tag wie jeder andere. Für Freistunde berichten sie, wieso das so ist.
Njortina Hajzeri (16), Armin Ikanovic (15) und Ermal Hasani (11) sind gläubige Moslems. Die drei Schüler leben mit ihren Familien bereits seit vielen Jahren in Straubing und kennen natürlich die Bräuche, die es in der Gäubodenstadt in der Weihnachtszeit gibt. "Ich habe auch einen Adventskalender, kaufe mir Lebkuchen oder backe ab und zu mit meiner kleinen Schwester Plätzchen", verrät Njortina, die die Klasse M10a der Ulrich-Schmidl-Schule besucht.
Ein Weihnachtsfest, so wie es die Katholiken feiern, gebe es in ihrer Familie aber nicht. Das bestätigen auch Armin und Ermal. Der 24. Dezember ist für sie alle ein ganz normaler Tag, an dem der einzige Vorteil ist, dass sie nicht in die Schule müssen und den ganzen Tag lauter schöne Filme im Fernsehen kommen.
Traurig, dass die meisten ihrer Klassenkameraden an diesem Tag Geschenke bekommen, sind sie aber nicht. Bei den Moslems gibt es diese Geschenke nämlich eine Woche später, in der Nacht von 31. Dezember auf 1. Januar, der Silvesternacht. "Da kommen abends Familie und Freunde zusammen, es gibt meistens Rindfleisch zum Essen und später auch Geschenke", erzählen sie.
Das wichtigste Fest für die Moslems aber ist Bayram, das muslimische Zuckerfest, mit dem der Abschluss des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. "Dabei besuchen wir Nachbarn und Verwandte, arme und hilfsbedürftige Menschen werden unterstützt und für uns Kinder gibt es Geschenke und Bayram-Geld", erzählen sie. Das Fest dauert übrigens drei Tage und findet jedes Jahr an einem anderen Datum statt: Denn der Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondjahr, das zehn Tage kürzer ist als ein Sonnenjahr. Somit verschiebt sich die Fastenzeit entsprechend von Jahr zu Jahr.
Die elfjährige Thuy Dao ist konfessionslos, während ihre Eltern, die aus Vietnam stammen, Buddhisten sind. Weihnachten wird bei ihr daheim aber trotzdem gefeiert - sogar mit Tannenbaum und natürlich mit Geschenken. "Heuer feiern wir gemeinsam mit Freunden von meinen Eltern, darauf freu' ich mich schon", verrät die Fünftklässlerin. Gefeiert wird bei Thuy's Familie außerdem noch das Tet-Fest, das vietnamesische Neujahrsfest, das einige Wochen nach dem europäischen Neujahrsfest stattfindet und mit vielen Freunden und Verwandten gefeiert wird.
Bei den Familien von Anastasia Krebs und Dennis Beratz hingegen hat der 24. Dezember und die damit verbundene Feier der Geburt Jesu überhaupt keine Bedeutung. Sie sind Zeugen Jehovas und diese lehnen Bräuche und Rituale, die sich nicht direkt aus der Bibel ableiten lassen, ab. "Wir können auch mit der Vorweihnachtszeit, den vielen Weihnachtsliedern, Adventskalendern und dergleichen nicht viel anfangen", erzählt die 15-jährige Anastasia.
Auch auf die vielen Geschenke seiner Mitschüler zu Weihnachten ist der elfjährige Dennis nicht neidisch: "Wir bekommen schließlich das ganze Jahr über Geschenke. Dafür brauchen wir keinen bestimmten Tag." Die einzige religiöse Feier bei den Zeugen Jehovas ist das Abendmahl des Herrn, das auch Gedächtnismahl genannt wird. Der 24. Dezember hingegen ist für Anastasia, Dennis und ihre Familien ein Tag wie jeder andere.