Mit den Fingern tanzen und angezogen duschen
Nina Schmidt und Christian Rudolf waren beim Workshop der Hamburger Stage School
22. Mai 2014, 17:06 Uhr aktualisiert am 22. Mai 2014, 17:06 Uhr
"Vier, drei, zwei, eins. Und nochmal Situps: Zehn, neun, acht..." - laut und bestimmt hallt die Stimme von Tanztrainer Jens Weber durch den kleinen Tanzsaal im Tanzforum in Regensburg. 13 Mädchen und Jungs zeigten vor zwei Wochen ihr Können in Tanz, Gesang und Schauspiel beim Talentsuch-Workshop der Stage School Hamburg. Mit dabei waren auch Nina Schmidt aus Landshut und Christian Rudolf aus Pilsting. Die beiden hatten den Workshop beim Freistunde-Gewinnspiel gewonnen.
Die Sportshirts sind nass und der Schweiß läuft in mehr als nur Perlen vom Gesicht. Schon nach einer Stunde haben die Workshop-Teilnehmer einen ersten Eindruck vom Leben an der Stage School. "Tanzen ist zwar in erster Linie eine künstlerische Angelegenheit, aber es ist auch ein absoluter Hochleistungssport", betont Tanzlehrer Jens Weber deswegen. Am Freitag und Samstag zeigte er den Teilnehmern eine Choreographie, die am Sonntag Teil der Abschlussaufführung für Eltern und Freunde war.
In der ersten Pause erzählt Christian Rudolf etwas außer Puste von seinen ersten Eindrücken: "Das Tanzen fällt mir noch etwas schwer. Ich habe bisher noch nicht getanzt. Da muss ich noch an mir arbeiten. Es kommt dabei auch sehr auf die Details an. Die Bewegung muss bis in die Fingerspitzen gehen", erklärt er. Der 17-Jährige sieht sein Talent eher im Schauspiel: "Da blühe ich auf. Wenn man mich spielen lässt, bin ich in meinem Element."
Überzeugen beim Improvisieren
Das kann er in der folgenden Unterrichtseinheit auch zeigen. Schauspiel-Dozentin Stefanie Irmer weist die jungen Talente in die Kunst des Improvisationsschauspiels ein. Da muss an der Ballettstange angezogen und mit geschlossen Augen geduscht oder mal schnell eine völlig neue Sprache erfunden werden.
Gesang mit Gefühl und Power
Diese Disziplin gefiel auch Nina Schmidt besonders gut. Die 16-Jährige war vor allem von den lustigen Szenen begeistert, die aus dem Nichts entstanden sind. "Man weiß nicht, was passiert. Dann sagt einer was und das Ganze geht in eine völlig andere Richtung." Schauspielerisch war der Workshop für Nina noch Neuland, im Tanz und im Gesang hat sie schon von klein auf Unterricht.
Besonders gespannt warten die beiden auf den Gesangsunterricht bei Workshop-Leiterin Anja Launhardt am Nachmittag. "Sie ist eine Powerfrau. Sobald sie den Raum betritt, war ich sofort konzentriert. Sie hat uns vieles zur Technik erklärt. Das fand ich sehr interessant", schwärmt Nina. Die Teilnehmer führten alle ein selbst einstudiertes Stück vor und probten dann mit Anja Launhardt einen dreistimmigen Chorgesang, den sie am Sonntag ebenfalls bei der Aufführung zeigten.
Am schwierigsten und zeitgleich am spannendsten war für Nina die Disziplin Musical Repertoire. Die Königsdisziplin für Bühnendarsteller verlangt alles in einem: Tanz, Schauspiel und Gesang. "Das konnten wir bei einem Stück aus High School Musical ausprobieren", erinnert sich die Schülerin.
Die Abschlussveranstaltung vor den Eltern und Freunden am Sonntagnachmittag war für einige der Teilnehmer auch gleichzeitig die Aufnahmeprüfung zur Stage School in Hamburg für das nächste Schuljahr. Wer an der Prüfung teilnehmen wollte, konnte sich einen roten Punkt als Erkennungssymbol auf sein Namensschild kleben. Nina hat sich dagegen entschieden. "Ich bin erst 16 Jahre alt. Ich möchte auf jeden Fall erst mein Abitur machen. Dann kommt die Stage School für mich infrage." Bis dahin möchte sie noch in mehreren Workshops Erfahrugen sammeln. Die Chance dazu hat sie im Sommer in Hamburg - bei einem Sieben-Tages-Workshop, den sie antreten möchte.
Christian hat die Aufnahmeprüfung versucht - und bestanden. Er hat eine Zusage für ein Vorbereitungsjahr für die Stage School mit anschließender Schulausbildung. Antreten wird er dieses Seminar aber nicht - schweren Herzens. Das Seminar beginnt bereits im August dieses Jahres, sein Fachabitur schreibt er erst im kommenden Frühjahr. "Ich bin sehr enttäuscht, dass ich diese Chance nicht wahrnehmen kann. Aber die Schulausbildung geht vor und ich muss mir das Geld für die Stage School auch erst verdienen", begründet er seine Entscheidung gegen die Hamburger Privatschule. Aber eines ist für den Landauer Schüler sicher: "Ich werde mein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Wer mich kennt, weiß das. Ich bin so stolz auf mich, dass ich keine Absage bekommen habe."
Freistunde wird Ninas und Christians Weg weiter begleiten - wer weiß, vielleicht irgendwann bis nach Hamburg an die Stage School.