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So ist das Medizinstudium aufgebaut


Das Medizinstudium dauert sechs Jahre und ist in zwei Abschnitte gegliedert: In das Vorklinische Studium, das zwei Jahre dauert und viel Theorie beinhaltet, und das Klinische Studium, das weitere vier Jahre umfasst und praxisorientierter ist.

Erster Schritt: Vorklinisches Studium

In der Vorklinik geht es um Chemie und Biochemie, Physiologie, Anatomie, Psychologie und Soziologie. Die Studenten lernen den Aufbau des Körpers, also Skelett, Muskeln, Sehnen, Nerven, Adern, außerdem Stoffwechsel und sonstige Abläufe im Körper. Die Vorklinik wird mit dem Physikum abgeschlossen - eine schwere Hürde, bei der bis zu 30 Prozent der Studenten beim ersten Versuch durchfallen. Das Physikum (erstes Staatsexamen) umfasst einen schriftlichen Teil mit insgesamt 320 Fragen in diesen Fächern und einen mündlichen Teil als sogenannte Kollegialprüfung. Im Gegensatz zu anderen Studienfächern ist die Vorklinik ziemlich verschult. Es geht vor allem ums Pauken. Das ist allerdings auch nötig. Ohne diese Grundlagen ist später kein medizinisches Verständis möglich, kann keine vernünftige Diagnose gestellt und keine Behandlung durchgeführt werden.

Zweiter Schritt: Klinisches Studium

Wer das Physikum besteht und zum zweiten Studienabschnitt antritt, tut dies als cand. med. (candidatus medicinae) also Anwärter auf den Arztberuf. In den nächsten vier Jahren geht es von der Theorie in die Praxis. Es geht um den Umgang mit Kranken. Die Studenten lernen, wie man die Krankheitsgeschichte eines Patienten aufnimmt, eine Diagnose stellt und welche Therapie anzuwenden ist. In diesen acht Semestern stehen Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin auf dem Stundenplan.

Aber es kommt auch die Pathologie hinzu, also die Anatomie des kranken Organs, das geheilt werden soll. Und jetzt kommen auch die einzelnen Fachrichtungen wie Chirurgie, Innere Medizin, Kinder- und Frauenheilkunde, Urologie oder Neurologie ins Spiel. Innerhalb des zweiten Studienabschnitts sind vier Monate Famulatur zu leisten, das heißt ein Praktikum in einer Klinik oder Praxis. Wo man das macht, ist den Studenten überlassen - buchstäblich, denn viele famulieren im Ausland. Das letzte Jahr des Klinischen Studiums ist das sogenannte Praktische Jahr (PJ) an einer Klinik. Der Student, dann PJler genannt, durchläuft die Stationen Chirurgie und Innere Medizin als wichtigste Fachrichtungen und dazu ein Fach seiner Wahl jeweils vier Monate lang.

Das Studium schließt mit dem zweiten Staatsexamen. Es gilt als "Hammerexamen" - soll allerdings geändert werden. Derzeit umfasst die schriftliche Prüfung 320 Fragen in jeweils fünf Stunden an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Inhalt sind berufspraktische Anforderungen und die wichtigsten Krankheitsbilder. An zwei Tagen schließen sich wiederum die mündlichen Prüfungen an. Diese sind vorwiegend fallbezogene, praktische Prüfungen in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie und einem Wahlfach. Wer das hinter sich gebracht hat, kann eine Approbation als Arzt beantragen und sich zum Facharzt, also etwa zum Chirurgen oder Orthopäden, weiterbilden.