Tanzen als Hobby

Swing und Boogie-Woogie: Lisa Pöll aus Landshut tanzt seit zwölf Jahren


"So a Schmarrn." Das war die Reaktion von Lisas Vater, als sie ihm mit fünf Jahren sagte, dass sie Boogie-Woogie tanzen will. Zum Glück hat sich die 17-Jährige damals durchgesetzt - finden übrigens mittlerweile auch die Eltern.

"So a Schmarrn." Das war die Reaktion von Lisas Vater, als sie ihm mit fünf Jahren sagte, dass sie Boogie-Woogie tanzen will. Zum Glück hat sich die 17-Jährige damals durchgesetzt - finden übrigens mittlerweile auch die Eltern.

Von Sebastian Geiger/Sophia Häns

Viermal die Woche geht die 17 Jahre alte Lisa Pöll einem Hobby nach, das sie in ihrer Klasse einzigartig macht. Sie tanzt Swing und Boogie-Woogie. Zwei Tänze, die aus den 30er und 50er Jahren stammen. Und heute wieder voll angesagt sind.

Nein, ihre Freundinnen können nichts mit ihrer Musik anfangen, sagt Lisa Pöll und lacht. Gut, da sind natürlich die üblichen R 'n' B- und Electro-Künstler, die man in ihrem Alter so hört. Aber dann eben auch Leute wie Chuck Berry, Bill Hayley oder Little Richards. Alles Musiker, die in den 50er Jahren die Musik revolutionierten mit ihrem Rock 'n' Roll. Aber das ist noch nicht alles. Lisa tanzt auch noch dazu.

Dreimal pro Woche übt Lisa Boogie-Woogie. Der entstand in den 40er und 50er Jahren. Amerikanische Soldaten brachten ihre Musik, Rock 'n' Roll, Boogie, Swing und Jazz, nach dem Zweiten Weltkrieg in die deutschen Clubs und Tanzlokale. Tanzlehrer und ältere Tänzer lehnten den Boogie allerdings strikt ab. Er galt als unmoralisch - genau wie die "Rock 'n' Roll"-Musik. Wer Boogie lernen wollte, musste dazu direkt in die Tanzclubs gehen und ihn in Hinterzimmern von anderen Tänzern lernen. Ende der 50er Jahre wurde aus dem Boogie-Woogie schließlich der Rock 'n' Roll. Verantwortlich für den neuen Namen waren auch die Jugendlichen. Sie wollten sich damit von ihren Eltern abgrenzen.

Rock war auf einmal viel cooler

Mit dem Ende der großen Zeit des Rock 'n' Roll nahm zunächst auch das Interesse am Tanz ab. Rock, wie ihn die "Beatles" oder die "Rolling Stones" spielten, war auf einmal viel cooler und die Jugendlichen der 50er jetzt selbst erwachsen. Erst in den 70er und frühen 80er Jahren entdeckten Tänzer und Vereine die Musik und damit den Tanzstil wieder.

Zu dieser Zeit begannen die Tänzer auch Rock 'n' Roll und Boogie-Woogie voneinander zu unterscheiden: Rock 'n' Roll nannte man es, wenn die Tänzer dramatische Hebe- und Wurf-Figuren auf der Tanzfläche vollführten. Den Tänzern war aber auch schnell klar, dass man einen so komplizierten und anspruchsvollen Tanz außerhalb der Turniere so gut wie gar nicht mehr tanzen konnte. Dafür gab es den Boogie-Woogie. Hier konnten die Tänzer ihre Partner zwar heben, mussten es aber nicht. Vor allem durften sie machen, was sie wollten.

Das ist es auch, was Lisa am Boogie-Woogie so fasziniert. "Ob im Turnier oder zum Spaß, die Tänzer improvisieren viel und haben viel Freude", sagt sie. "Beim Tanzen hat eigentlich jeder ein dickes Grinsen im Gesicht."

Lisa hat mit fünf Jahren angefangen. "Wir waren beim Fasching und haben uns die Pink Panther, einen Landshuter Boogie-Woogie Club, angesehen", erzählt sie. "Nach dem Auftritt habe ich dann zu meinem Papa gesagt, dass ich auch so tanzen will." Lisas Vater reagierte zunächst mit einem klaren "So a Schmarrn!". Als ihn seine Tochter dann aber wieder und wieder fragte, brachte er sie schließlich zum Training. Oder, wie Lisa frotzelnd sagt: "Er hat mich abgegeben." Mittlerweile sind auch ihre Eltern Mitglieder bei Pink Panther. Und Lisa gehört zu den Vorzeigetänzern.

Wochendosis Lindy Hop

Das heißt für sie natürlich jede Menge Training. Mit der Schule lässt sich das aber ganz gut vereinen, erzählt sie. Getanzt wird in der Freizeit: Auch, weil sie neben dreimal Boogie-Woogie einmal pro Woche Lindy Hop trainiert.

Lindy Hop ist so etwas wie der Großvater des Boogie-Woogie. Er wurde in den 20er und 30er Jahren erfunden.

Zum Lindy Hop ist Lisa über eine Gruppe ehemaliger Pink-Panther-Tänzer gekommen. Beide Gruppen sind froh, junge Tänzer wie Lisa zu haben, die bei den Auftritten mitmachen. Denn auch, wenn seit ein paar Jahren immer mehr junge Menschen Lindy Hop und Boogie-Woogie für sich entdecken - es könnten gerne mehr sein. Das findet auch Lisa - sie engagiert sich deshalb in der Jugendarbeit der Pink Panther. In ihren Schnupperstunden zeigen sie und ihr Tanzpartner Alessio Kindern erste Boogie-Schritte und vor allem, dass Tanzen richtig Spaß machen kann. Im Idealfall machen die Kleinen es nach dem Ende der Stunde genauso wie Lisa und fragen ihre Eltern auch so lange, bis diese sie beim Training vorbeibringen.

Electroswing lässt niemanden stillsitzen: DJ Vincent Fries erklärt den Trend

Spätestens seit Parov Stelar tanzen Clubbesucher zu einer Stilrichtung namens Electroswing. Auch in der Fernseh-Werbung findet sich immer wieder Musik aus diesem Genre. DJ-Europameister und DJ-Vize-Weltmeister, Vincent Fries aus Hallbergmoos, erklärt den Trend der elektronischen Musik: "Electroswing ist die Verwendung einer Auswahl von Swing-Musik aus den 20er und 30er Jahren innerhalb neumodischer elektronischer Musik." Seit etwa 25 Jahren gebe es diese Stilrichtung: "Damals nannte man das noch Acid Jazz oder auch Trip Hop. Erst in den letzten fünf oder sechs Jahren kam der Begriff Electroswing auf." Der österreichische DJ Parov Stelar gilt als einer der Begründer des Genres. "Weitere Vertreter sind zum Beispiel Klaus Waldeck, der fast von Beginn an in der Szene aktiv ist und Gramophonedzie. Das ist ein serbischer DJ, den ich persönlich auch sehr gerne mag." Fans der Szene findet man eher in kleineren Clubs, "in denen musikkundiges Publikum verkehrt." Für Vincent Fries handelt es sich bei Electroswing um eher "anspruchsvollere Musik", die momentan einen Aufschwung erlebt.

Der DJ glaubt nicht, dass sich Electroswing demnächst groß verändern wird: "Sonst wär's kein Electroswing mehr. Jedoch könnten sich neue Unterarten bilden."

Ralph Huber hat Parov Stelar dieses Jahr nach Straubing geholt. Er ist Veranstalter des Bluetone-Festivals und begeistert vom Electroswing: "Das Besondere ist der Spannungsbogen zwischen großen alten Hits, verpackt in ein neues Gewand. Melodien, die jeder schon mal im Ohr hatte, werden zum Klangerlebnis, das uns auch auf den Tanzflächen mitreißt."

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Viermal pro Woche trainiert Lisa...

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...Boogie-Woogie und Lindy Hop.

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Warum? Tanzen macht einfach...

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...riesigen Spaß.

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Für DJ Vincent Fries ist Electroswing eine anspruchsvolle Musik, die gerade einen Aufschwung erlebt.

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Der DJ Parov Stelar bei seinem Auftritt in Straubing.