Interview
Verständnis zeigen: Eine Ärztin erklärt die Krankheit Morbus Crohn
28. Juli 2015, 8:00 Uhr aktualisiert am 28. Juli 2015, 8:00 Uhr
Morbus Crohn ist eine der zwei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Betroffene haben Entzündungen im Magen-Darm-Trakt und häufig wässrigen Durchfall. Wie jemand, der von der Krankheit betroffen ist, durchs Leben geht und damit umgeht, erklärt Dr. Daniela Maurer-Solcher im Gespräch mit Freistunde. Sie ist Leiterin einer Praxis für Darmerkrankungen und Innere Medizin in Straubing.
Frau Dr. Maurer-Solcher, wie werden Morbus-Crohn-Patienten behandelt?
Dr. Daniela Maurer-Solcher: Sie bekommen Medikamente, die sie dauerhaft einnehmen müssen. Denn, wenn sie sie absetzen, kann die Krankheit, die ja in Schüben auftritt, wieder kommen. Es hängt dabei immer davon ab, wie stark die Entzündungen im Darm sind. Man geht nach einem Stufenschema vor: Anfangs bekommt der Patient Tabletten. Hilft das nicht, gibt es Infusionen oder Spritzen.
Wie erleben Sie Betroffene?
Das ist unterschiedlich. Manche ignorieren ihre Erkrankung oder gehen locker mit ihr um. Andere wiederrum ziehen sich zurück. Vor allem junge Menschen fühlen sich hilflos, wenn sie die Diagnose Morbus Crohn erhalten.
Wie sollte man mit jemandem umgehen, der an Morbus Crohn erkrankt ist?
Im Idealfall lebt ein Betroffener, der in Behandlung ist, ganz normal wie ein gesunder Mensch auch. Im Grunde sollte man aber mit ihnen umgehen wie mit guten Freunden auch. Man sollte Verständnis zeigen und nicht kommentieren, wenn jemand zum Beispiel gleich nach dem Essen auf die Toilette muss. Aber auch zu viel Verständnis ist falsch. Zu viel Rücksicht erinnert ihn an seine Krankheit. Und auf keinen Fall sollte man einen Betroffenen als Kranken definieren.
Ist Morbus Crohn heilbar?
Nein. Und ich traue mich auch nicht zu sagen: Noch nicht. Denn eine Heilung ist bisher nicht in Aussicht. Aber Betroffene können damit ein Leben lang zurechtkommen, weil Morbus Crohn oft für längere Zeit still steht. Das heißt, die Erkrankten haben für mehrere Jahre keine Probleme. Leider müssen sie dauerhaft Medikamente nehmen und das wünscht sich keiner.