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„Versteckte Weihnachten“ - eine Kurzgeschichte zu den Feiertagen

Wo ist denn nur das Geschenk? Neugierige Kinder sind immer auf der Suche nach dem Versteck der Eltern. Doch was passiert, wenn sie es tatsächlich mal finden?


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„Jingle bells, jingle bells, jingle all the way ...“

Ich werfe genervt meinen Stift auf den Küchentisch. Ich bin für jede Ablenkung dankbar, die mich von den Mathehausaufgaben abhält, aber mein schief singender, kleiner Bruder ist einfach zu lästig.

„Boah, kannst du mal aufhören?“, fahre ich ihn an.

Tino stoppt, zuckt mit den Schultern und drückt weiter auf seinem Handy herum. Da biegt Mama in die Küche. „Ihr kommt auch wirklich klar?“

„Jaha“, antworten wir synchron.
„Gut. Wir sind auf dem Handy erreichbar“.
„Jetzt geht schon“, scheuche ich meine Eltern aus dem Haus.

Sie haben es sich zur Tradition gemacht, sich in der stressigen Vorweihnachtszeit eine kleine Auszeit zu nehmen und Essen zu gehen.
Ich begrüße das. Jetzt kann ich machen, was ich will. Endlich den Liebesfilm gucken, den ich schon so lange sehen will. Fast. Wenn Tino nicht wäre. Aber gut, alles hat seinen Preis.

„Schau mal, was ich hier habe“, sagt er plötzlich mit verschlagenem Lächeln und hält einen Zettel hoch.

Ich verdrehe die Augen. „Das Passwort für deine Manga-App?“ Tino inhaliert Mangas. Ich kann nicht verstehen, was er an Büchern mit Bildern findet, aber so konnte ich wenigstens mein Streaming-Abo rausschlagen, wenn unsere Eltern schon seines für Mangas übernehmen.

Er wirft mir das Papier hin. Und ich kann nicht widerstehen. Darauf steht: „Weihnachtsgeschenke: besseres Versteck Dachboden.“

„Was soll das?“
„Habe ich in einer Schublade in Mamas Büro gefunden“, sagt er stolz.

Ich lese erneut, will gar nicht wissen, warum er im Büro rumgeschnüffelt hat, was eigentlich verboten ist.

„Sie hat die Weihnachtsgeschenke auf dem Dachboden versteckt“, wiederholt Tino, was auf dem Zettel steht. „Wir könnten uns das doch mal ansehen.“

Ich presse die Lippen fest aufeinander. Dieses Jahr wünsche ich mir eine Lidschattenpalette einer besonderen Marke. Alle meine Freundinnen haben Produkte davon, auch ich will endlich damit auffahren können. Ich will sie unbedingt, daher ...

„Wir sollten zumindest überprüfen, ob da oben auch wirklich alles in Ordnung ist“, sage ich langsam, was Tinos Augen sofort zum Strahlen bringt. Schon springt er auf.

Wir klappen die Treppe zum Dachboden herunter. Tino drängt sich vor, er will der Erste sein. Oben angekommen, rümpfe ich die Nase. Überall Spinnweben, Dreck und tote Fliegen. Mit spitzen Fingern inspiziere ich Mamas altes Bücherregal mit „Hanni und Nanni“-Ausgaben.

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Verstecken sich die Geschenke auf dem Dachboden?

„Hast du schon was?“, fragt Tino nach einer Weile.
„Nee.“
Langsam werde ich ungeduldig.
Ich durchforste gerade einen Kistenstapel mit Babyklamotten, als Tino aufgeregt nach mir ruft.

Ich gehe zu ihm. Er sitzt auf dem Boden und hält eine große Schachtel in den Händen, auf der unsere Namen stehen. Aufgeregt schüttelt mein Bruder sie hin und her und es scheppert leicht darin.

Ich weiß, wir übertreten eine Schwelle, aber egal. Ich ziehe mit vor Aufregung pochendem Herzen den Deckel weg. Doch statt Computerspiel und Palette wartet eine weitere Kiste auf uns. Ich hebe auch hier den Deckel hoch. Noch eine Schachtel.

„Hä?“, fragt Tino. „Wo sind unsere Geschenke?“

Ich kann es auch nicht verstehen. Gut, die Sachen sind nicht besonders groß, vielleicht braucht Mama die Schachteln noch für etwas anderes und hat alles ineinander gestapelt?

Deckel um Deckel öffne ich, wie bei Matroschka-Puppen, und die Schachteln werden immer kleiner. Endlich erreichen wir die letzte. Theoretisch würden eine Geschenkkarte und eine kleine Palette Platz darin finden.

Tino, aufgewühlt und erwartungsvoll, reißt am Deckel. Pech gehabt.

„Statt eure neugierigen Augen am Dachboden zu verschwenden, wie wäre es stattdessen mit Zimmer ausmisten?“, steht auf einem Zettel in der kleinen Box.

Verärgert schmeißt er alles von sich und ruft: „Das ist voll gemein!“

Mich durchflutet ebenso Enttäuschung, auch wenn ich sie nicht so heraushängen lasse wie Tino. Der lässt einfach alles liegen und stapft zurück nach unten. Ich räume auf und folge ihm.

„Du weißt aber schon, dass du dir vor Mama nichts anmerken lassen darfst?“, sage ich zu ihm. Tino reagiert nicht.
„Hallo?“
„Ja!“
Beleidigt knallt er seine Zimmertür zu. Ich weiß, dass er so schnell nicht herauskommen wird.

Wow, mit der Ruhe klappt es ja schneller als gedacht. Obwohl ich mich überlistet und mies fühle und wirklich gerne gewusst hätte, ob mein Wunsch sich erfüllt.

Ich lasse Matheaufgaben Matheaufgaben sein und werfe mich auf die Couch. Endlich kann ich den Liebesfilm anschauen, gegen den sich immer alle wehren.