Tarzan wird 100
Virtuelle Lianen - Tarzan kommt zurück ins Kino
6. September 2012, 14:57 Uhr aktualisiert am 6. September 2012, 14:57 Uhr
Die Lianen gibt es noch, aber nicht nur der Schrei ist ein anderer. Wenn 2013 Tarzan wieder in die Kinos kommt, wird sich einiges an ihm verändert haben. Moderner, jünger und computeranimiert soll der Urwaldkrieger werden, wenn er im kommenden Jahr zu seinem 100. Geburtstag auf neue Abenteuer geht. Wie genau die Produzenten von Constantin-Film es geschafft haben, den Disney-Studios die Lizenzen für den Tarzan-Stoff abzuluchsen, wollte Drehbuchautor und Produzent Reinhard Klooss verständlicherweise nicht verraten, als er auf dem Gelände der Bavaria Filmstudios in München zu einem Setbesuch einlud.
Dort, im größten Motion-Capturing-Studio der Welt, turnen auf etwa 300 Quadratmetern in einem so genannten Bewegungserfassungsraum Schauspieler, Parkours-Künstler und Stuntmen an Springböcken und Sportgeräten herum. Um die Figuren so realistisch wie möglich darzustellen, bekommen die Schauspieler und Stuntmen viele kleine Punkte auf Gesicht und Körper verteilt, mit denen Kameras ihre Bewegungen erfassen. Die Daten kommen direkt in einen Computer, der aus den Informationen Modelle errechnet. Später legt ein Animator über dieses Modell das Aussehen einer Figur - zum Beispiel das von Tarzan, wie er gerade an einer Liane schwingt. So entstand beispielsweise auch schon die Kreatur Gollum in den "Herr der Ringe"-Filmen. Mit ihren Bewegungen geben die Schauspieler den Animatoren - "Tarzan 3D" wird nämlich ein computeranimierter Film - die Vorlagen, aus denen dann die Figuren für den Film entstehen. Doch die Figuren werden durch diese Methode nicht nur realistischer, es ist auch wesentlich günstiger, so eine Figur laufen oder klettern zu lassen, als wenn ein Animator alles von Hand zeichnen müsste.
Geschult in Gorilla-Bewegungen
Allein acht Darsteller sind dazu vier Wochen lang in Gorilla-Bewegungen geschult worden. "Gorillas bewegen sich anders als Menschen. Unsere Kletterkraft kommt aus den Beinen, ihre aus den Armen", erklärt ein Bewegungs-Coach in einem Filmeinspieler, während die Männer und Frauen um ihn herum brüllen und sich auf die Brust klopfen. Der Dschungel, in dem Tarzan und seine Affenfamilie leben, kommt erst später dazu. Insgesamt 150 Leute umfasst die Filmcrew, die in der etwa 3000 Quadratmeter großen Halle des Studios 12 mit dem Film beschäftigt ist.
Tarzan war der erste Ökokrieger
Reinhard Klooss betont, dass Tarzan trotz seiner knapp 100 Jahre als Held noch lange nicht ausgedient hat. "Tarzan war der erste Ökokrieger. Der erste Held, der sich für die Natur einsetzte", sagte er. Trotzdem wollen er und sein Team dem Helden auch neue Facetten abgewinnen, ihn jünger und moderner machen. "Tarzan 3D" ist in der modernen Zeit angesiedelt, nicht Ende des 19. Jahrhunderts wie die Buchvorlage. "Für die Hintergründe haben wir im Dschungel von Uganda und im Kongo recherchiert und die Szenerien dann magisch überhöht", sagt Klooss. Herausgekommen sind spektakuläre Bilder, vor denen Tarzan seine Abenteuer bestellt. Im Film wird Tarzan auch wesentlich jünger sein als in den Geschichten und alten Kinofilmen. Das Publikum wird ihn im Alter von fünf, 14 und 19 Jahren sehen.
Ein neuer, junger Tarzan in einer modernen Welt: Vielleicht hat man sich auch deshalb zwei Jungstars als Synchronsprecher von Tarzan und Jane ausgesucht. Ihre Rollen übernehmen Spencer Locke, bekannt aus "Resident Evil: Afterlife", und "Twilight"- Nebendarsteller Kellan Lutz. Die beiden Schauspieler zeigten sich im Pressegespräch von ihren Rollen begeistert. Und passen zu ihren Filmrollen. Kellan Lutz sieht sich als echter Naturjunge, dem es durchaus gefallen würde, auch persönlich einmal im Dschungel ausgesetzt zu werden. "Ich liebe die Natur und die Tiere", sagt er. Aber auch dem Dschungel der Großstadt kann er einiges abgewinnen, sofern man ihm die Möglichkeit gibt, wieder in der Natur Kräfte zu tanken.Übrigens verbindet ihn ein ganz besonders Erlebnis mit den Bavaria Filmstudios. Im Gespräch outet sich Lutz als Fan der "Unendlichen Geschichte" und von Glücksdrache Fuchur. "Als ich herausgefunden habe, dass man ihn auf dem Gelände sehen und reiten kann, habe ich das sofort gemacht", sagt er.
Kindheitstraum erfüllt
Spencer Locke kann dagegen nur wenig auf die Segnungen der Zivilisation verzichten, genau wie ihr Filmcharakter Jane. Angst, in dem vollständig computeranimierten Film vielleicht nur eine Nebenrolle zu spielen, haben beide nicht. "Auf gewisse Weise kann man sich in einem Animationsfilm als Schauspieler noch mehr verwirklichen als in einem echten Film", meint Spencer Locke. Und Kellan Lutz findet es gut, weniger Zeit in der Maske dafür mehr Zeit mit dem eigentlichen Spiel verbringen zu können. Und noch etwas verrät der Schauspieler: Nämlich, dass er sich mit dem Film einen Kindheitstraum verwirklichen konnte. "Als kleiner Junge wollte ich immer Feuerwehrmann werden - oder Tarzan", sagt er. Das mit Tarzan hat er jetzt ja schon einmal geschafft.
Von Sebastian Geiger