Berufsportrait: Schreiner
Von der Skizze zum fertigen Möbelstück
1. August 2014, 15:45 Uhr aktualisiert am 1. August 2014, 15:45 Uhr
Es ist das kreative Arbeiten mit dem Werkstoff Holz, das sie begeistert. Sie fertigen individuelle Einzelstücke, keine Möbel von der Stange. Kristin und Dennis, beide 18 Jahre, lernen den Beruf des Schreiners. Ihre Arbeit beginnt mit dem ersten Bleistiftstrich einer Papierskizze und endet in einem fertigen Möbelstück.
Kristin Wildfeuer aus Gleißenberg und Dennis Artmann aus Cham stehen erst am Anfang ihres Berufslebens. Allzu große betriebliche Erfahrungen haben sie noch nicht gesammelt, denn bei den Schreinern heißt es: Nach der Schule ist vor der Schule. Nach der Mittleren Reife mussten Kristin und Dennis ihr komplettes erstes Lehrjahr hindurch noch einmal die Schulbank drücken - ausgenommen ein zweiwöchiges Praktikum in ihrem Ausbildungsbetrieb. Für die Schreiner im Landkreis Cham fand bisher dieses Berufsgrundschuljahr, kurz BGJ, in Waldmünchen statt, ab September in Furth im Wald. Die Schüler lernen die unterschiedlichen Holzarten kennen und die vielen Techniken, mit denen Holz verarbeitet oder mit anderen Werkstoffen verbunden wird.
Erstes Lehrjahr findet in der Schule statt
Neben gewöhnlichen Fächern wie Deutsch, Sozialkunde, Religion oder Sport gibt es den fachlichen Unterricht, zweimal wöchentlich Theorie, täglich Praxis. Was hier in nur einem Jahr entsteht, spricht für das handwerkliche Geschick der Jugendlichen: Tablett, Kinderstuhl, Spiegelrahmen, Tisch, Schlüsselbrett, Vielzweckkiste. Besonders stolz sind Kristin und Dennis auf ihre Projektarbeit am Ende des BGJ. Die angehenden Schreiner sollen dabei ihrer Kreativität freien Lauf lassen: zwei Wochen Planung, zwei Wochen Bauphase und am Ende eine Jury, die die Werke beurteilt. Kristin fertigte einen Hängeschrank aus Nussbaum und Ahorn mit LED-Beleuchtung und Glasböden. Der Jury war dieses Möbelstück am Ende einen Geldpreis wert. Dennis entschied sich für Mahagoni und baute aus diesem Holz ein Hänge-Sideboard mit Schiebetüren und LED-Beleuchtung.
Jetzt geht es in den Ausbildungsbetrieb
Im September beginnt für beide das zweite Lehrjahr und damit die betriebliche Ausbildung: vier Tage im Ausbildungsbetrieb, ein Tag in der Berufsschule. Bei Kristin und Dennis ist die Vorfreude groß, zum einen weil sie jetzt endlich die Schulbank gegen die Werkbank tauschen dürfen, zum anderen weil sie nun Geld verdienen. "Ich glaube, es würden viel mehr den Beruf des Schreiners lernen, wenn es dieses Berufsgrundschuljahr nicht geben würde, in dem man kein Geld verdient", ist sich Kristin sicher. Doch sowohl sie als auch Dennis konnte das BGJ nicht von ihrem Traumberuf abhalten. "Ich wollte unbedingt etwas mit Holz machen, Holz kann so vielseitig eingesetzt werden. Ein typischer Mädchenberuf kam für mich nicht in Frage", denkt Kristin zurück. Und auch Dennis wollte schon immer Schreiner werden, schaute er doch von Kindesbeinen an seinem Vater, der ebenfalls Schreiner ist, in der Werkstatt über die Schultern. Und so ganz ohne Verdienst stand Dennis im ersten Lehrjahr nicht da, nutzte er doch die Schulferien, um in seinem Ausbildungsbetrieb mitzuhelfen und erste Erfahrungen zu sammeln.
Ein Arbeitstag in der Schreinerei
Dennis hat sich bewusst eine kleine Schreinerei ausgesucht, um möglichst vielseitig tätig werden zu können, vom Fenster bauen über das Fertigen von Treppen bis hin zum Entwerfen und Fertigen von Möbelstücken. "In der Werkstatt sind nur zwei Gesellen und ich und natürlich der Chef." Durch die vielen Praktika weiß Dennis genau, was in den nächsten Monaten auf ihn zukommt. Sein Arbeitstag beginnt täglich um 7 Uhr in der Werkstatt, wenn der Chef die Arbeiten verteilt. "Ich werde anfangs vor allem der Handlanger für den Gesellen sein und ihm zum Beispiel das benötigte Holz bringen", kennt Dennis sein Aufgabengebiet. Löcher bohren, schleifen, Fertigtüren zusammenbauen sind weitere Tätigkeiten im ersten Jahr im Betrieb. Auch zu Baustellen wird Dennis mitfahren dürfen. Dann allerdings beginnt sein Arbeitstag bereits um 6 Uhr morgens, schließlich müssen noch Werkzeug und Material aufgeladen und einige Kilometer Fahrtstrecke zurückgelegt werden. Gearbeitet wird etwa bis 16.30 Uhr, mittags gibt es eine halbe Stunde Pause. Ähnlich ist es bei Kristin. Dadurch dass sie in einem größeren Betrieb lernt und die Baustellen hauptsächlich im Ausland sind, wird sie allerdings in ihrem zweiten Lehrjahr fast ausschließlich in der Werkstatt sein.
Jedes Möbelstück ist ein Unikat
Auf was sie sich am meisten freuen? Kristin freut sich darauf, "mir irgendwann meine eigenen Möbel bauen zu können, ganz individuelle Stücke nur für mich." Und Dennis fügt hinzu: "Beim Möbelbau kann man sehr kreativ sein und auf die speziellen Wünsche der Kunden eingehen. Und wenn dem Kunden das Stück dann gefällt, macht mich das glücklich." Außerdem könne man am Ende des Tages das schöne Gefühl genießen, etwas geschaffen zu haben, auf das man stolz sein kann.
Für beide steht bereits fest, dass sie sich in ihrem Beruf weiter entwickeln wollen. Kristin möchte, nachdem sie ein paar Jahre als Gesellin gearbeitet hat, eventuell Innenarchitektur studieren oder ihren Meister machen.
Auch Dennis möchte zunächst Erfahrungen als Geselle sammeln, ehe er den Meisterbrief anstrebt. "Und dann schau ma mal, was sich ergibt." Jetzt allerdings genießen beide erst einmal ihre Ferien - ein Vorteil des Berufsgrundschuljahres!