Spieletipp
Was das Herz begehrt
15. Mai 2013, 12:36 Uhr aktualisiert am 15. Mai 2013, 12:36 Uhr
"Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin" ist ein Beweis dafür, dass die Spielebranche erwachsen geworden ist. Wo viele andere Games nur unterhalten wollen und Innovationen mit modernerer Grafik und höherem Gewaltgrad gleichgesetzt werden, besinnt sich das Japano-Rollenspiel auf alte Tugenden und zeigt, dass es auch anders geht: mit viel Fantasie und echten Gefühlen.
Oliver ist noch ein Kind, als seine Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt. Der Junge wird zum Waisen. Er versinkt in Einsamkeit, Trauer und Schuldgefühlen. Doch als er mit seinen Tränen eine kleine Puppe benetzt, die ihm seine Mutter geschenkt hat, ändert sich alles. Die Stofffigur entpuppt sich als Tröpfchen, Großfürst der Feen, von einem bösen Fluch in ein Spielzeug verwandelt. Von Tröpfchen erfährt Oliver, dass die Welt der Menschen und die der Magie verbunden sind. Von Hoffnung getrieben, begibt sich Oliver mit Tröpchen auf eine lange und gefährliche Reise, um seine Mutter wieder zurückzuholen.
Das ist die Geschichte von "Ni No Kuni". Und das Spiel schafft, woran viele andere Games scheitern: Es erzählt seine Geschichte so, dass der Spieler mitfühlt.
Auf den ersten Blick ein Spiel für Kinder, ist "Ni no Kuni" um einiges erwachsener als so manches Rollenspiel ohne Jugendfreigabe. Wo sich selbst traditionsreiche Serien wie "Final Fantasy" dem Zeitgeist beugten, Grafik, Kampfsystem und Gameplay über die Geschichte stellten, geht "Ni No Kuni" den entgegengesetzten Weg und besinnt sich auf alte Tugenden. Die Geschichte, die Charaktere und deren Gefühle stehen im Vordergrund.
RPG mit allem, was dazu gehört
Doch "Ni No Kuni" ist immer noch ein Rollenspiel - mit allem was dazugehört. Zaubersprüche, Alchemie und Verbündete fehlen ebenso wenig wie Kämpfe, Quests oder Erfahrungspunkte. Das Kampfsystem, bei dem der Spieler besiegte Kreaturen zähmen kann, so dass sie ihn begleiten und später für ihn kämpfen, ist taktisch ausgereift, leicht zu lernen und dennoch komplex. Die Spielwelt ist abwechslungsreich, die Anime-Grafik wunderschön.
Man merkt, dass "Ni No Kuni" sich hier an anderen Vorbildern orientiert hat. Das Kampfsystem erinnert an "Pokemon", das Gameplay weckt Erinnerungen an "The Legend of Zelda" und die Geschichte lässt Parallelen zu "Kingdom Hearts" erkennen: alles Klassiker der japanischen Videospiel-Geschichte.
Und auch "Ni No Kuni" wird in Zukunft als Meilenstein betrachtet werden. Denn das Spiel vereint die besten Tugenden japanischer Spiele in sich - ohne einfach eins zu eins zu kopieren. Hier werden gute alte Ideen aufgegriffen und mit neuen verknüpft - heraus kommt ein Spiel, das in Fachkreisen zurecht als "das schönste Japan-Rollenspiel aller Zeiten und das beste dieser Konsolen-Generation" gepriesen wird. Danke, Bandai Namco, für dieses tolle Geschenk!