[Frei]schreiben!
Was wurde eigentlich ... aus meinem Gedächtnis?
17. August 2009, 15:49 Uhr aktualisiert am 17. August 2009, 15:49 Uhr
Eines gebe ich unumwunden zu: Ich habe Angst vor dem Alter. Nicht wegen der Beschwerlichkeiten, die ein alternder Körper mit sich bringt. Denn sollte ich wirklich ein Gehwägelchen brauchen, werde ich es unter gar keinen Umständen benützen. Nein, ich werde ganz bestimmt nicht mit diesem Ding herumlatschen. Allein wegen den Leuten, die ihren Hund "Lady" nennen und den Hund dann überall, aber vorzugsweise auf die Gehwege machen lassen. Es kommt für jeden der Tag, an dem er in so eine Bombe tritt.
Anstatt ein Gehwägelchen zu kaufen, werde ich eine Ein-Personen-Flugmaschine bauen. So eine mit Flügeln oder Propeller dran, zum Umschnallen. Wenn ich bis dahin gehirntechnisch nicht mehr in der Lage sein sollte, so etwas wundervolles wie die Ein-Personen-Flugmaschine zu bauen, werde ich sie bauen lassen. Nicht weil ich glaube, dass eine ältere Dame, die mit einem Propeller über dem Kopf durch die Luft segelt, wie eine betrunkene Hummel würdevoller aussieht, als eine Alte mit Gehwägelchen. Aber mehr Spaß macht das Hummelsegeln auf jeden Fall.
Aber ich schweife ab. Es geht ja um die Angst vor dem Alter. Diese Angst beruht auf der Tatsache, dass ich jetzt, mit knapp über 20 schon so vergesslich bin, dass es der Sau graust. Zum Beispiel kann ich eine Geschichte - okay eine GUTE Geschichte - ohne Probleme vier Tage hintereinander erzählen. Und zwar jedes Mal dem gleichen armen Tropf, der sie eh schon kennt. "Als ich zum ersten Mal in Wien war", sage ich zum Beispiel und dann bin ich schon zehn Sätze weiter, bevor mich eben jener arme Tropf aufhalten kann. "Das hast du mir schon mal erzählt", sagt der Tropf. "Ach so, echt?", sage ich, in der Hoffnung der Tropf macht einen Witz. Macht der Tropf nie. "Egal. Was ich ja eigentlich erzählen wollte", fange ich die Folgegeschichte der schon bekannten Geschichte an. Die Folgegeschichte habe ich natürlich auch schon drei Mal erzählt. Der Tropf seufzt und blubbert in sein Bierglas hinein, da er sich aus Höflichkeit nichts sagen traut.
Da ich nun diesem vorzeitigen Verfall meiner grauen Zellen vorbeugen will, um nicht alle Leute mit meinen Endlosschleifen-Geschichten zu vergraulen, habe ich mich auf die Suche nach irgendeiner Art von Gehirn-Jogging gemacht. Gehirn-Jogging ist meines Erachtens zwar ein furchtbares Wort, besonders weil ich Sport hasse (ich vermute eine Erbkrankheit dahinter), aber was tut man nicht alles für die geistige Potenz. Hier also meine Erfahrungen, vielleicht helfen sie euch, wenn ihr auch manchmal so matsche in der Birne seid wie ich.
Die elektrische Variante: Irgendeine Form von umfunktionierter Spielkonsole.
Vorteil: Training mit Drill.
Nachteil: Bedienungsanleitungen, Strom-/Batterieverbrauch, noch längere Zeiten vor einem Monitor.
Die Abendvariante: Quizshows.
Hier kann man den Kandidaten vorsagen oder erst gar nichts sagen und dann: "Hab ich doch gewusst." So erscheint man zumindest für andere Leute - sofern anwesend - schlau. In diesem Fall wirkt die Vergesslichkeit nicht blöd, sondern wie die Zerstreutheit eines wahren Genies.
Vorteil: Möglichkeit Allgemeinwissen in sein Hirn zu pumpen, außerdem gibt es Chips.
Nachteil: Man sitzt wieder mal vor irgendeinem Kasten, die Moderatoren sind im Normalfall Nervensäcke, Gefahr eines Wutanfalls wegen unsäglicher Werbepausen.
Die manuelle Variante: Hier stehen an erster Stelle immer noch das gute alte Kreuzworträtsel und Co., dann kommt Sudoku. Zumindest für mich. Erstens mag ich Zahlen halt nicht und zweitens hat das Kreuzworträtsel Tradition. Punktum.
Vorteil: Die Lösung steht (bei Kreuzworträtselheften) hinten drin, schon allein das Wort Kreuzworträtselheft auf seinen Einkaufszettel zu schreiben (wir sind ja noch nicht so weit, als dass man sich alles merken könnte) schult die Kenntnis in Rechtschreibung.
Nachteil: Manchmal vergisst man, wo das Heft liegt, man vergisst, wo der Kugelschreiber liegt und dann hat man keine Lust mehr, weil man den halben Tag gesucht hat. Wenn man ein Heft rumliegen lässt gibt es immer einen, der hineinkritzelt - und zwar meistens die falschen Lösungen.
Ob das Training was gebracht hat merke ich spätestens beim nächsten Geburtstag eine Verwandten/Freundes. Wenn es mir nichts gebracht hat, dann mache ich mich gleich daran diese Ein-Personen-Flugmaschine zu entwerfen. Genau... Und was wollte ich jetzt noch sagen... Mist, vergessen!