"Around the World"

Wie Afra und Christian ihre Reise um die Welt finanzieren


Weltenbummler: Afra Priller (21) und Christian Gutschalk (23).

Weltenbummler: Afra Priller (21) und Christian Gutschalk (23).

Den Rucksack packen und ab in den Flieger - diesen Traum erfüllen sich inzwischen viele. Immer mehr wollen sich dabei aber nicht mehr für ein Ziel entscheiden. Sie möchten gleich die ganze Welt sehen. Weltumrundungstickets sind deshalb gerade der Renner. Afra (21) und Christian (23) sind kürzlich zu einer solchen Reise aufgebrochen. Davor haben sie uns noch erzählt, wie sie das bezahlen und organisieren.

Afra Priller aus Pfeffenhausen lächelt, als sie vor einigen Wochen in die Redaktion kommt. In ein paar Tagen soll es losgehen. Die 21-Jährige und ihr Freund Christian Gutschalk (23) werden in Kürze die Rucksäcke packen und sich auf die erste große Reise ihres Lebens begeben.

Wenn schon weg, dann richtig: acht Flüge in neun Monaten

Der Trip der beiden ist nicht nur eine Reise. Es geht einmal um die ganze Welt. Acht Flüge in neun Monaten: München - Dubai - Neuseeland - Australien - Fidschi - Los Angeles - New York - Reykjavík - München.

Afra und Christian wollten nicht einfach nur verreisen. Wenn, dann richtig dachten sie. Mit diesem Wunsch sind sie aktuell nicht alleine: Immer mehr Jugendliche wollen bei einer Auszeit so viele Ziele wie möglich ansteuern. Eine solche Weltreise kann man auf eigene Faust zusammenstellen oder zum Beispiel beim Reiseanbieter "STA Travel" als Paket buchen. Das Ganze nennt sich "Around the World"-Ticket. Anders als der Name zunächst vermuten lässt, ist das jedoch nicht ein Ticket, mit dem man hin fliegen kann, wo man will. Vielmehr bucht man wie bei einer individuellen Reise einzelne Flüge, hat aber dabei den Vorteil, zu verhältnismäßig geringen Gebühren umbuchen zu können. Das ist vor allem für jene interessant, die noch nicht genau wissen, wie lange sie an einem Ziel bleiben wollen. Der Reiseanbieter schlägt fixe Routen vor, die sich aber auch abändern lassen.

Afra und Christian haben sich für dieses "Around the World"-Ticket entschieden. 2300 Euro pro Person müssen sie für die Flüge bezahlen. Weitere 4 000 Euro kostet der Camper, den sie für ihren Trip durch Neuseeland mieten. Hinzu kommen die Kosten für Hostels, Verpflegung, Ausflüge und vieles mehr. Insgesamt rechnen sie mit 10 000 Euro pro Person.

Ziel: danach nicht völlig pleite sein

Doch wie finanzieren Jugendliche wie Afra und Christian eine solche Reise und wie lässt sie sich mit Arbeit oder Studium verbinden? Afra erzählt, dass sie vor Kurzem ihre Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau beendet hat. Noch während der Lehrzeit habe sie beschlossen, danach etwas anderes zu machen und diesen Wechsel für die Reise zu nutzen. Als sie sich verliebt, ist sie froh, dass sich auch ihr Freund Christian schnell für den Gedanken erwärmen konnte. Christian ist Zimmerer und hat einen festen Job. Den wollte er nicht verlieren. "Aber dann haben wir das Ticket einfach gebucht", erzählt der 23-Jährige. Erst danach ging Christian zu seinem Vorgesetzten. "Ich hätte zur Not eben gekündigt und mir danach etwas Neues gesucht." Doch sein Chef reagierte locker und bot ihm an, unbezahlten Urlaub zu nehmen.

Bleibt noch die Frage der Finanzierung: "Ich arbeite, seit ich 16 Jahre alt bin, und habe immer ein bisschen etwas auf die Seite gespart", sagt Christian. Bei Afra war das ähnlich. Außerdem möchten die beiden in Australien arbeiten. "Ich könnte bei der Weinernte helfen, Christian als Handwerker jobben", sagt Afra. 70 Prozent des Geldes, das sie benötigen, haben die beiden vor der Reise. 30 Prozent müssen sie sich währenddessen dazu verdienen. "Vielleicht ist es ja sogar etwas mehr und wir sind nicht total pleite, wenn wir wieder zurückkommen", sagt Christian und lacht.

Vier Wochen später: mit Reisefieber infiziert

Kurz nach dem Gespräch in der Redaktion sind Afra und Christian in den Flieger gestiegen. Jetzt gerade sind sie mit dem Camper auf dem Weg von Auckland nach Christchurch. Sie schicken Fotos in die Redaktion. "Uns gefällt es sehr gut, die Landschaft ist überwältigend und die Menschen sind supernett", schreiben sie. Im September werden sie zurück sein. Eines stand für Afra und Christian übrigens schon vor Reiseantritt fest: "Das wird sicher nicht unsere einzige Reise bleiben."

Weltreisen liegen im Trend - Interview mit einem Experten

Auslandsaufenthalt war gestern, Globusumrundung ist heute: Warum ist das so und wie finanzieren junge Leute diese Reisen? Wir haben Tobias Rojek gefragt. Er ist Büroleiter des "STA Travel"-Reisebüros in Regensburg und viel in Kontakt mit Globetrottern.

Einmal rund um den Globus, das wollen immer mehr junge Leute. Woran liegt das?

Tobias Rojek: Viele machen eine solche Reise vor dem Studium. Wir haben pro Woche im Schnitt zwei bis drei Anfragen für "Around the World"-Tickets. Mit zunehmender Tendenz.

Eine normale Reise ist schon teuer. Aber wie finanzieren Jugendliche denn eine Weltreise, die ja viel mehr kostet?

Es ist erstaunlich, wie viel die Jugendlichen während der Schulzeit arbeiten. Oft unterstützen sie auch die Eltern. Sie finden, die Kinder sollen raus, bevor es ins Studium geht. Manchmal gibt es auch ein Sparbuch, und ab und zu legt die Oma noch etwas drauf.

Wie viel Geld geben die Jugendlichen durchschnittlich für ein "Around the World"-Ticket aus?

Zwischen 1.600 und 2.300 Euro. Dazu kommen Verpflegung und Unterkunft.

Wie viele Reisende planen dabei eine Arbeitszeit ein, zum Beispiel als Erntehelfer?

Das machen die meisten, da sie das Geld brauchen. Viele schätzen auch die Erfahrung, im Ausland zu arbeiten und sich die Reise selbst finanziert zu haben.

Wie lange sind die Reisenden in der Regel unterwegs?

Zwischen zwei und 18 Monaten. Meistens reisen sie zwölf Monate.

Früher war ein Auslandsaufenthalt etwas, das man während des Studiums gemacht hat. Hat sich das verlagert?

Ja, ein längerer Auslandsaufenthalt wird mittlerweile eher vor dem Studium gemacht. Das hat sicher etwas mit den veränderten Studienbedingungen und dem früheren Abi zu tun. Viele sagen sich, ich habe noch Zeit, ich muss nicht sofort mit dem Studium anfangen und mit 23 Jahren fertig sein. Die Mentalität war früher anders. Man wollte erst etwas lernen und dann weg. Jetzt ist das eher umgekehrt.

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Afra und Christian bei einer Wüstensafari in Dubai.

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Afra und Christian bei einer Wüstensafari in Dubai.

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Hier ist das Paar mit einem Camper in Neuseeland unterwegs.

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Hier ist das Paar mit einem Camper in Neuseeland unterwegs.

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Hier ist das Paar mit einem Camper in Neuseeland unterwegs.

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Hier ist das Paar mit einem Camper in Neuseeland unterwegs.