Gäubodenvolksfest
Für Terrorangst ist hier kein Platz
17. August 2017, 18:00 Uhr aktualisiert am 17. August 2017, 18:00 Uhr
Berlin, Würzburg, Ansbach: Der Terror ist auch in Deutschland längst zur allgegenwärtigen Gefahr geworden. Eine Gefahr, die man nie zu 100 Prozent in den Griff bekommen kann, so der Tenor von führenden Politikern, Polizei und Veranstaltern. Was aber haben diese Anschläge in den Köpfen der Bürger bewirkt? Wie geht man damit um? Wir haben bei Besuchern am Gäubodenvolksfest in Straubing ein Stimmungsbild eingefangen.
Rund 1,4 Millionen Menschen strömen jährlich auf das "Trumm vom Paradies" am Festplatz Am Hagen. Eine Menschenmenge, bei der man unmöglich jeden Einzelnen im Blick haben kann. "Eine hunderprozentige Sicherheit hat man nie", betont deshalb auch Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr. Trotzdem hat sich auch der Rathauschef gegen eine hermetische Abriegelung des Festplatzes entschieden. Damit geht man bewusst einen anderen Weg, als beim Oktoberfest in München. "Wir wollen den Charakter als offenes Fest wahren", betont Pannermayr.
Dennoch hat man auch in Straubing die Konsequenzen aus den Anschlägen in Deutschland gezogen. Die Polizeipräsenz wurde nochmals deutlich aufgestockt, es werden verstärkte Kontrollen durchgeführt, der Festplatz und das Stadtgebiet werden heuer erstmals mit 15 Videokameras überwacht. Und noch eine Neuerung: als Reaktion auf den Lkw-Anschlag von Berlin im Dezember 2016 wurden diesmal beim Gäubodenvolksfest erstmals Betonpoller an einigen Zufahrtsbereichen zum Festplatz aufgestellt.
"Wir glauben weiter an das Gute im Menschen"
Die Betonpoller sollen den Besuchern ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit geben. Dabei haben entsprechende Dekra-Tests längst ergeben, dass auch Betonpoller einen Lastwagen nicht abhalten könnten. Das wissen freilich auch die Behörden. Vielmehr geht es offenbar darum, den Besuchern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, ihnen zu zeigen: "Wir sind da." Und das scheint gut zu funktionieren. Denn auch 2017 strömen die Besucher wieder in Massen aufs Gäubodenvolksfest. Die Feierlaune ist ungebrochen, von Angst keine Spur.
Das Würzburger Ehepaar Anita und Walter Stauder beispielsweise fährt seit fünf Jahren zum Gäubodenvolksfest nach Straubing. Obwohl sie in Würzburg einen Terroranschlag praktisch "direkt vor der Haustür" hatten, hat dies nichts an ihrer Lebenseinstellung geändert. "Sonst bräuchten wir ja gar nicht mehr fortgehen. Genau das wollen die Terroristen ja", betont die 67-jährige Anita Stauder. Und ihr 72-jähriger Ehemann Walter ergänzt: "Wir glauben weiter an das Gute im Menschen."
Wie andere Volksfestbesucher mit der Terrorgefahr umgehen, lesen Sie in der Bildergalerie dieses Artikels.
Auch die Menschen, die tagtäglich über den Festplatz Am Hagen patrouillieren, um für Sicherheit zu sorgen, sind sich natürlich der Gefahren bewusst. "Man hat das schon im Hinterkopf und ist sensibilisiert dafür, aber ich würde mich deswegen niemals verstecken und einen Einsatz auf so einer Großveranstaltung ablehnen", berichtet der 25-jährige Michael Kiefl, der als Einsatzleiter vom Reisinger Festzelt beim Sicherheitsdienst DBS arbeitet. Auch, was den Sicherheitsdienst anbelangt, wurde dieses Jahr seitens der Veranstalter noch einmal deutlich mehr Personal angefordert. Kiefl: "Wir arbeiten da Hand in der Hand mit der Polizei zusammen. Jeden Tag findet eine Lagebesprechung statt. Das klappt gut." Und das 24 Stunden am Tag. "Die Eingänge zum Festplatz sind 24 Stunden lang besetzt", berichtet Kiefl. Für den absoluten Ernstfall eines Anschlags sei man vorbereitet. "Jeder weiß, was er dann zu tun hätte", bekräftigt Michael Kiefl, doch auch er räumt ein: "Hunderprozentige Sicherheit kann niemand gewährleisten."
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