Bei mehr als 1.000 Gästen

Bayern will Veranstaltungen wegen Coronavirus untersagen


Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus will die bayerische Staatsregierung nun drastische Konsequenzen für Großveranstaltungen ziehen. Auch der hiesigen Wirtschaft soll geholfen werden.

Fußball, Basketball, Eishockey - aber auch Konzerte: In den kommenden Wochen müssen sich die Menschen in Bayern auf Begegnungen ohne Publikum oder gar Absagen von Konzerten einstellen. Denn wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus will die bayerische Staatsregierung Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Gästen bis zunächst Karfreitag untersagen. Darauf habe sich der schwarz-orange Koalitionsausschuss am Montag in München geeinigt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen. Die Details sollen am Dienstag in einer Kabinettssitzung beraten und beschlossen werden. Zuvor hatte die "Augsburger Allgemeine" berichtet.

Zunächst einmal blieb unklar, ob die Spiele abgesagt werden müssen. Möglich wäre, dass die Begegnungen ohne Publikum als sogenannte Geisterspiele ausgetragen werden. Bis Karfreitag fallen zumindest für den FC Bayern München das Champions-League-Heimspiel gegen den FC Chelsea am 18. März und die Bundesliga-Partie gegen Eintracht Frankfurt vier Tage später an. Sollten die Münchner in einem möglichen Königsklassen-Viertelfinale am 7./8. April Heimrecht haben, wäre auch dieses Spiel betroffen.

Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit vom frühen Montagabend wurden im Freistaat 39 neue Infektionen nachgewiesen. Damit gibt es in Bayern mindestens 256 Menschen, die positiv auf Sars-CoV-2, so nennen Experten das neuartige Coronavirus, getestet wurden. Darin eingerechnet sind die ersten 14 Infizierten, die allesamt mit dem Autozulieferer Webasto aus Gauting-Stockdorf in der Nähe Münchens in Zusammenhang standen, als auskuriert gelten und wieder aus den Krankenhäusern entlassen wurden. Mit eingerechnet sind zudem drei Bayern, die außerhalb des Freistaats positiv getestet wurden.

Um die von der Ausbreitung des Virus betroffene Wirtschaft zu unterstützen, will der Freistaat seine Bürgschaften für Unternehmen aufstocken. "Wir wollen sogar noch schneller als der Bund unsere eigenen Mittel um 100 Millionen Euro erhöhen", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag. Am Dienstag werde das Kabinett eine entsprechende Erhöhung beschließen. Im Zuge des Nachtragshaushalts 2020 soll eine so genannte Rückbürgschaft zugunsten der LfA Förderbank Bayern in Höhe von 100 Millionen Euro bereitgestellt werden. Sollten bei Unternehmen Kreditausfälle zu verzeichnen seien, würde der Freistaat auf Nachfrage durch die LfA einspringen.

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erwartete eine zweimonatige Pause für Messen im Freistaat. "Ich gehe davon aus, dass in Bayern bis Mitte Mai keinen Messen mehr stattfinden werden", sagte er laut einer Twitter-Nachricht seines Ministeriums vom Montag. Messeveranstalter und Aussteller brauchten Klarheit.

Bei Aldi sorgte auch in Bayern eine Sonderaktion mit Desinfektionsmittel für Andrang. Häufig seien die angebotenen Desinfektionsartikel nach kurzer Zeit ausverkauft gewesen, hieß es von Aldi Süd. Die Verkaufsaktion stand laut Unternehmen nicht im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Sie sei schon vor Monaten geplant worden, betonte eine Sprecherin von Aldi Süd. "Wir haben seit Jahren im März, wenn die Reisezeit beginnt, immer wieder ein Aktionssortiment mit Desinfektionsmittel", betonte sie.

Immer mehr Schulen bleiben wegen der Ausbreitung von Sars-CoV-2 in Bayern geschlossen. Laut Kultusministerium waren es bis Montagmittag 36 von 6.000 Einrichtungen. Eine Verschiebung von Abschlussprüfungen stehe aktuell nicht zur Debatte. "Aber natürlich müssen wir die Situation jeden Tag neu bewerten", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) dem "Münchner Merkur".

Lehrer könnten mit Schülern in einem virtuellen Klassenzimmer in Kontakt treten, Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen und Feedback geben, hieß es aus dem Kultusministerium. "Die Lehrpläne lassen den Lehrkräften ausreichend zeitlichen Spielraum, um die Lernziele auch bei zeitweisen Unterrichtsausfällen zu erreichen."

Mancherorts mussten Kinder daheim bleiben, weil sie in Norditalien im Urlaub waren. Bis zu 25.000 Euro Ordnungsgeld können fällig werden, wenn Eltern sie trotz anderslautender behördlicher Anweisung in die Schule schicken.

Tschechien begann am Montag mit Kontrollen von Einreisenden an den Grenzen zu Deutschland und Österreich: Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken messen an ausgewählten Grenzübergängen stichprobenartig die Körpertemperatur von Reisenden.