Cham

Liste der getöteten Vögel verlängert sich


Die Zahl der im Landkreis Cham vergifteten Raubvögel steigt.

Die Zahl der im Landkreis Cham vergifteten Raubvögel steigt.

Von Redaktion idowa und Pressemitteilung

Schon wieder ist ein Raubvogel Opfer eines Giftanschlags geworden. Der Landesbund für Vogelschutz informierte darüber in einer Pressemitteilung.

Zwei tote Mäusebussarde und 35 tote Stare zählen seit wenigen Wochen zur immer länger werdenden Liste illegal getöteter Wildvögel im Oberpfälzer Landkreis Cham. Seit 2017 wurden dort bereits rund 60 Vögel nachweislich illegal durch Abschuss oder Vergiftung ums Leben gebracht.

Von den nun aufgefundenen Vögeln hat der LBV Proben zur toxikologischen Untersuchung an ein Münchner Universitätslabor geschickt. Das Ergebnis: Bei allen Tierproben wurden Rückstände von Carbofuran, einem hochtoxischen Kontaktgift, nachgewiesen und als Todesursache bestimmt. Das als Insektizid eingesetzte Gift ist seit 2007 in der EU verboten. Unklar ist, ob die getöteten Vögel gezielt ausgelegte Giftköder gefressen haben.

"Genauso wie es die Greifvögel und Stare erwischt hat, stellen möglicherweise ausgelegte Giftköder auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar", warnt LBV-Landesfachbeauftragter Dr. Andreas von Lindeiner. Der LBV hat Anzeige erstattet und mit der Gregor Louisoder Umweltstiftung 1.000 Euro Belohnung für Hinweise an die Polizeidienststelle in Cham ausgesetzt, die zur Ermittlung des Täters führen. Hinzu kommt aktuell ein aufgefundener Schwarzmilan, der ebenfalls Vergiftungserscheinungen zeigt und dessen Überleben derzeit ungewiss ist.

Wegen des Verdachts auf Giftköder appellieren der LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) an alle Eltern im Süden der Stadtgebiete Cham und Roding, ihre Kinder nichts Verdächtiges anfassen zu lassen. Alle Hundehalter sollten ihre Tiere an die Leine nehmen. Denn das hochtoxische Gift Carbofuran wirkt bereits bei Hautkontakt und führt selbst in geringen Dosen zu Krämpfen. "Der Schutz der Öffentlichkeit ist ein zentrales Anliegen wie auch die Aufklärung der Vergiftungsfälle", sagt Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin für Naturschutz. "Wir werden nicht weiter zusehen, wie langjährige Schutzbemühungen um bedrohte, einheimische Tierarten durch illegale Tötung mit qualvollen Methoden - wie Vergiftung - zunichte gemacht werden und dafür sorgen, dass solche Straftaten in Bayern künftig strikter verfolgt werden!"

Seit dem Wochenende befindet sich ein in der Oberpfalz seltener Schwarzmilan zur Pflege im LBV-Zentrum Mensch und Natur in Nößwartling, der ebenfalls Vergiftungserscheinungen zeigt. Der Greifvogel wurde bereits tierärztlich mit einem Gegengift behandelt, sein Überleben ist jedoch ungewiss. "Da der Schwarzmilan im gleichen Gebiet gefunden wurde wie die Mäusebussarde und Stare, kann es sich durchaus um einen Serientäter handeln, der hier regelmäßig hochtoxisches Kontaktgift gezielt ausbringt", so der Leiter des LBV-Zentrums Markus Schmidberger.

Die Aufklärung illegaler Tiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen LBV und die Umweltstiftung auf Hinweise aus der Bevölkerung. "Spaziergänger, die im Raum Cham einen toten Wildvogel auf dem Waldboden oder im Feld finden, können diesen beim LBV-Zentrum oder der Polizei melden", erklärt Schmidberger. Eine Vergiftung kann nur durch Untersuchungen in einem Speziallabor festgestellt werden, was eine gewisse Zeit dauert.

"Die Untersuchung durch die Ludwig-Maximilians-Universität, Abteilung Toxikologie und Pharmazie konnte im aktuellen Fall zweifelsfrei eine Vergiftung der Greifvögel und Stare nachweisen", sagt Schmidberger.

Info:

Bereits 2013 wurden in der Nähe der jetzigen Fundstellen zwei tote Rotmilane und ein toter Mäusebussard gefunden. Der LBV ging damals noch nicht von einer illegalen Tötung der Tiere aus. Eine Fehleinschätzung, wie sich schon 2017 zeigte, da in diesem Bereich anscheinend regelmäßig Greifvögeln illegal nachgestellt wird. Mittlerweile wurden im Landkreis Cham seit 2017 mehr als 60 getötete Vögel gefunden, die nachweislich illegal durch Abschuss oder Vergiftung verstarben. Die Dunkelziffer kann dabei noch um ein Vielfaches höher liegen.

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