In Franken gestrandet

Die Odyssee eines vom Fernbus Zurückgelassenen


Die Polizei Mittelfranken hat einem gestrandeten Fernreisenden geholfen.

Die Polizei Mittelfranken hat einem gestrandeten Fernreisenden geholfen.

Von Redaktion idowa

Da sitzt der arme Mann aus Nigeria am Rastplatz und seine Reisegelegenheit fährt ohne ihn ab. Er wird zum Fall für die Polizei Ansbach und die glaubt, dass sie den Fall von Mittwochmittag auf dem Parkplatz Rothensteig-Nord an der A6 schnell abhandeln kann. Denkste. Bei Facebook schreibt die Polizei Mittelfranken von der Odyssee des Mannes und darüber, was Ordnungshüter in der Servicewüste Deutschland erleben.

Kurz nachdem der Bus weg ist, wendet sich der 45-Jährige hilfesuchend an die Einsatzzentrale der Polizei in Nürnberg, heißt es im Facebookbeitrag. Der Nigerianer sei demnach mit einem Fernbusunternehmen unterwegs gewesen. Der Fahrer habe auf dem Parkplatz eine kurze Pause eingelegt, um den Reisenden den Gang zur Toilette zu ermöglichen. Diese Gelegenheit habe auch der 45-Jährige wahrgenommen. "Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass die kurze Pause vom Fahrer sehr eng ausgelegt wird", schreiben die Gesetzeshüter und spekulieren über das Motiv, das wohl Zeitdruck war. Das hatte Folgen: "Als der Fahrgast schon nach wenigen Minuten die WC-Anlage wieder verließ, sah er von seinem Bus nur noch die Rücklichter."

Nachlaufen und wildes Gestikulieren helfen dem Nigerianer aber nichts mehr: "Seine Reisegelegenheit war weg," schreibt die Polizei. Das Problem: Der Bus hat sein Reisegepäck, die Verpflegung und sein Bargeld an Bord. Lediglich Handy und Reisepass bleiben dem Mann, der jetzt einsam in West-Mittelfranken auf einem Parkplatz steht. Aber auch das Handy ist ihm nur von beschränktem Nutzen: Der Mann hat kein Guthaben mehr, "sodass er den Passanten ansprach mit der Bitte, die Polizei zu verständigen", beschreibt der Social-Media-Beitrag die missliche Lage. Bis die Verkehrspolizei Ansbach eintrifft, versorgt ein weiterer Rastender den armen Tropf mit Trinkwasser.

Die "Causa" gestaltet sich schwieriger als gedacht

Die Ordnungshüter seien zunächst guter Dinge gewesen, das Problem schnell aus der Welt zu schaffen. Schließlich ist das Reiseunternehmen in Deutschland ansässig. Doch weit gefehlt: Die "Causa" gestaltet sich schwieriger als gedacht. Zunächst bitten die Franken bei ihren Kollegen im benachbarten Baden-Württemberg um Unterstützung. Diese sollen nach dem Reisebus Ausschau zu halten. "Leider ohne Erfolg", ist im Beitrag zu lesen. Also rufen die Freunde und Helfer bei der Reisebusfirma an.

Dann die Ernüchterung: Aus Gründen des Datenschutzes könne nicht gesagt werden, wie der Zurückgebliebene jetzt weiter und zu seinem Gepäck kommt. "Es könnte ja jeder behaupten, er sei von der Polizei", gibt der Beitrag das Erlebte wieder. Auf das Angebot, die weitere Kommunikation über die Dienststelle in Ansbach abzuwickeln, sei man im "Servicebereich" des Unternehmens nicht eingegangen. Auch als der Reisende sein Glück im Anschluss versucht, kommt er nach einem rund zwanzigminütigen Telefonat zu keinem befriedigenden Ergebnis, wie die Polizei erklärt: "Ihm wurde mitgeteilt, es sei sein Pech und man werde nichts weiter unternehmen. Er solle vielmehr den Verlust seiner persönlichen Habe bei der Polizei anzeigen." Die Kollegen suchten währenddessen im Netz den Start- und des Zielort des Busses mit "der großen orangen Nummer" heraus, schreibt das Social-Media-Team. Das Ergebnis: Der nächste planmäßige Halt des Busses ist in Heidelberg geplant. Kurzerhand informieren die Streifenpolizisten ihre Kollegen im Südwesten und bitten sie um Mithilfe.

Schließlich "Bingo" in Baden-Württemberg

Nach Beschreibung des Weltreisenden zum Ablageort seines Gepäcks sei kurze Zeit später das "Bingo" aus dem Rhein-Neckar-Kreis gekommen, informiert die Polizei. Die Baden-Württemberger stellen das Gepäck zur Eigentumssicherung sicher und verwahren es auf ihrer Dienststelle. Aber ein Problem bleibt: Wie kommt der 45-Jährige nach Heidelberg? Da kommt das Neun-Euro-Ticket ganz gelegen: Die Ansbacher Polizisten strecken dem Gestrandeten das Geld vor, bringen ihn zum Bahnhof und suchen ihm die passende Zugverbindung.

Mit einem Handschlag und "Gottes Segen" verabschiedet sich der Mann schließlich von seinen Helfern.