Student aus Nigeria in Pfarrkirchen
"Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben"
22. Februar 2021, 12:10 Uhr aktualisiert am 23. Februar 2021, 18:12 Uhr
Ein Studium im Ausland. Multikulti am Campus. Internationale Studiengänge. Wenn man so etwas hört, denkt man an Harvard, Cambridge, Berkeley oder Yale. Aber auch an Pfarrkirchen? Mit seinen rund 1.000 Studentinnen und Studenten aus 80 Ländern ist der European Campus in der niederbayerischen Kleinstadt eine echte Besonderheit in der Hochschulwelt. Doch wie gestaltet sich das Leben am internationalen Standort der Technischen Hochschule Deggendorf zu Zeiten der Pandemie? Wie geht es den Studenten aus aller Welt? Mit einem von ihnen hat idowa gesprochen.
Ajibola Dada (29) besitzt bereits einen Bachelor of Science in Biochemie. Er kommt aus einem kleinen Ort in Nigeria. Um nun seinen zweiten Bachelor in "Health Informatics", also Gesundheitsinformatik, zu erwerben, zog es ihn ins Rottal. Im idowa-Interview erzählt er vom Studienalltag und von seinen Zukunftsplänen.
Herr Dada, warum haben Sie sich für ein Studium in Pfarrkirchen entschieden?
Ajibola Dada: Ich studiere hier wegen der multikulturellen Umgebung der Schule und weil mir das Studienfach Health Informatics gefällt.
Pfarrkirchen ist eine kleine Stadt in einer ländlichen Region. Halten Sie das für einen Nachteil oder eher für einen Vorteil?
Dada: Ich halte es nicht für einen Nachteil. Ich komme auch aus einer kleinen Stadt in Nigeria. In Wahrheit haben Kleinstädte wie Pfarrkirchen auch ihre ganz eigenen Vorteile. Vielen Dank deshalb an die Hochschule Deggendorf, dass Pfarrkirchen für den European Campus ausgewählt wurde.
Wegen der Corona-Pandemie ist das Reisen beschränkt. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Dada: Es ist eine sehr ernste Situation und wir müssen alle entsprechend handeln, damit Leben gerettet werden, im Speziellen die Leben älterer Menschen. Die Universität hat einen guten Online-Unterricht organisiert. Ehrlich gesagt gibt es keinen Unterschied zwischen dem Online-Unterricht und dem gewöhnlichen Präsenzunterricht. Die Universität hat die Studenten mit allem versorgt, was gebraucht wird, um erfolgreich lernen können. Ich selbst komme mit der Pandemie klar, indem ich mich auf die Zukunft fokussiere und daran glaube, dass es immer Licht am Ende des Tunnels gibt. Die Pandemie wird hoffentlich bald vorbei sein und wir werden alle zu unseren normalen Aktivitäten zurückkehren können.
Sie können den Vorlesungen am Campus nicht beiwohnen. Alles muss virtuell gelehrt werden. Birgt das auch Chancen?
Dada: Ja, es wird jetzt alles virtuell unterrichtet. Ich kann grundsätzlich sagen, dass die Universität sehr viele Ressourcen und Zeit investiert hat, um virtuelle Vorlesungen möglich zu machen. Die Pandemie hat auch neue Perspektiven eröffnet, wenn es um Online-Unterricht geht, und darum, wie wir Studenten dies nutzen. Ich glaube auch, dass manche Kurse nach der Pandemie weiterhin im Online-Unterricht stattfinden werden.
Treffen Sie sich in Lerngruppen oder arbeiten Sie virtuell mit Studienkollegen zusammen?
Dada: Ja! Zoom [Anm. d. Red.: Anwendung für Online-Meetings] hat dafür eine Funktion. Im IT-Projekt-Management-Kurs des vergangenen Semesters hielten wir unsere "Agile Stand-up Meetings" virtuell ab und das war echt gut. [Anmerkung d. Red.: Hierbei handelt es sich um eine Arbeitstechnik zur Projektsteuerung, die maximale Flexibilität durch regelmäßige Status-Meetings der Beteiligten ermöglichen soll.]
Zu einem Aufenthalt hier gehört natürlich eigentlich mehr als nur Lernen, aber das Leben ist infolge der Pandemie derzeit eingeschränkt. Wie empfinden Sie beispielsweise die Schließungen von Geschäften und der Gastronomie?
Dada: Das ist natürlich nicht so schön, weil ich zum Beispiel bayerische Delikatessen wirklich sehr mag. Aber wir müssen das alle befolgen, um die Verbreitungsrate des Virus zu reduzieren.
Wann glauben Sie wird wieder alles normal ablaufen?
Dada: Ich bin nicht sicher, wann wieder alles zur Normalität zurückkehren kann. Wir müssen uns an der Wissenschaft orientieren und die Vorgaben der Regierung einhalten, um Infektionsraten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Hoffentlich kann auch bald jeder eine Impfung erhalten.
Haben Sie vor, nach Ihrem Abschluss in Deutschland zu bleiben?
Dada: Ja, ich plane, nach meinem Studium noch ein paar Jahre in Deutschland zu leben. Die Bundesregierung hat viel investiert, um Ausländern in Deutschland Bildung zu vermitteln. Ich möchte der Gesellschaft auch etwas zurückgeben und Steuern zahlen, bevor ich in mein Heimatland zurückkehre.
Vermissen Sie jemanden?
Dada: Ja, natürlich vermisse ich Zuhause, meine Familie und Freunde.
Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.