Turnier in Cham
Schafkopf-Weltmeisterschaft: Erfahrung ist Trumpf
25. April 2019, 17:12 Uhr aktualisiert am 25. April 2019, 17:12 Uhr
Du möchtest Schafkopfen lernen? In diesem Artikel erklären wir die Begriffe und Grundregeln.
Der weltbeste Schafkopfer: Nichts geringeres wurde am vergangenen Wochenende in Cham gesucht. Die dreitägige Weltmeisterschaft zeigte: Erfahrung ist wichtig beim Schafkopfen. Doch viele junge Spieler haben sich davon nicht aufhalten lassen.
Weil's Spaß macht." Lange müssen Fabian Wenzel und Marc Heumüller, beide aus Aschaffenburg, nicht überlegen, warum sie an der Schafkopf-Weltmeisterschaft in Cham teilnehmen. Und die beiden 17-Jährigen wüssten auch schon gut, wofür sie das Preisgeld in Höhe von 5 000 Euro brauchen könnten: Sie machen bald das Abitur, danach wäre doch so eine kleine Reise ganz schön ... Das erzählen sie am Freitagabend im Hotel Randsbergerhof. Da findet die Weltmeisterschaft statt. Am Sonntagnachmittag gehen die beiden leider leer aus. Marc Heumüller schafft Platz 226 von 476 Teilnehmern. Und das, obwohl sie sich so gut vorbereitet haben: "Einmal in der Woche spielen wir im Wirtshaus", erzählt Fabian Wenzel. Selbst die WM-Regeln sahen sie sich genau an, denn die gehen ein wenig anders.
Motiviert ist am Samstagvormittag auch Verena Riesch. "Aktuell schaut's ganz gut aus", sagt sie. Nicken an ihrem Vierertisch. In den ersten drei Runden schafft sie 153 Punkte. Die 23-Jährige aus Freising hat das Schafkopfen von ihrer Mama gelernt - in unzähligen Stunden. "Die WM war einfach verlockend." Wo sonst kann man sich mit dem König von Giesing, Karsten Wettberg, Schafkopf-Weltmeistern und Deutschen Meistern messen? Die junge Frau fällt unter den überwiegend älteren Herren auf - behaupten kann sie sich aber gut mit ihrer ruhigen Art. Sie wirkt nicht nervös, obwohl der Ex-Weltmeister Hans Fenzl aus Geigant (Landkreis Cham) eine Runde mit ihr spielt.
Schnell sind alle Karten gespielt, einer am Tisch notiert die Punkte
Konzentriert blickt sie auf ihre Karten. Lange muss sie nicht überlegen, welche sie in die Mitte wirft. Auch bei den anderen geht es zackig. In wenigen Sekunden sind alle Hände leer. Wieder neu gemischt, wieder neu ausgeteilt. Einer am Tisch notiert fein säuberlich die Ergebnisse - damit zum Schluss alles stimmt.
Ein paar Tische weiter sitzt ein Mann, der sich trotz eines Skiunfalls nicht von der Weltmeisterschaft abbringen hat lassen. Die rechte Hand ist mit einer roten Bandage eingewickelt. "Vielleicht hilft es mir ja - und die anderen haben Mitleid mit mir", sagt er und grinst. Alle am Tisch lachen - und schütteln den Kopf. Dafür nimmt jeder hier das Schafkopfen viel zu ernst, als dass er aus Gefälligkeit netter spielen würde. Da geht es nicht um das Preisgeld - sondern um die Ehre. Spaß macht es ihnen natürlich trotzdem. Drei Tage lang spielen sie quasi Schafkopf durch. Insgesamt zwölf Runden.
Ex-Weltmeister Hans Fenzl hofft, dass nach der WM vor allem die jungen Leute wieder mehr Schafkopfen. Dass sie das Beieinandersitzen im Wirtshaus mehr schätzen als das Spielen vor dem Computer. Gäbe es das Schafkopfen so nicht mehr - ein Stück bayerische Kultur ginge verloren.
Und dass es besonders ein bayerisches beziehungsweise deutsches Kartenspiel ist, ist an den Teilnehmern zu erkennen: Während bei einer Weltmeisterschaft normalerweise viele Länder vertreten sind, sind es hier eigentlich nur bayerische Native Speaker.
Erfahrung ist beim Schafkopfen viel wert, die fehlt manchen noch
Beim Schafkopf ist vor allem eines wichtig: die Erfahrung. Glück spielt natürlich auch eine Rolle. Und das Glück hat Verena Riesch leider nach den ersten drei Runden verlassen. Insgesamt kommt sie auf 250 Punkte, Platz 304. Der Weltmeister, Adolf Haberl aus Vilsbiburg, erspielt 626 Punkte. Keiner der jungen Teilnehmer darf einen Pokal mit nach Hause nehmen. Davon lassen sie sich aber nicht unterkriegen.
Denn die Schafkopf-Sucht hat sie alle längst gepackt. Nach drei Tagen durchspielen haben viele noch nicht genug. Wie lässt sich am besten die Zeit zur Siegerehrung überbrücken? Natürlich, mit einer Runde Schafkopf!
Die Schafkopf-Weltmeisterschaft
Adolf Haberl aus Vilsbiburg ist nun zwei Jahre lang Weltmeister im Schafkopfen - die WM findet im zweijährigen Turnus statt. Das erste Mal wurde sie 2001 ausgetragen. Erfolgreiche und in der Szene bekannte Schafkopfspieler holten die diesjährige WM nach Cham.
Mitmachen darf jeder, der das Spiel beherrscht
Gespielt wird traditionell der lange Schafkopf: zwölf Runden je 32 Spiele. An der WM nehmen zwar auch Amerikaner, Italiener oder Schweizer teil - das sind aber alles ausgewanderte Deutsche. Mitmachen darf übrigens jeder, der das Spiel beherrscht. Wenngleich man sagen muss: Die meisten Teilnehmer sind erfahren und können mehrere Titel vorweisen. Die Spieler kennen sich also - daher gleicht die WM einem großen Familientreffen.
Die Geschichte des Schafkopfs
Seit wann es den Schafkopf gibt, ist unklar. Fest steht: Er hat seinen Ursprung im Tarock. Dieses Kartenspiel entstand vor dem Jahr 1450 in Italien. Im Laufe der Zeit verbreitete es sich in Mitteleuropa. Aus dem Tarock entwickelte sich vermutlich im 18. Jahrhundert der Schafkopf. Der älteste Nachweis stammt aus dem Jahr 1803. Ein festes Regelwerk bekam es 1989 beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember im Münchner Hofbräuhaus. Woher der Name Schafkopf kommt, ist ungewiss. Wörtlich genommen darf er aber wohl nicht werden. Gute Schafkopfer brauchen ein fotografisches Gedächtnis, müssen ihre Karten taktisch klug einsetzen und gut Kopfrechnen können. Diese Aspekte sieht auch der Bayerische Philologenverband. Im Januar sprach er sich aus, das Spiel in den Schulalltag einzugliedern. In welcher Form und ob es dazu kommt, ist unklar. Die Meinungen sind gemischt.