Ungleiche Impfbilanz
Passau entspannt, Rottal-Inn kämpft
8. Juni 2021, 14:52 Uhr aktualisiert am 8. Juni 2021, 16:08 Uhr
Während man in der Stadt Passau entspannt (und beinahe durchgeimpft) auf die Corona-Zahlen blickt, konnten im Landkreis Rottal-Inn erneut nur Zweitimpfungen verabreicht werden. Und derzeit ist kaum Besserung in Aussicht.
Die Stadt Passau weist am Dienstagmorgen eine Erstimpfquote von 65,96 Prozent aus und spielt damit in einer anderen Liga als der Landkreis Rottal-Inn. Dort hatte man Anfang Juni gerade einmal 36,4 Prozent der Bevölkerung impfen können. Und das, obwohl der Landkreis im Verlauf der Pandemie wiederholt bei den Infektionszahlen und Inzidenzen weit oben in der deutschlandweiten Statistik des Robert-Koch-Instituts zu finden war. Im Rottal seien sogar bis einschließlich Sonntag im Juni nur Zweitimpfungen verabreicht worden. Für weitere Erstimpfungen fehle das Vakzin.
Bereits Anfang Mai berichteten wir über die schwer nachvollziehbaren Unterschiede der beiden Grenzregionen.
Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Ungleiche Verteilung an Impfstoffen? Passau impft, das Rottal kämpft".
Ein Vergleich der Inzidenzlage spricht hierbei Bände. So konnte die Stadt Passau zuletzt immer weiter lockern und auf ein baldiges Überschreiten der 70-Prozent-Marke bei Erstimpfungen hoffen.
Im Rottal sinken die Infektionszahlen auch, jedoch ist man noch nicht so weit, wie in Passau.
Der weitere Erfolg hängt wohl nicht unwesentlich von Impffortschritt ab.
"Wir haben leider noch keine Prognose, wann wir wieder mit den regulären Erstimpfungen starten können", berichtet der Leiter das Rottaler Impfzentrums Thomas Blüml. Man verimpfe jedoch weiterhin jede vorhandene Dosis.
Prognose unsicher
So werde im Call-Center des Impfzentrums auch immer wieder die Frage gestellt: "Wann bekomme ich meine erste Impfung?"
Die Zuständigen geben sich diesbezüglich vorsichtig. "Sobald wieder erstgeimpft werden kann, geht es im Impfzentrum nach Priorisierung wieder los", schreibt das Landratsamt Rottal-Inn. Erst müssen die neuen Anmeldungen in der Priorisierungsgruppe 1 und 2 abgearbeitet werden, dann könne man auf Priorisierungsgruppe 3 übergehen.
Ein Vergleich mit dem nahen Passau zeigt den großen Unterschied: Hier hat man sich schon im April von der Impfpriorisierung verabschieden können.
Im Rottal liegt der Fokus weiter auf Zweitimpfungen. "Dazubekommen hat das Impfzentrum für Hybridimpfungen nach AstraZeneca bei unter 60-jährigen nun auch das Moderna Covid-19 Vaccine", wie das Landratsamt mitteilte.
"Bei Hybridimpfungen besteht in dieser Konstellation keine Firmenwahl, denn Moderna ist wie BioNTech-Pfizer ebenfalls ein mRNA-Impfstoff, wirkt und hilft also genauso", so die stellvertretende Leiterin des Impfzentrums Eva Arbinger. Daher könne der Impfberechtigte nicht selbst entscheiden, welches Präparat verabreicht werde. Lediglich für unter 60-Jährige besteht ein Wahlrecht der Wirkungsweise bei der Zweitimpfung. Nur eben keine Herstellerwahl.
Dem Landkreis Rottal-Inn wurden nun 1.000 weitere Johnson & Johnson Impfstoffdosen zugesagt, die verimpft werden, sobald sie eingetroffen sind.
Landrat Michael Fahmüller mahnt auf seiner Facebook-Seite zu einer realistischen Sicht dieser Zuweisung: "Gleichwohl werden die 1.000 Dosen nicht ausreichen, die bestehende Lücke zu schließen. Ich werde daher weiter an allen zuständigen Stellen um eine faire Verteilung des Impfstoffs kämpfen. Insbesondere hoffe ich noch auf eine Reaktion aus Berlin bezüglich meines Briefs an Bundesgesundheitsminister Spahn. Diese steht bislang noch aus."
Trotz der Probleme mit mangelndem Impfstoff konnten für Donnerstag endlich weitere Lockerungen bekanntgegeben werden, da man 5 Tage in Folge einen Inzidenzwert unter 50 verzeichnete.