Auch Deutschland betroffen
Airbus will Tausende Jobs in Deutschland streichen
30. Juni 2020, 19:41 Uhr aktualisiert am 1. Juli 2020, 8:46 Uhr
Airbus, das ist eigentlich ein Erfolgsmodell. Doch die Corona-Krise hat den Konzern in eine nie dagewesene Krise gestürzt. Das bekommen nun auch die Mitarbeiter zu spüren - es geht ans Eingemachte. In Deutschland müssen nun viele um ihren Arbeitsplatz zittern.
Stellenstreichungen beim Flugzeugbauer Airbus treffen Deutschland besonders hart. Dort sollen 5100 Stellen wegfallen - viele müssen nun um ihren Job fürchten. Der Konzern hat betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Weltweit will Airbus wegen der Coronakrise 15 000 Stellen streichen. Arbeitnehmervertreter schlagen Alarm - sie befürchten einen Kahlschlag. Airbus-Chef Guillaume Faury betonte, man habe derartige Maßnahmen vermeiden wollen - müsse nun aber der Realität ins Auge sehen. Die Pläne sollen bis Sommer 2021 umgesetzt werden.
Airbus beschäftigt in Deutschland nach eigenen Angaben rund 46 000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten - etwa in Hamburg-Finkenwerder, Stade oder Bremen. In der Verkehrsflugzeugsparte arbeiten demnach mehr als 28 000 Menschen. Die Gewerkschaft IG Metall moniert, dass Deutschland von dem Stellenabbau überproportional betroffen sei, da zu den nun angekündigten 5100 Streichungen noch der bereits angekündigte Abbau von 900 Stellen bei Premium Aerotec hinzukommt.
"Das wird die IG Metall nicht hinnehmen. Das Virus darf nicht als Vorwand für Einschnitte dienen, um auf Kosten der Beschäftigten die geplanten Renditeziele zu erreichen", moniert Jürgen Kerner, zuständig für die Luft- und Raumfahrtbranche. "Wir erwarten verbindliche Perspektiven, insbesondere für die Premium Aerotec. Nur mit einer soliden Basis kann nach der Krise ein Neustart gelingen."
Auch in anderen Ländern setzt der Konzern den Rotstift an: In Frankreich sollen 5000 Stellen wegfallen, in Spanien 900, 1700 in Großbritannien und 1300 an weiteren weltweiten Standorten. Eine wirkliche Überraschung sind die Stellenstreichungen aber nicht. Der Franzose Faury hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, dass Airbus für zwei Jahre seine Produktion und seine Auslieferungen massiv drosseln werde. "Die Aufteilung der Zahlen auf die Länder reflektiert, wie stark die Geschäftsteile von Covid-19 betroffen sind", erklärte Faury.
Nachdem Airbus die Flugzeugproduktion wegen der Krise bereits um rund ein Drittel zurückgefahren hatte, stellte Faury weitere Anpassungen in Aussicht. Dies könnte die Produktion der unterschiedlichen Flugzeugtypen verschieden stark betreffen. So erwartet der Manager, dass die Nachfrage nach Großraumjets für Langstreckenflüge infolge der Krise besonders lange am Boden liegen wird.
Wenn die Nachfrage nach dem Jahr 2022 wieder anziehe, dürften davon zuerst Kurz- und Mittelstreckenjets wie die Airbus-Typen A220 und A320neo profitieren, schätzt er. Bei den Großraumjets wie dem Airbus A330neo und dem Airbus A350 werde es voraussichtlich länger dauern. So erwarten Fluggesellschaften, dass die Nachfrage nach Langstreckenflügen auch nach einer Lockerung der weltweiten Reisebeschränkungen noch lange gedämpft bleibt.
Zuletzt hatte der Konzern die Produktion der A320- und A320neo-Modelle von 60 auf 40 Maschinen pro Monat gekappt. Von der A330neo-Reihe sollten seither monatlich nur noch zwei, von der A350 nur noch sechs Exemplare fertig werden. Faury zeigte sich allerdings überzeugt, dass die Nachfrage in einigen Jahren wieder anzieht - wenn auch nicht so schnell auf das alte Niveau. "Wenn wir langfristig 40 Prozent weniger Produktion erwarten würden, würden wir nicht so viele Mitarbeiter im Unternehmen behalten."