Flughafen München

Streik bei Lufthansa: Das sollten Passagiere wissen


Zusammen mit 600 geplanten Stornierungen am Freitag sind der Airline zufolge rund 180.000 Passagiere betroffen.

Zusammen mit 600 geplanten Stornierungen am Freitag sind der Airline zufolge rund 180.000 Passagiere betroffen.

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Ein Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa führt am Donnerstag und Freitag zu zahlreichen Flugausfällen. Der 48-stündige Ausstand begann um Mitternacht, wie ein Sprecher der Gewerkschaft Ufo bestätigte. Rund 1.300 Flüge wurden abgesagt. In München fallen laut Lufthansa etwa 260 Flüge wegen des Streiks aus. Was Fluggäste wissen sollten.

Der Konzern strich für Donnerstag bei seiner Hauptmarke Lufthansa rund 700 der weltweit 1.100 geplanten Flüge, so dass an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben und auch ein Großteil der Überseeflüge ausfallen müssen. An Flughäfen im In- und Ausland wurden Verbindungen nach Frankfurt und München abgesagt.

Zusammen mit 600 geplanten Stornierungen am Freitag sind der Airline zufolge rund 180.000 Passagiere betroffen. Den Kunden wurden Umbuchungen auf andere Gesellschaften und Tage sowie im innerdeutschen Verkehr auf die Bahn angeboten.

Die Gewerkschaft Ufo demonstriert am Donnerstag am Flughafen München für die Belange der rund 21.000 Flugbegleiter bei der Lufthansa-Kernmarke demonstrieren. Am Freitag ist dann eine Kundgebung vor der Frankfurter Konzernzentrale am Flughafen geplant.

Betroffene Passagiere verweist die Lufthansa aktuell auf den Sonderflugplan, der wegen des Streiks in Kraft getreten ist. Der Sonderflugplan ist laut Angaben von der Lufthansa-Pressestelle auf den Seiten der Airline hinterlegt. Fluggäste sollen sich unter Eingabe ihrer Flugnummer auf der Webseite der Lufthansa über den Status ihres Fluges informieren. Im Falle einer Annulierung bucht die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben Passagiere automatisch auf einen anderen Flug um und informiert sie darüber. Auch über den Facebook Messenger soll die Airline erreichbar sein.

Ist der Flug annulliert worden, können Passagiere ihr Ticket zurückgeben und sich das Geld erstatten lassen. Die Airline verweist darauf, dass es sich bei einem Streik laut Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs um höhere Gewalt handele, deshalb werden Entschädigungen nach EU-Fluggastrechte-Verordnung nicht bezahlt.

Sollte das Ticket bei einem Reiseveranstalter gebucht worden sein, verweist Lufthansa darauf, dass man sich in diesem Fall auch direkt an den Reiseveranstalter oder das Reisebüro wenden könne.

Falls das Gepäck nicht befördert wurde, sollen Passagiere dies über die Funktion "Report missing baggage" auf der entsprechenden Seite der Lufthansa melden.

Bei Fragen bittet das Unternehmen, sich an das Service-Center zu wenden. Die Nummer: 069-86799799. Darüber hinaus gibt es lokale Service-Center.

Eurowings, Germanwings, Sunexpress, Lufthansa Cityline, SWISS, Edelweiss, Austrian Airlines, Air Dolomiti und Brussels Airlines werden laut Lufthansa nicht bestreikt.

Auf innerdeutschen Strecken können Fluggäste die Deutsche Bahn nutzen. Dazu können Kunden laut Airline ihr Ticket unter "Meine Buchungen" auf www.lufthansa.com in einen Fahrschein der Deutschen Bahn umwandeln. Die Anreise zum Flughafen ist dafür nicht notwendig.

21.000 Flugbegleiter fordern höhere Zulagen

Die Lufthansa war am Mittwoch in zwei Gerichtsinstanzen mit dem Versuch gescheitert, den Streik noch mit juristischen Mitteln zu stoppen. Sowohl das Arbeitsgericht Frankfurt als auch das hessische Landesarbeitsgericht lehnten eine Einstweilige Verfügung gegen den Streik ab.

Nach Einschätzung der Richter sind die Tarifverträge korrekt gekündigt worden, der Streikbeschluss sei gültig. Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnten sie ebenfalls ab. Hier handele es sich um interne Regelungen der Ufo ohne Außenwirkung.

Die Gewerkschaft Ufo hat eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht angekündigt. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein. Einzelheiten will Ufo am Donnerstag nennen. Ein Gespräch auf Einladung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit anderen im Konzern aktiven Gewerkschaften schlug die Ufo-Vorsitzende Sylvia de la Cruz aus. Unter anderem habe sich das Unternehmen in die Frage einmischen wollen, wer von Seiten der Ufo an dem Gespräch teilnehmen sollte.

Der Vize-Vorsitzende Daniel Flohr forderte Lufthansa auf, den festgefahrenen Konflikt zu beenden. "Wir brauchen konkrete Verhandlungen, die auf Augenhöhe geführt werden und schnell zu einem Abschluss gebracht werden können", sagte er der dpa.

Die Forderungen seien schnell umzusetzen und berührten Themen, die teils seit Jahrzehnten nicht mehr angefasst worden seien. Wenn es nicht zu einer Annäherung komme, habe man von dem Mitgliedern in Urabstimmungen ein eindeutiges Mandat erhalten. "Wir sind bereit für ausgeweitete Streiks, um unsere Forderungen durchzusetzen", erklärte Flohr.

In der ersten Frankfurter Gerichtsverhandlung hatte Lufthansa der Gewerkschaft noch sofortige Vorverhandlungen zu tariflichen Themen angeboten, die aber erst mit dem neu zu wählenden Ufo-Vorstand ab dem 15. Februar 2020 endgültig festgelegt werden könnten. Den jetzigen Vorstand lehne man weiterhin als nicht vertretungsberechtigt ab, sagte Lufthansa-Anwalt Thomas Ubber. Als letzte Möglichkeit zur Verhinderung des Streiks könnte Lufthansa auch eine Schlichtung verlangen, was aber letztlich auf eine Anerkennung des Ufo-Vorstands hinausliefe.

Ufo fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. Für die vier anderen Flugbetriebe wurden jeweils separate Forderungen aufgestellt und Urabstimmungen abgehalten.

In dem gesamten Konflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob Ufo überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann.

In einem ersten Warnstreik bei den vier Tochter-Flugbetrieben hatte Ufo am 20. Oktober dieses Jahres mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Damals hatte der Lufthansa-Konzern keinen Ersatzflugplan erstellt.

Der letzte reguläre Ufo-Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015 und war mit einer Woche Dauer der längste in der Unternehmensgeschichte.