Konzerthaus im Werksviertel
Akustiker Tateo Nakajima unterschreibt Vertrag
24. Mai 2019, 17:22 Uhr aktualisiert am 24. Mai 2019, 17:22 Uhr
Der Akustiker Tateo Nakajima unterzeichnet den Vertrag für den Neubau des Konzerthauses im Werksviertel
"Ein Klangbild, das zu Bayern passt" sei das Ziel des neuen Konzerthauses im Werksviertel, so eine Pressemitteilung des Bauministeriums. Da denkt man unweigerlich an was Zünftiges, an Blasmusik, Dreigesang, Zwiefache und Brauchtumspflege.
Womöglich schaltet der Berichterstatter bei allzuviel Bayerntümelei auf Durchzug. Aber es scheint ihm, als sei dieses Wort bei der Vertragsunterzeichnung des kanadischen Akustikers Tateo Nakajima nicht gefallen. Und so recht passt es auch nicht zum Bauminister Hans Reichhart, der wie sein Kunst-Kollege Bernd Sibler mit viel Engagement den Eindruck vermitteln kann, dass ihm das von seinen Vorgängern vererbte Langzeitprojekt am Herzen liege.
Wie dem auch sei: Nakajima betonte, er wolle die Akustik des Saals in enger Abstimmung mit den künftigen Nutzern vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Bregenzer Architekturbüro Cukrowicz Nachbauer entwickeln. Kunstminister Sibler lobte den von Nakajima akustisch geplanten Saal im Montreal, wo er kürzlich eine Orchesterprobe gehört habe.
Der warme Mantel
Nakajima war Geiger und Dirigent, ehe er mit dem 2007 verstorbenen Akustiker Russell Johnson zusammentraf, dessen Büro Arup er heute leitet. Nakajima arbeitete mit Johnson an der Akustik des Luzerner Kunst- und Kulturzentrums. Zuletzt verantwortete er den Klang des Neubaus in Breslau, der als besonders gelungen gilt. Bei der Vertragsunterzeichnung stellte er kurz einige seiner Projekte vor, vermied aber jede genauere Festlegung, wie der Saal klingen könne: Jedes Projekt sei individuell und entstehe im Dialog.
Sibler und Reichart bemühten mehrfach das Bild vom "warmen, weichen Mantel" für die typische Akustik von Nakajimas Büro Arup. Die beiden Minister blieben in ihren Aussagen zu den nächsten Schritten des Projekts betont vorsichtig. Mitte des kommenden Jahres werde die Vorplanung für den Bau abgeschlossen. Nach einer erneuten Debatte im Landtag könne innerhalb von ein bis maximal zwei Jahren die eigentliche Entwurfsplanung vorgenommen werden.
Nur nicht festlegen
Aussagen zum Datum der Eröffnung gab es nicht, was angesichts der Unwägbarkeiten staatlicher Baumaßnahmen so verständlich wie unbefriedigend wirkt. Und so wird sich das Riesenrad auf der Baustelle noch einige Zeit drehen, wenn es nicht mangels Besuchern lange vor dem ersten Bagger oder Kran verschwindet.
Dank der Nähe zum Ostbahnhof ist das Werksviertel zwar optimal an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Als einladendes Entrée lässt sich die stets nach altem Fett und Imbissbude riechende Unterführung nicht bezeichnen. Hier verbreiteten beide Minister Optimismus, ohne besonders konkret zu werden: Sie seien an der Sache dran, es gäbe Gespräche mit der Deutschen Bundesbahn und im übrigen möge man auf das Werksviertel schauen, das sich nahezu täglich verändere.
Auch die Konzertsaal-Stiftung steht in den Startlöchern. Ein paar Millionen sind dank einiger Großspender offenbar beisammen. Die Bevölkerung werde erst dann um Geld gebeten, wenn die Planung für den Saal abgeschlossen sei. Sibler betonte in diesem Zusammenhang noch einmal, dass das Konzerthaus nicht als Elitenprojekt gedacht sei, sondern als offener, einladender Ort für alle Bürger. Etwas eben, das zu Bayern und zu München passt.