Fernsehen

ARD unterbricht Abendprogramm - Kinder übernehmen


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Carolin Kebekus moderierte die Sondersendung. (Archivfoto)

Von dpa

Unter dem Motto #KINDERstören hat die ARD am Sonntagabend zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr das Programm unterbrochen und auf Bedürfnisse, Rechte und Probleme von Kindern aufmerksam gemacht. In einer 15-Minuten-Sendung im Ersten, moderiert von Komikerin Carolin Kebekus, traten Kinder als Moderatoren von "Morgenmagazin", "Sportschau", "Tagesschau" und "Gefragt - gejagt" sowie als "Tatort"-Ermittler auf. 5,97 Millionen Menschen schauten zu, das entspricht einer hervorragenden Einschaltquote von 24,6 Prozent.

In kurzen Einspielfilmen sprachen die Kinder Themen wie die Forderung nach der Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz sowie Probleme wie Cybermobbing, Gewalt gegen Kinder, Kinderarmut und mangelnde Betreuungs- und Sportangebote an.

So meldete Noemi als "Tagesschau"-Sprecherin: "Laut einer aktuellen Studie blicken Jugendliche so pessimistisch wie noch nie in die Zukunft. Die größten Sorgen bereiten meiner Generation dabei unter anderem Krieg in Europa, die Spaltung der Gesellschaft und der Klimawandel. Durch diese andauernden Krisen steigt auch die psychische Belastung." Der richtige "Tatort" verschob sich durch die Sendung auf 20.30 Uhr.

"Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Rechte von Kindern stärker in den Fokus zu nehmen", begründete WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn die ungewöhnliche Aktion. "Dazu wollen wir mit unseren Möglichkeiten und zahlreichen Angeboten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beitragen."

Kebekus, die im Januar ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Kinderrechte in Deutschland kommen nach wie vor viel zu kurz." So sei fast ein Viertel der Kinder und Jugendlichen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Ich wünsche mir ein klares Signal aus der Politik, dass die Behebung dieser gesellschaftlichen Katastrophe Priorität bekommt", so Kebekus. "Leider ist die Lobby von Kindern viel zu klein."

Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, lobte die Aktion: "Dass die ARD das übliche Sonntagabend-Fernsehprogramm für die Belange von Kindern unterbricht, ist großartig. Zur besten Sendezeit wurde damit die Aufmerksamkeit von Millionen Zuschauern auf die Rechte von Kindern gelenkt. Wir alle sollten uns für den Schutz von Kindern verantwortlich fühlen, sie mit ihren eigenen Vorstellungen wahrnehmen und sie entsprechend aktiv in Entscheidungsprozesse einbinden."

Dies fordere unter anderem auch die UN-Kinderrechtskonvention, so Claus. "Jetzt müssen wir endlich Kinderrechte im Grundgesetz verankern. Erst wenn die vorrangige Berücksichtigung des Kindeswohls und die Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte von Kindern im Grundgesetz aufgenommen werden, können Kinder und Jugendliche vor allen Gewaltformen, insbesondere auch sexueller Gewalt, besser geschützt werden."


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.