Kultur
Bluetone - "You are so beautiful"
23. Juli 2013, 9:49 Uhr aktualisiert am 23. Juli 2013, 9:49 Uhr
Man sollte sich einmal Folgendes ins Gedächtnis rufen: Man schreibt das Jahr 1969 und in Bethel im US-amerikanischen Bundesstaat New York findet ein Open-Air-Festival statt, das später als "Woodstock" in die Geschichte der Rockmusik einging. Auf der Bühne steht unter anderem ein 25-jähriger, noch nicht sehr bekannter Nachwuchs-Soulsänger namens Joe Cocker, der mit seiner eigenständigen Interpretation des Beatles-Hits "Witha little help from my friends" auf einen Schlag zu einem der gefragtesten Soul-Interpreten wurde.
Und eben dieser Joe Cocker steht 44 Jahre später beim Straubinger "Bluetone"-Festival auf der Bühne und röhrt genau diesen Song auf seine unvergleichliche Art ins Mikrofon, dass jedem echten Soul-Fan das Herz höher schlägt. Der 69-jährige Altmeister hat nichts von seiner Faszination verloren und verfügt noch immer über seine bis ins Mark berührende Soulstimme, die er dann gerade bei Songs wie "With a little help from my friends" mit ungebändigter Kraft einsetzt.
Hinzu kommen noch die Präzision und die Routine, welche der begnadete Sänger in all seiner Erfahrung ausstrahlt. Dass Cocker seine Röhre aber auch herzzerreißend innig einsetzen kann, wurde in Balladen wie "You are so beautiful" ausdrucksstark deutlich. Wenn er das letzte "to me" im äußersten Pianissimo und in höchster Lage ins Mikrofon haucht, dann wird es sogar in einem Festivalzelt mit 4000 Besuchern mucksmäuschenstill.
Natürlich hatte Cocker an diesem Abend auch diejenigen Dauerbrenner auf dem Programm, die das Tanzbein in Wallung bringen. Mit kraftvoll und groovig interpretierten Nummern wie "Feeling allright", "Fire it up" oder "Leave your hat on" heizten er und seine exzellente achtköpfige Band dem Publikum im ausverkauften Zelt gewaltig ein, was dann aufgrund der sehr sommerlichen Temperaturen zu saunaartigen Bedingungen für Musiker und Publikum führte, aber der sichtlichen Spielfreude und Begeisterung keinen Abbruch tat. Der Auftritt machte deutlich, dass Cocker auch in seinen neueren Nummern wie "Fire it up" seinem unnachahmlichen Soul-Stil treu geblieben ist und damit die lange Tradition seiner zahlreichen Hits in mitreißender Art fortsetzt. Mit der Bassistin und Sängerin Oneida James Rebeccu, dem Keyboarder Nick Milo, dem Saxofonisten, Perkussionisten und Akkordeonspieler Norberto Fimpel, dem Gitarristen Gene Black, dem Organisten Herman Jackson und den beiden Background-Sängerinnen Nikki Tillman und Laura Jones präsentierte Cocker an diesem Abend eine zusammengeschweißte Formation, deren Ausdrucksstärke und Präzission kaum zu toppen war.
Als die Zugaben in Form von "Summer in the city" und "Cry me a river" über die Bühne gingen, dürfte wohl niemand mehr im prall gefüllten Festivalzelt unberührt geblieben sein. Dieser Auftritt war einer der besten, den das hochkarätige Straubinger Festival in seiner mittlerweile 27-jährigen Geschichte zu bieten hatte.
Da hatte es die Vorband des Weltstars um die junge bayerische Sängerin Sarah Straub mit ihrem noch etwas ausbaufähigen Pop-Soul nicht leicht, aber zumindest vernahm man hier und da doch ganz gute Ansatzpunkte.