Tatort-Kritik
Borowskis schmerzhafte Reise in die Vergangenheit
10. April 2022, 19:00 Uhr aktualisiert am 10. April 2022, 19:31 Uhr
Im neuen Kieler "Tatort" stehen Vater und Sohn Milberg zusammen vor der Kamera - für Kommissar Borowski wird es eine Reise in die Vergangenheit.
So langsam, wie die Kamera zu Beginn auf Axel Milbergs Gesicht zufährt, ist klar: Klaus Borowski ahnt was!
Das Skelett der Jugendlichen, das unter dem umgefallenen Baum im Wald zum Vorschein kam, ist für ihn absolut kein Fall für die Cold-Case-Unit, vielmehr eine Angelegenheit des heißen Herzens: Jung-Borowski wollte mit seiner Teenager-Freundin 1970 zu Jimi Hendrix auf das Love-and-Peace-Festival auf der Insel Fehmarn trampen. Aber es regnete, kein Auto hielt an, und Borowski wurde maulig. Das junge Paar schied im Streit, das Mädchen stieg in einen VW-Bus und ward nicht mehr lebend gesehen.
Neuer Kiel-"Tatort": Borowski ist besonders befangen
Er lernt schmerzhaft: Du musst kämpfen im Leben für die Dinge, die dir wichtig sind. Hier ermittle ich, ich kann nicht anders, sagt also sinngemäß Borowski und gräbt sich tief hinein in den alten Fall, bei dem er befangener ist als jeder andere.
Bald steht der große Klaus vor einer alten Tankstelle namens Grossklaus und denkt zurück an jenen Tag, an dem Klein-Klaus seine Freundin alleine ließ - und damit ihr Schicksal besiegelte. In "Borowski und der Schatten des Mondes" (Buch: Patrick Brunken und Torsten Wenzel, Regie: Nicolai Rohde) treffen wir also auf den jungen Borowski (gespielt von Milbergs Sohn August), nehmen einen tüchtigen Zug 70er-Jahre-Atmosphäre und verirren uns immer wieder im unübersichtlichen Wald, wo skelettierte Tote auftauchen und Jäger ihre Beute ausweiden. Das ist nicht der Wald, den man für ein Picknick aufsucht. So finster wie der Wald ist auch der Keller des Verdächtigen. (Vergessen Sie bitte umgehend die Weisheit "Böse Menschen haben keine Lieder.")