AZ-Filmkritik
"Das krumme Haus": Exzentriker unter sich
29. November 2018, 10:05 Uhr aktualisiert am 29. November 2018, 10:05 Uhr
Die Verfilmung von Agatha Christies Roman "Das krumme Haus" durch Gilles Paquet- Brenner gerät ein wenig zu bieder.
Steht auf der großen Leinwand etwa ein kleines Agatha-Christie-Revival bevor? Nachdem jahrelange keines ihrer Bücher für das Kino adaptiert wurde, legte Kenneth Branagh Ende 2017 mit dem stargespickten Kammerspiel "Mord im Orient-Express" eines der bekanntesten Werke der Queen of Crime neu auf.
Fast parallel entstand unter der Regie des Franzosen Gilles Paquet-Brenner eine Verfilmung des 1949 veröffentlichten Romans "Das krumme Haus", den Christie angeblich zu ihren Lieblingsarbeiten zählte.
Der Mörder: ein Familienmitglied?
Nach dem Tod von Wirtschaftsmagnat Aristide Leonides engagiert seine Enkelin Sophia den Privatdetektiv Charles Hayward (Max Irons) - bevor sich Scotland Yard einschaltet und womöglich dunkle Familiengeheimnisse aufdeckt.
Sophia (Stefanie Martini) ist überzeugt, dass ihr Großvater von einem Familienmitglied getötet wurde. Hayward übernimmt den Fall nur widerwillig, denn vor Jahren waren Sophia und er ein Paar. Auf dem imposanten Leonides-Anwesen befragt er die Angehörigen, die in dem riesigen Herrenhaus alle unter einem Dach leben.
Niemand konnte den Ermordeten leiden
Viele verdächtigen Leonides' junge, zweite Ehefrau Brenda (Christina Hendricks), den Wirtschaftsmagnaten getötet zu haben. Angeblich hatte sie eine Affäre. Oder war es sein Sohn Philip, der den Familienbetrieb übernehmen musste, obwohl er lieber als Autor Karriere machen wollte? Ein von ihm geschriebenes Theaterstück für seine Frau, die gescheiterte Schauspielerin Magda, wollte das Familienoberhaupt zu Lebzeiten nicht einmal lesen.
Bei seinen Befragungen stellt Hayward fest, dass auch die jüngste Enkelin Josephine ihren Opa nicht leiden konnte, weil er ihr verboten hatte, Ballett-Unterricht zu nehmen. Lady Edith De Haviland (Glenn Close), Schwester von Leonides' verstorbener erster Frau, ist Josephine besonders ans Herz gewachsen. Auch sie hatte für den alten Mann nicht viel übrig. Lady Edith geht ständig mit Gewehren und Gift gegen Maulwürfe vor - vielleicht auch gegen Menschen?
Das "Kinogefühl" fehlt
Wie viele Agatha-Christie-Verfilmungen hat auch "Das krumme Haus" zahlreiche mysteriöse, verdächtige Charaktere und eine angenehm nostalgische Optik. Leider mangelt es dabei aber an dem Kinogefühl früherer Christie-Verfilmungen.
Glenn Close ist zwar als Lady Edith köstlich, genau wie Gillian Anderson als frustrierte Magda. Doch abgesehen von einem großen Abendessen mit giftigen Dialogen knistert es zu wenig. "Dies ist ein Treibhaus für unterdrückte Leidenschaft", sagt Lady Edith zu Hayward. Das Publikum spürt davon allerdings nicht viel.
Die Optik hat dennoch Charme
Die 50er-Jahre-Optik hat durchaus ihren Charme. Die klar erkennbaren Studioaufnahmen und die Außenaufnahmen am Herrenhaus Minley Manor südwestlich von London wirken im Vergleich zur opulenten Optik früherer Verfilmungen jedoch eher wie eine routinierte Fernsehproduktion.
"Das krumme Haus" ist somit kein großes Kino, aber immerhin nette Krimi-Unterhaltung zum Miträtseln.
Kino: City, Kino Solln, Mathäser (auch OV), Museum (OV), R: Gilles Paquet-Brenner (GB, 116 Min.)
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