Kultur

Der Strick ist ihm zu teuer

"Ein Mann namens Otto": Tom Hanks spielt in dem Remake einen Grantler, der mit dem Leben hadert


Tom Hanks als "Ein Mann namens Otto": Der mag Menschen nicht übermäßig gern, zumindest zu Beginn des Films.

Tom Hanks als "Ein Mann namens Otto": Der mag Menschen nicht übermäßig gern, zumindest zu Beginn des Films.

Von Margret Köhler

"Er mag Menschen ... die ihn in Ruhe lassen" heißt es auf dem Filmplakat und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Otto ist ein Grantler, der immer einen Grund findet, herum zu nörgeln, egal ob im Baumarkt, bei seiner Abschiedsfeier in der Firma oder beim Paketzusteller, alle kriegen seinen geballten Frust ab. Seit dem Tod seiner geliebten Frau will Otto dann gar nicht mehr und beschließt, sein für ihn sinnloses Leben zu beenden.

Er kauft sich ein festes Seil, mit dem er sich erhängen will, und feilscht an der Kasse um den Preis, bestellt Telefon und Zeitungen ab, bezahlt ordentlich noch offene Rechnungen, schließlich soll alles nach seinem Tod geregelt sein. Doch der Suizidversuch geht gründlich schief. Und dann sind da auch noch die neuen, aus Mexiko stammenden Nachbarn, denen er mehr zufällig beim Einparken hilft und die ihn fröhlich in Beschlag nehmen.

Dem Charme der schwangeren Marisa und ihren Kochkünsten kann er sich nicht entziehen, auch wenn er ihren Mann für einen Tölpel hält. Und deren Kinder finden sogar Gefallen an dem scheinbar verbitterten Opa von nebenan. Nicht zu vergessen die Straßenkatze, die sich von dem Griesgram nicht einschüchtern lässt, sondern ihm schnurrend Gefühlsregungen entreißt. Vielleicht ist das Leben doch lebenswert und bietet noch ein paar Überraschungen?

Die schwedische Verfilmung von Fredrik Backmans Bestseller "Ein Mann namens Ove" mit Rolf Lassgard lief 2015 erfolgreich im Kino, in dem US-Remake des Deutsch-Schweizers Marc Forster ("Monster's Ball", "James Bond 007: Ein Quantum Trost") trumpft Tom Hanks als Prinzipienreiter mit Disziplin auf, der wie ein Blockwart die Siedlung, ihre Bewohner und Besucher inspiziert, sich mit Autofahrern anlegt und auch schon mal ein falsch abgestelltes Fahrrad wütend entfernt.

Aus Ove wurde Otto, ein Mann "aus Schwarz und Weiß", wie ihn der Romanautor charakterisiert, Zwischentöne Fehlanzeige, die Mundwinkel auf Halbmast. Um so mehr freut man sich, wenn nach und nach ein Lächeln über sein Gesicht huscht, der grummelnde Pedant sich als Mann mit Herz entpuppt, die Fehde mit einem kranken Nachbarn begräbt und sich sogar um einen Teenager kümmert, der von seinem Vater rausgeschmissen wurde, weil er sich als Transmensch versteht.

Der zweifache Oscarpreisträger spielt souverän den nicht gerade sympathischen Misanthropen, durch Rückblenden wird klar, dass er nicht immer so verknöchert war. Hanks' Sohn Truman mimt da ziemlich gut den jungen Otto, der sich Knall auf Fall verliebte und eine glückliche Ehe führte.

Und was nicht ganz selbstverständlich ist: Der Hollywoodstar lässt trotz aller Dominanz auch den Nebenfiguren Raum. Diese tröstliche Tragikomödie mit Tempo und Timing balanciert geschickt zwischen bösem Witz, Komik und einem Portiönchen Melancholie - und versprüht dabei echt gute Laune.

Kinos: Cinema, Museum-Lichtspiele (beide OV), Rio, Leopold (beide dt. und OmU), Solln (OmU), Arri, Cadillac & Veranda, Cincinatti, Cinemaxx, Sendlinger Tor, Mathäser
R: Marc Forster (USA, 126 Minuten)