Frankfurter Buchmesse
Deutscher Buchpreis geht an Anne Weber
12. Oktober 2020, 19:39 Uhr aktualisiert am 12. Oktober 2020, 19:39 Uhr
Ein "Heldinnenepos" ist der beste deutschsprachige Roman des Jahres. Das in Versform geschriebene Buch erzählt von einer französischen Freiheitskämpferin.
Der Deutsche Buchpreis 2020 geht an Anne Weber für ihren Roman "Annette, ein Heldinnenepos". Das gab die Jury am Montag in Frankfurt am Main bekannt.
Die Auszeichnung für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Verleihung im Frankfurter Römer fand wegen der Corona-Pandemie ohne großes Publikum statt.
Die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhielten jeweils 2500 Euro: Bov Bjerg ("Serpentinen"), Thomas Hettche ("Herzfaden"), Deniz Ohde ("Streulicht"), Dorothee Elmiger ("Aus der Zuckerfabrik") und Christine Wunnicke ("Die Dame mit der bemalten Hand"). Insgesamt hatten die sieben Jurymitglieder 206 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2019 und September 2020 erschienen sind.
Der Sieger-Titel aus dem Verlag Matthes & Seitz erzählt die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir - in Versform. "Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen", lautete die Begründung der Jury. Es sei "atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt".
Anne Weber (55) wurde in Offenbach geboren. Nach dem Abitur zog sie nach Frankreich, wo sie bis heute lebt. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin, seit dem Ende der 90er Jahre veröffentlicht sie eigene Texte. Ihre Bücher verfasst sie mal auf Deutsch und mal auf Französisch und übersetzt sie dann selbst in die jeweils andere Sprache.
Die reale Anne Beaumanoir wurde 1923 geboren - Anne Weber hat sie persönlich kennengelernt und war so beeindruckt, dass sie beschloss, über sie zu schreiben, wie die Autorin bei der Lesung der Shortlist-Autoren im Frankfurter Literaturhaus Ende September verriet. Sie war im fanzösischen Widerstand aktiv, Mitglied der kommunistischen Partei und kämpfte für das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Algerien.
Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vergeben. Im vergangenen Jahr hatte Saša Stanišić den Preis für seinen Roman "Herkunft" erhalten. In seiner Dankesrede griff der aus Bosnien stammende Autor den Literaturnobelpreisträger Peter Handke für dessen Äußerungen über den Jugoslawienkrieg an und entfachte damit eine Literaturdebatte.