Kultur

Diana Iljine wirft hin

Die Chefin des Filmfest Münchens kündigt nach der diesjährigen Ausgabe


Die scheidende Festivalchefin Diana Iljine.

Die scheidende Festivalchefin Diana Iljine.

Von Adrian Prechtel

Ein interessanter Zeitpunkt: Morgen trifft sich die Filmbranche zum Deutschen Filmpreis in Berlin. Dann fahren viele weiter nach Cannes zum größten Filmfestival der Welt, wo ab Dienstag auch das Filmfest München Filme für seine 40. Jubiläumsausgabe diesen Sommer Programm sammelt. Und genau jetzt: Eine Pressemitteilung des Filmfest München, in der sachlich mitgeteilt wird, dass die bisherige Chefin, Diana Iljine, nach diesem Sommer aufhört. Obwohl mit ihren 58 Jahren durchaus noch Zeit für weitere Jahre wäre. Es sei eine einvernehmliche Auflösung auf Wunsch Iljines - über deren Hintergründe traditionell Stillschweigen vereinbart wurde.

Nur fallen einem gleich ein ganzes Bündel von Gründen ein, warum die Festivalleiterin nach zwölf Ausgaben unter ihrer Leitung aufhört: Da ist die schwierige Finanzierung des größten deutschen Filmfestivals nach der Berlinale, wie es immer heißt. Da sind falsche Versprechungen seitens des Freistaats und ein überhöhter Druck sowie ein Hängenlassen seitens beider Hauptgesellschafter München und Bayern.

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Festivalleiterin Diana Iljine bei der Eröffnung des 39. Filmfest München.

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Nicht unbedingt ein Festivalzentrum: das Amerikahaus.

Diana Iljine hat seit Sommer 2011 daran gearbeitet, die Ausstrahlung des Filmfestes zu stärken, den Etat von zwei auf 3,5 Millionen Euro hochverhandelt. Sie hat den Roten Teppich aufgewertet, der dem Arthaus-Vorgänger eher egal war. Sie hat mehr Partystimmung gemacht und früh erkannt, dass man auch Serien ins Programm holen muss.

Das Drama begann aber 2018 - ausgerechnet mit einem vermeintlichen Geldregen. Da hatte Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Eröffnungsrede dem Filmfest plötzlich drei Millionen Euro pro Jahr mehr versprochen, ohne das zuvor mit dem paritätischen Partner, der Stadt München abzusprechen, die ja mitziehen müsste.

Es blieb bei einer einmaligen Erhöhung, mit der das Filmfest technisch aufgerüstet werden konnte. Aber bereits damals konnte sich die Gesellschafter nicht auf ein Hauptziel von Diana Iljine verständigen: ein eigenes, bündelndes Festivalzentrum - statt verstreut und leicht improvisiert im Gasteig temporär Untermieter zu sein. Und selbst diese unbefriedigende Lösung ist mit der auf unbestimmte Zeit verschobene Generalsanierung dort, unmöglich geworden. Das interimistsch genutzte Amerikahaus am Karolinenplatz hat zwar Charme, ist aber nicht repräsentativ für das größte deutsch Filmfest nach der Berlinale.

Und mit diesem Stichwort ist auch schon die zweite Problematik angesprochen. Söder hatte ("Berlin ist schön, München ist schöner") von der Vision gesprochen das deutsche A-Festival (ca. 15 Millionen Euro Etat!) zu überflügeln, was aber strukturell gar nicht geht. Denn Berlin verlangt als sogenanntes A-Festival Weltpremieren. München hingegen sammelt auf Festivals der ganzen Welt Filme ein, um sie für das "größte deutsche Sommerfestival" in München zu gewinnen - als schöne Premieren-Startrampe für Deutschland.

Dass man nach Corona-Jahren dem Filmfest München keine größere Etaterhöhung zugestanden hat, ist ein weiteres Ärgernis. Und dass die Broschüre zur Feier der 40. Ausgabe des Filmfest München nicht einmal mehr gedruckt wird, sondern nur digital erscheint, ist auch kein Zeichen von Modernität, sondern Zeichen einer Geringschätzung seitens Stadt und Staat.

Interimsweise wird Vizechef Christoph Gröner das Festival im kommenden Jahr ausrichten, während eine neue Leitung international ausgeschrieben werden muss. Es gilt als offenes Geheimnis, dass sich Gröner bewerben wird. Und eine Stärke des Filmfest München hat er bereits hinter sich: den deutschen Film in seiner Reihe "Neues Deutsches Kino". Denn den schiebt die Berlinale als internationales Festival in eine Nebenreihe.