Kultur

Dieser Swing zieht einfach mit

Das Erfolgs-Musical "Ein Amerikaner in Paris" von George und Ira Gershwin hatte im Prinzregententheater Premiere


Fast wie im Kino mit großer Leinwand - nur tanzt diesmal "Ein Amerikaner in Paris" im Münchner Prinzregententheater über die Bühne. Im Licht der Straßenlaterne singen und swingen sich Lise (Mariana Hidemi) und Jerry (Tobias Joch) in den siebten Himmel.

Fast wie im Kino mit großer Leinwand - nur tanzt diesmal "Ein Amerikaner in Paris" im Münchner Prinzregententheater über die Bühne. Im Licht der Straßenlaterne singen und swingen sich Lise (Mariana Hidemi) und Jerry (Tobias Joch) in den siebten Himmel.

Von Mathias Hejny

Meistens führt der Weg eines Musicals von der Bühne auf die Kinoleinwand. In diesem Falle war es anders. Angeregt von einem Paris-Aufenthalt in den 1920er-Jahren hatte George Gershwin das Orchesterstück "Ein Amerikaner in Paris" geschrieben, dessen Titel und Musik Ausgangspunkte waren für den Film von Vincente Minelli. 1952 erhielt der Streifen sechs Oscars, darunter für den besten Film und das beste Originaldrehbuch. Erst über 60 Jahre später kam es zu einer Bühnenadaption. Die Uraufführung fand dann am Ort der Handlung statt.


Seit 2018 singen Jerry und Lise - im Film von Gene Kelly und Leslie Caron legendär gespielt und getanzt - auch auf Deutsch. Die seit Generationen in das kollektive Gedächtnis eingesickerten Melodien heißen nun "Spür den Rhythmus", "'S Wundervoll" oder "Rauf auf den Weg ins Schlaraffenland". Diese Fassung gastiert für zehn Tage im Prinzregententheater, und Bühnenbildner Robert Pflanz setzt ganz auf die Kino-Gene, die das Musical in sich trägt. Eine bühnenfüllende Bildwand ersetzt aufwändige Aufbauten und schafft dennoch atmosphärereiche Stimmungen.

Das gemütliche Café Dutois, das noble Hotel Ritz oder der Eiffelturm in dramatischer Untersicht erscheinen oft in surreal verzerrter Farbigkeit wie ein liebevoll ironischer Kommentar auf das Technicolor-Leuchten aus Hollywood. Gleichzeitig wirft das auch ein modernes Licht auf die Paris-Klischees von L'amour und Savoir vivre, die unter der Regie von Christopher Tölle mehr zitiert als inszeniert sind. Es werden auch die zeithistorischen Schatten nicht verschwiegen, die über der Liebesgeschichte stehen, denn sie passiert in der Nachkriegszeit.

In den Straßen liegen noch die Trümmer des Zweiten Weltkriegs, und man macht Jagd auf Nazi-Kollaborateure. Der US-Soldat Jerry Mulligan, der im Zivilleben ein Maler und Zeichner ist, hat sich als erstes in Paris verliebt und dann in die Balletttänzerin Lise Dassin. Aber so geht es auch dem amerikanischen Musiker und Komponisten Adam Hochberg (Loïc Damien Schlentz), der mit seiner Kriegsverletzung partout nicht nach Hause will und in Europa bleibt, um ein Schöpfer seriöser Kompositionen zu werden.

Und dann ist da noch Henri Baurel (Tilman von Blomberg), der Spross einer reichen Unternehmerfamilie ist, aber nicht Fabrikdirektor werden will, sondern Nachtclubsänger.

Der Kitt zwischen den vier Verliebten ist die Mäzenin Milo Davenport (Kira Primke), die die Tänzerin, den Maler, den Komponisten und auch die Ballett-Soiréen der Familie Baurel finanziell unterstützt. Mariana Hidemi als Lise und Tobias Joch als Jerry sind in der Tat ein schönes und liebenswertes Paar. Joch und die beiden anderen Herren singen solide, aber wenig glanzvoll oder gar verführerisch.


Wirklich grandios freilich ist Henris Debüt als Sänger im Cabaret, bei dem er sich sehr mitreißend in die Radio Concert Hall in New York hinüber träumt. Das Energiezentrum der Show ist dennoch die zierliche Lise mit der großen Stimme und dem ausdrucksstarken Tanz. Es sind auch im übrigen vor allem Christopher Tölles Choreografien, die die Inszenierung kraftvoll vorantreiben.


Im Graben leitet Heiko Lippmann das Krzysztof Klima Festival Orchester aus Krakau, das nicht gerade üppig besetzt ist, aber einen schönen und durchsichtigen Sound erklingen lässt, auf den sich das Ensemble in jeder Phase verlassen kann.

Prinzregententheater, bis Donnerstag, 6. April, dann noch einmal am 8. und 9. April, 19.30 Uhr sowie am 10. April, 15 Uhr, Karten unter Telefon 089 - 93 60 93