William Youn und Nils Mönkemeyer

Festival-Veranstalter: "Das rechnet sich nicht"


Nils Mönkemeyer (hinten) und William Youn (vorn) am Anlegesteg der Herreninsel im Chiemsee.

Nils Mönkemeyer (hinten) und William Youn (vorn) am Anlegesteg der Herreninsel im Chiemsee.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Der Bratschist Nils Mönkemeyer und Pianist William Youn über die gegenwärtigen Schwierigkeiten beim Veranstalten einer Konzertreihe.

Sein Urteil ist eindeutig. "Kultur rechnet sich so nicht." Mit diesem Worten drückt Nils Mönkemeyer die Stimmung im Musikbetrieb klar und deutlich aus. Seit 2019 leitet der Bratschist aus München mit seinem Klavier-Partner William Youn die "InselKonzerte" auf Herrenchiemsee. Die gegenwärtige Corona-Pandemie stellt auch die schmucke Kammer-Reihe im Chiemgau vor gewaltige Herausforderungen. Mit einem Duo-Konzert haben Mönkemeyer und Youn am vergangenen Sonntag die diesjährigen "InselKonzerte" eröffnet, trotz aller Hygiene-Maßnahmen.

Hierzu haben sie Bratschen-Bearbeitungen der "Arpeggione-Sonate" von Franz Schubert sowie von Liedern von Felix Mendelssohn Bartholdy und der "FAE"-Gemeinschafts-Sonate von Robert Schumann, Johannes Brahms und Albert Dietrich aufgeführt. Damit sind sie in der Region veritable Pioniere, denn selbst das benachbarte Kammermusik-Festival "Festivo" in Aschau, das erst Ende Juli starten sollte, hat den Musiksommer 2020 komplett abgeschrieben und alle Veranstaltungen abgesagt.

Schwierige Planung

Für Mönkemeyer und Youn sind solche Entscheidungen durchaus verständlich. "Ein Festival hat auch Personalkosten und benötigt eine lange Vorbereitungszeit, um das Programm auf einen bestimmten Zeitraum zu konzentrieren. Allein wegen der verschiedenen Maßnahmen, die sich ständig und kurzfristig ändern, lässt sich das nicht durchhalten." Auch der jetzige Start der "InselKonzerte" stand erst kurzfristig fest. Ursprünglich sollte es schon eine Woche früher losgehen, aber: Zu diesem Zeitpunkt wurden die Corona-Maßnahmen aktualisiert.

"Das Problem sind nicht so sehr die Maßnahmen an sich, sondern ihre Modifizierung im Zwei-Wochen-Takt. So kann man nicht planen." Die finale Zusage für den Startschuss der "InselKonzerte" lag erst wenige Tage vor dem jetzigen Konzert vor. Dabei loben Mönkemeyer und Youn ausdrücklich das Engagement vor Ort. Ob das Gesundheitsamt in Rosenheim, die Schlösserverwaltung oder das Personal im Augustiner-Chorherrenstift auf Herrenchiemsee: "Sie haben sich alle so gefreut, dass endlich wieder Musik ins Haus kommt."

Der Startschuss selber wurde auf zwei Runden aufgeteilt, vormittags und nachmittags. Im barocken Bibliothekssaal des Alten Schlosses auf der Herreninsel passen normalerweise knapp 100 Besucher rein. Nun waren jeweils knapp 30 Besucher zugelassen - mit Sicherheitsabstand von zwei Metern zwischen den Stühlen. Noch dazu musste der Saal zwischendurch gelüftet werden.

In Schieflage

Für Mönkemeyer und Youn sind manche Maßnahmen nicht nachvollziehbar, zumal im Vergleich zu anderen Branchen. "Ich verstehe aus wirtschaftlicher Sicht, warum wieder geflogen werden darf", holt Mönkemeyer aus. "Trotzdem empfinde ich es als gewaltige Schieflage, dass die Passagiere zu Dritt in einer Reihe sitzen und zwei Stunden irgendwo hinfliegen dürfen - auf engstem Raum, in einer Röhre, ohne Luftzug von außen. Wir müssen aber bei unseren Konzerten zwischendurch die Fenster öffnen und lüften. Und warum dürfen die Schwimmbäder wieder öffnen, aber wir Kulturveranstalter müssen einen solchen Zirkus veranstalten? Logisch ist das alles nicht."

Deswegen wünschen sich Mönkemeyer und Youn bundesweit einheitliche Regeln für das Kulturleben. Gleichzeitig freuen sie sich, dass sie überhaupt wieder loslegen dürfen mit den "InselKonzerten".

Allerdings buttern sie ordentlich zu: Für die jetzigen Konzerte haben sie umsonst gespielt, um die "InselKonzerte" am 5. Juli mit dem Pianisten Alexej Gorlatch zu finanzieren. Für Mönkemeyer steht fest: "Auch die Kulturbranche ist ein Wirtschaftsfaktor, aber das scheinen viele Politiker nicht zu begreifen - auch nicht im ‚Kulturstaat Bayern'."

Bis zum 29. November 2020 sind insgesamt fünf Konzerte geplant. Weitere Informationen unter: www.inselkonzerte-chiemsee.de