Jazz und kleinere Reparaturarbeiten

Helge Schneider spielt im Innenhof des Deutschen Museums


Helge Schneider am Sonntag im Innenhof des Deutschen Museums.

Helge Schneider am Sonntag im Innenhof des Deutschen Museums.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Jazz und kleinere Reparaturarbeiten: Helge Schneider spielt mit "The deadly Bros"-Project im Innenhof des Deutschen Museums.

München - Die Rolling Stones hätten einfach die Bühne verlassen und sich geweigert, auch nur einen weiteren Ton zu spielen. Bei Helge Schneider wird die Panne einfach zum eigenen Programmpunkt: Gleich zu Beginn brummt die Technik vernehmlich wie ein Rasierapparat. Das trübt die Stimmung nach dem schwungvollen Eröffnungslied "Heute hab ich gute Laune" sichtlich.

Der Orgelverstärker ist offenbar das Kummerkind. Vielleicht gab es keinen Soundcheck, vielleicht brummte es da einfach noch nicht. Jedenfalls ist fast die erste halbe Stunde des Abends der Behebung des geheimnisvollen Brummens gewidmet, an der sich Helge Schneider anfangs noch wild gestikulierend beteiligt wie der Bauherr, wenn der Betonmischer kommt.

Dann setzt er sich irgendwann hinter seine Orgel (während der Tonmann noch einige Zeit hin und her eilt), zupft ein paar Töne auf dem Lamellophon und improvisiert einen langen Werbespot für eine ayurvedische Massage, "gleich neben dem Chinarestaurant Deutsches Haus".

Schneider witzelt über Münchner Immobilienpreise

Später würdigt Schneider eingehend die Einrichtung des Museumshofs mit Kugeln, Säulen und Bäumen - und die Münchner Immobilienpreise: "Ich muss noch 40 Jahre weitermachen - ich habe mir ein 60-Quadratmeter-Apartment in München gekauft."

Helge Schneider hatte bei seinem Konzert in München mit einigen Pannen zu kämpfen.

Helge Schneider hatte bei seinem Konzert in München mit einigen Pannen zu kämpfen.

Seine "Deadly Bros." haben an diesem Abend verhältnismäßig wenig zu tun, vom neuen Album gibt es unter anderem "Der Boss" zu hören. Zumal Henrik Freischlader auch noch eine Gitarrensaite reißt. Bei den Stones wäre sofort eine Ersatzgitarre auf die Bühne gereicht worden, hier wechselt und stimmt der Musiker noch selbst, während Helge Schneider (der sich inzwischen mit dem immerhin etwas leiser gewordenen Brummen arrangiert hat) und Schlagzeuger Pete York John Coltranes "Lazy Bird" spielen.

Auch die Pannen sind bei Helge Schneider lustig

Erst brummt der Orgelverstärker, dann reißt die Gitarrensaite - ginge nun auch noch das Gerät des einstigen Schlagzeugers der Spencer Davis Group in Flammen auf, es wäre dies ein Abend für die Geschichtsbücher.

So ist es immerhin ein verdammt netter Abend in einem für alle Beteiligten noch ungewohnt kurzen und kleinen Format. Till Hofmann hat, weil er in seinen Stammhäusern Lustspielhaus und Lach & Schieß derzeit keine richtigen Veranstaltungen machen kann, seit dem 1. Juli mit seinem Eulenspiegel Flying Circus den Museumshof für die kommenden Monate zur kleinen Kabarettbühne gemacht. Die Konzerte dürfen aber nur knapp 90 Minuten lang sein, die Zahl der Sitzplätze ist durch den Sicherheitsabstand begrenzt.

Eine ganz besondere Zugabe

Das ist natürlich der perfekte Rahmen für einen wie Helge Schneider, der ohnehin kein Repertoire hat, auf dessen Einhaltung das Publikum drängt. Er kann spontan das Horn des Krankenwagens, das laut von der Welt da draußen in den Hof dringt, mit ins Programm einbauen, ebenso das viertelstündliche Schlagen der riesigen schmucken Uhr des Museumshofs.

Als Zugabe gibt es eine Jazz-Fassung von "Rock Around The Clock". Und alle freuen sich sichtlich, dass wieder was live geht in der Kultur. Das immerwährende Ploppen der Kronkorken aus allen Reihen des Publikums wird Teil des Soundtracks eines Sommerabends.

Am 28. August erscheint Helge Schneiders neues Studioalbum "Mama" (Roof)

Lesen Sie auch: Helge Schneider im AZ-Interview - "Das Leben ist extrem minimiert"