Kammerspiele
Offenbach mit dem Jewish Chamber Orchestra
10. Februar 2019, 16:34 Uhr aktualisiert am 10. Februar 2019, 16:34 Uhr
Daniel Grossmann mit Offenbach-Einaktern samt Video-Kommentar in der Kammer 1 der Kammerspiele
Es klang wie eine Drohung und nach dem politisch korrekten Einrennen scheunentorweit offener Türen, für die der Schauplatz der Aufführung berühmt ist. Dennis Metaxas wolle, so erklärte der Dirigent Daniel Grossmann in der Kammer 1, den Rassismus und die Frauenfeindlichkeit zweier satirischer Einakter mit einem Video-Kommentar kritisieren.
Aber es funktionierte. Das Jewish Chamber Orchestra Munich spielte die Ouvertüre zu der unter Menschenfressern spielenden Operette "Oyayaye ou La Reine des îles". Dazu fuhr die Kamera die lange Rolltreppe am Odeonsplatz hinauf. Zu Offenbachs Tropensturm zeigte die Leinwand eine dürftig beleuchtete Straße, später gab es einen Schokobrunnen und im zweiten Teil Barbiepuppen sowie amerikanische Rechtsradikale mit dem Sternenbanner als Lendenschurz.
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Nicht einmal die großmäuligen Politmanifeste zu Markus Söder und dem Postkolonialismus störten. Die visuelle Ebene vertrieb die Peinlichkeit konzertanten Musiktheaters, das sonst schnell ein wenig nach Zichorienkaffee, Tofu-Steak oder Kunsthonig schmeckt. Offenbachs musikalischer Witz ist stark genug, neben kraftvollen Bildern zu bestehen, wenn eine Wäscherin "Stoffmanschetten" im Stil der italienischen Oper besingt.
Andreas Burkart, Joshua Owen Mills und Laura Nicorescu ging das Französisch im zweiten Einakter "Pomme d'api" leichter von der Zunge wie die deutsche Übersetzung der ersten Operette. Musik von John Cage eröffnete und unterbrach den Abend.
Die intimen Kammerspiele passen perfekt zu Offenbach und seiner trockenen Musik. Was auch immer andere Münchens Bühnen zum 200. Geburtstag des Komponisten planen mögen: Dieser 90-minütige Abend verzichtete ganz und gar auf den angestrengten Humor durchschnittlicher Offenbach-Aufführungen. Gelacht wurde trotzdem, auch wenn einem die Videos das Lachen im Hals stocken ließen. Es wird schwer, es besser zu machen. Robert Braunmüller