AZ-Filmkritik
"Paranza – Der Clan der Kinder": Kinderspiele, Liebe, Tod
22. August 2019, 0:00 Uhr aktualisiert am 22. August 2019, 0:00 Uhr
Nach dem Roman von Roberto Saviano über die Camorra-Jugend: "Paranza - Der Clan der Kinder".
Sogar Zehnjährige rekrutiert die Mafia neben Heranwachsenden bis 19 Jahren. Die "Paranzas", wie sie sich nennen, steigen in den Drogenhandel ein, in Geldwäsche, sie bestechen Polizei, liquidieren Gegner. Es sind größtenteils Kinder aus der Mittelschicht, die da auf Mopeds durch die engen Gassen rattern. Für Roberto Saviano war das der Anstoß, sich für sein Buch "Der Clan der Kinder" intensiver mit dieser Entwicklung und der Gruppendynamik zu beschäftigen.
Regisseur Claudio Giovannesi konzentriert sich auf einige Schlüsselszenen des 400-seitigen Romans, führt in eine Welt ohne Gnade, ohne Moral. Eine Gruppe 15-Jähriger unter ihrem Anführer Nicola (Francesco di Napoli) übernimmt das Geschäft der alten Camorristi und beherrscht das Viertel, nutzt den Krieg zwischen verfeindeten Clans für den Aufstieg. Und bald gibt es Tote. Der harte Junge mit dem engelsgleichen Gesicht mordet ohne mit der Wimper zu zucken, gleichzeitig tut er alles für seinen kleinen Bruder und die schönen Letizia, seine erste Liebe - eine Liebe ohne Chance.
Laiendarsteller spielen mit großer Unbefangenheit
Die Laiendarsteller - im wahren Leben Friseur, Bäcker oder Koch - machen ihre Sache super, niemand kannte Savianos Roman oder das Drehbuch zuvor. So spielen sie mit großer Unbefangenheit und fast beängstigender Authentizität. Manche Szenen wirken stilisiert, andere dokumentarisch, wenn die jungen Mafiosi hingebungsvoll für die Familie sorgen, in Kriegsbemalung der Gesellschaft den Kampf ansagen oder interne Konflikte austragen. Kindlichkeit, Zärtlichkeit und Brutalität sind hier keine Gegensätze. Allerdings ahnt man von Beginn an, dass die Katastrophe lauert, dass Freiheit von Zwängen Illusion bleibt. Ein pittoreskes Neapel verzaubert anfänglich, wirkt trotz brillanter Breitwandbilder dann aber wie eine offene Wunde. Fraglich, ob sie je heilt.
Kino: City, Leopold sowie Monopol (auch OmU), Theatiner (OmU); Regie: Claudio Giovannesi (I, 112 Min.)
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