Kultur

Raus und rein in die Klamotten

Die Zauber- und Artistikshow "Magic" ist faszinierende Unterhaltung


Der 54-jährige US-Comedian Ed Alonzo führt durch die Show.

Der 54-jährige US-Comedian Ed Alonzo führt durch die Show.

Von Mathias Hejny

Hierzulande erleben wir den vermutlich wärmsten Jahreswechsel aller Zeiten, aber das Prinzregententheater liegt im Tiefschnee - zumindest in der Videoprojektion, die der italienische Bühnenbildner Domenico Toma wie auch in den Vorjahren für die Show "Magic!" aufbaute. Aber schließlich geht es um den "Zauber der Illusion", und um diesen Zauber haben Tomas bühnenfüllenden Animationen großen Anteil.

Neben einer liebenswert verkitschten Ansicht des winterlichen Prinzregentenplatzes erfindet er farbintensive und bewegte Hintergründe aus träumerischen Szenerien oder abstrakt geometrischen Mustern für die Aufritte der internationalen Illusionistenschar, die Regisseur Stefan Warmuth versammelte.

Die meisten gehören inzwischen zum Inventar wie Ed Alonzo. Der 54-jährige US-Comedian bezeichnet sich selbst als "The Misfit of Magic", der Unangepasste der Magie. Als solcher wandelt er mit haargesträubter Frisur und Harold-Lloyd-Brille als wortloser Conférencier zwischen Clownerie und Zauberei durch das Programm. Wer von ihm aus den ersten Reihen auf die Bühne geholt wird, muss damit rechnen, einfach bis zum Schlussapplaus verschwunden zu bleiben oder vom Künstler, nachdem er in weniger als einem Augenblick seine Garderobe vom seriösen schwarzen Anzug zu sexy rotem Glitzerfummel wechselte, abgeschleppt zu werden.

Der Jahrgang 2022 hat keinen erzählerischen Rahmen, aus dem sich die Nummern herausentwickeln. Sein Thema sei in diesem Jahr "die Lebensfreude", erklärt Warmuth in einem Programmheftbeitrag, sowie der Mut, "die Vielfalt unserer Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten".

Besonders deutlich wird das an zwei Beiträgen, die nicht zum klassischen Kanon von Zirkus und Varieté gehören. Der Berliner Tobias Wegner hat die Figur eines Wall Clowns entwickelt und sein Trick ist offensichtlich: Er lässt seinen Auftritt von einer Kamera aufnehmen, die um 90 Grad verkantet ist.

In der Liveprojektion scheint sein Spiel mit Wand und Boden von jeder Schwerkraft enthoben zu sein, wodurch höchst amüsante Bilder entstehen. Auch Maras Sandkunst erschließt sich aus einer speziellen Perspektive. Eine Kamera über einem Leuchttisch nimmt ihre Aktion auf, bei denen sie aus Sand einen bewegten Comic zum Thema "Liebe" gestaltet - bis zum Ergebnis dieser Liebe, einem Baby. Für eher meditative Momente ist Simone al Ani zuständig, wenn er goldene Reifen und gläserne Kugel schweben oder in aller Ruhe an sich selbst entlang gleiten lässt.

Wer beim Umziehen Zeit sparen will, wird es auch beim russischen Duo Sos & Victoria nicht lernen. Doch man kann bei ihnen zumindest beobachten, wie der Klamottenwechsel laufen kann, wenn er optimal läuft. Die Quick-Change-Artisten stehen mit 16 Kostümwechseln in 120 Sekunden im Guinnes-Buch der Rekorde.

Tempo macht auch Magic Unlimited, deren atemberaubendes Spektakel in diesem Jahr der Schwerpunkt der Show ist. Auch, wenn man schwebende Damen und sanft abhebende Herren, von scharfen Klingen durchbohrte Magier und zersägte Magierinnen, Leute, die aus unentrinnbaren Kisten verschwinden und in anderen fest verschlossenen Kästen wieder erscheinen, schon aus dem traditionellen Repertoire der Zauberzunft kennt, ist die Performance der drei aus den Niederlanden immer wieder verblüffend und faszinierend.

Prinzregententheater, wieder am 3. und 4. Januar, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr, Karten unter Telefon 936093