AZ Kritik: "Terminator - Dark Fate"
Schwarzenegger, Cameron und die neue, weiblich feministische Seite
23. Oktober 2019, 16:37 Uhr aktualisiert am 5. November 2019, 16:08 Uhr
"Dark Fate" ist ein inhaltlicher Befreiungsschlag von James Cameron als Produzenten: Denn der sechste Film der SciFi-Reihe knüpft nach 28 Jahren an "Terminator 2" an - mit weiblichem Kampfgeist
Die Fehler aus der Vergangenheit eliminieren, per Knopfdruck, wie ein Computer, eine Maschine. Ganz so einfach funktioniert diese Methode in der Filmwelt nicht. Aber James Cameron drückt jetzt als Produzent von "Terminator: Dark Fate" die "Delete"-Taste und negiert damit die Existenz der letzten drei, weitestgehend misslungen "Terminator"-Filme.
Unmittelbar an seine eigene Actionfilm-Revolution aus dem Jahr 1991, dem tricktechnisch überwältigenden "Terminator 2 - Tag der Abrechnung", knüpft jetzt der neue Film "Dark Fate" an - mit einer Verdrehung des damaligen Happy Ends in die Apokalypse: Zu Beginn wird jetzt John Connor, eigentlich später als Retter der Menschheit vorgesehen, vor den Augen seiner Mutter Sarah (Linda Hamilton) ermordet - durch eine menschähnliche Maschine (ein jetzt verjüngter Arnold Schwarzenegger). Nun also droht in der Zukunft wieder der Untergang der Erdbevölkerung, sollte sich keine Heldenfigur finden.
James Cameron hat die letzten drei misslungenen "Terminator"-Filme einfach gelöscht
Die aber, so zeigen es Cameron und Regisseur Tim Miller, kann es nicht mehr in den USA, sondern nur in Mexiko geben - und männlichen Geschlechts sollte sie auch nicht mehr sein. So funktioniert dieser nach den ersten beiden unerreichten Teilen stärkste "Terminator"-Nachklapp auch als zeitgemäß feministische Variation von "Terminator 2 - Tag der Abrechnung".
Fast schon sklavisch hält sich die Handlung dabei an das große Vorbild mit einem männlich besetzten Latino-Androiden (Gabriel Luna) als T-1000-Ersatz-Bösewicht, der sich diesmal nicht nur in flüssiges Metal verwandeln, sondern sogar noch teilen kann. Ein schier übermächtiger Gegner also auf der Jagd nach Dani (Natalia Reyes), eine patente Fabrikarbeiterin, die für ihren schwächlichen Bruder das Wort ergreift und dem kränklichen Vater das Essen macht.
Als wäre das Leben nicht schwer genug, braucht sie nun im Kampf gegen dieses Maschinenwesen aus der Zukunft Unterstützung. Und die bekommt sie, in weiblicher Form von Grace (Mackenzie Davis), die die Schwarzenegger-Rolle aus T2 mit unvorteilhaftem Topfschnitt einnimmt.
Mackenzie Davis, Natalia Reyes und Linda Hamilton sind das Triummatriarchat
Davis verleiht dieser androgynen Frau, die sich in der Zukunft mit Metallimplantaten ein Körper-Update verpasst hat, nicht nur eine fesselnde Willensstärke, sondern auch eine nachvollziehbare Ratlosigkeit, die man so bei Schwarzeneggers Androiden nie gefunden hat.
Das weibliche Trio komplettiert Sarah Connor bei seiner packenden Flucht durch Mexiko, die es bis zu den Auffanglagern vor der US-Grenze führt. Ähnlich wie Jamie Lee Curtis im "Halloween"-Remake legt Hamilton ihre gealterte Heldin Sarah als ultra-taffe Zynikerin an, die den Tod ihres Sohnes John nie überwunden hat. Ihre "Ich hab schon alles gesehen"-Attitüde kommt bei der jüngeren, optimistischeren Generation nicht immer gut an, was dem auch in den wuchtig inszenierten Verfolgungsjagden harten Actionfilm einen zusätzlichen Generationenkonflikt-Reiz verleiht.
Schwarzenegger - erst digital verjüngt - hat jetzt Vollbart
Und Schwarzenegger? Der tritt in der letzten halben Stunde mit einem unerklärten Vollbart als Mensch gewordener Androide auf, der sich im Stile von John Rambo eine neue Beschützer-Existenz aufgebaut hat. Und so amüsant Arnies Sprüche nach wie vor auch sind, irgendwie wirkt dieser männliche Beschützer aus der (Actionfilm-)Zeit gefallen - bis er für die weibliche Hoffnungsträgerin doch noch einmal stimmig den Reset-Knopf drücken darf.
Kino: Royal, Cinemaxx sowie Mathäser (auch OV) und Cinema, Museum (OV)
R: Tim Miller (USA, 128 Min.)
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