AZ-Kritik

"Tatort: Limbus" aus Münster: Fahr(t) zur Hölle


Professor Boerne (Jan Josef Liefers) ist verwirrt und erschöpft - Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) wacht über ihn in einer Szene des "Tatort: Limbus". Die eigentlich schon in der Improfolge "Das Team" an Neujahr gestorbene Figur Nadeshda Krusenstern ist nach 18 Jahren darin ein letztes Mal zu sehen.

Professor Boerne (Jan Josef Liefers) ist verwirrt und erschöpft - Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) wacht über ihn in einer Szene des "Tatort: Limbus". Die eigentlich schon in der Improfolge "Das Team" an Neujahr gestorbene Figur Nadeshda Krusenstern ist nach 18 Jahren darin ein letztes Mal zu sehen.

Von Lukas Schauer, AZ

Eine Nahtoderfahrung der etwas anderen Art macht in diesem Fall Professor Boerne. Doch außer einem herzzerreißenden Wiedersehen mit Friederike Kempter hat dieser "Tatort" leider wenig zu bieten. Die AZ-Kritik.

Ungefähr zur Hälfte dieses "Tatort"-Films aus Münster kommt es zu einem Wiedersehen der besonderen Art. Professor Boerne (Jan Josef Liefers) sitzt in der Vorhölle (dem namensgebenden Limbus), wartend auf den diabolischen Thiel-Doppelgänger, der seinen Fall aktenfressend bearbeitet. Und als dann die Tür aufgeht, kommt auf einmal Friederike Kempter als Nadeshda Krusenstern herein - die ja im Improvisations-Tatort Anfang des Jahres blutig aus dem Münsteraner Revier weichen musste.

Doch anders als Boerne, der von seinem Mefistofele-Thiel-Pendant für die Fahrt in die Hölle vorbereitet wird, ist Krusenstern für die Fahrt nach oben vorgesehen. Eine rührende Szene, ein rührender letzter Abschiedsgruß.

Jetzt fragen Sie sich, warum Boerne auf dem Weg in die Hölle ist: das ist die verzwickte Geschichte dieses Tatorts. Der selbstverliebte Gerichtsmediziner hat nach einem Abendessen einen Unfall, kracht mit 180 Sachen in ein Feld, weil ihm ein Scharlatan und Betrüger (Hans Löw) zuvor eine Substanz verabreicht hat, die ihn außer Gefecht setzte. Und just dieser Mann macht sich nun daran, Boernes Platz einzunehmen, dienstlich wie privat. Die daraus entwickelte Handlung wird anhand eines irrlichternden, halbtoten Boernes erzählt, dessen körperliche Hülle währenddessen auf der Intensivstation liegt.

Boerne also erfährt nun, dass er doch eigentlich irgendwie auch geliebt wird - vor allem von seiner Assistentin Silke "Alberich" Haller (Christine Urspruch). Und auch Kommissar Thiel (Axel Prahl) hat dann noch das ein oder andere gute Wort für seinen Nachbarn übrig und ermittelt allen Widrigkeiten zum Trotz. So irrlichtert dieser Tatort zwischen Taschentuch-Drama und logikfreiem Kriminalfall herum. Spannend ist das alles nicht, auch das Tempo ist gemächlich (Drehbuch: Magnus Vattrodt, Regie: Max Zähle). Immerhin: Zum Schluss wird die Höllenfahrt nett mit dem realen Fall gegengeschnitten - und es ist dann doch noch Licht am Ende des Tunnels.