"Tatort"-Kritik zu "Hetzjagd":

Unterhaltsam, aber auch vieles anstrengend


Am Sonntag, 14. Februar, ermittelt das Team aus Ludwigshafen wieder im "Tatort". Diesmal in der Folge "Hetzjagd".

Am Sonntag, 14. Februar, ermittelt das Team aus Ludwigshafen wieder im "Tatort". Diesmal in der Folge "Hetzjagd".

Am Sonntagabend läuft der "Tatort: Hetzjagd" aus Ludwigshafen. Er ist unterhaltsam, aber auch anstrengend. Die AZ-Kritik zum Krimi im Ersten.

Das Kennzeichen des Fluchtwagens ist natürlich wunderbar: "LU SR" - wie Loser, also "Verlierer". Man kennt solche sprechenden Schilder aus amerikanischen Filmen. Die Flucht des Nazi-Pärchens ist aber nur kurz, schon sitzt der Mann, der eben noch einen Menschen erschießen wollte, jammernd bei der Polizei und mault: "Das war eine Falle." Da fällt es schwer, Mitleid zu haben.

Dabei hat er wirklich gerade die größtmögliche Demütigung erlebt: Da willst du als Attentäter die deutsche Geschichte mitschreiben - und dann liegt erstens das geplante Opfer bereits tot im Gras, als du ankommst, und zweitens kriegst du das Fluchtauto nicht an und musst dich von deiner entnervten Freundin anfauchen lassen: "Ich fahre, rutsch rüber." Das ist unterhaltsam. Aber da ist auch vieles anstrengend im Ludwigshafen-"Tatort: Hetzjagd" (Buch und Regie: Tom Bohn).

Wenn zum Beispiel die Freundin des Toten den Ermittlerinnen Odenthal und Stern (Ulrike Folkerts und Lisa Bitter) ausführlich erklärt (und das Drehbuch eigentlich die Zuschauer anspricht), wofür die Zahl 88 in Neonazikreisen steht. Lena Odenthal muss am Anfang zweimal ausführlich darlegen, dass sie Polizeischutz für das Opfer beantragt hatte, der aber abgelehnt wurde. Das hat man aber auch beim ersten Mal verstanden.

Und das Personal wirkt manchmal platt wie die von der Straße Geklaubten in den Trash-Nachmittags-Talkshows der 90er - oder es steht seltsam regungslos da. Man möchte ihnen manchmal zurufen: Nun spiel, die Kamera läuft längst!

Die rechte wie die linke Gesinnung bleibt Ausstattungs-Behauptung. Und als die beiden einsamen Freundinnen in der Ludwigshafener Nacht - etwas konstruiert, aber legitim - aufeinandertreffen, macht das Drehbuch daraus nichts. Eine Erkenntnis aus diesem "Tatort": In rechten wie in linken Zirkeln wird viel zu viel geduzt.