Kultur

Zappa, Marx und Bratkartoffeln

Der rumänische Autor Catalin Partenie stellt seinen Roman "Die Goldene Höhle" am 3. Mai bei Buch in der Au vor


Catalin Partenie.

Catalin Partenie.

Von Volker Isfort

Dass diese Geschichte nicht gut endet, wird gleich in den ersten beiden Sätzen von Catalin Partenies Roman "Die Goldene Höhle" deutlich: "Paul war mein bester Freund. Ich weiß nicht, wer ihn erschossen hat." Die folgenden 176 Seiten sind ein Bericht des Erzählers Stefan, genannt Fane, an ein Du, dessen Existenz sich erst am Ende des Romans klärt.

Über ein Jahrzehnt nach dem tragischen Ereignis blickt Fane zurück auf die Zeit als Paul den damals noch nicht 18-Jährigen im Bukarest der 80er Jahre in die Welt der Rockmusik einführte. Paul ist Philosophiestudent und hat einen Künstlerausweis als Schlagzeuger, weshalb er in einer Restaurantband spielen darf.

Schon bei seinem ersten Besuch, als Fane sieht, wie privilegiert die Band behandelt wird, ist ihm klar, dass auch er Musiker werden will. Er träumt seine sozialistische Variante von Sex, Drugs und Rock'n' Roll: "Ein Elvis-Hemd mit V-Ausschnitt und hohem Kragen, gegrilltes Schweinefleisch mit Bratkartoffeln essen, bulgarischen Cabernet trinken und mit großen, schlanken Kellnerinnen plaudern."

Kellnerin Oksana jedenfalls beäugt Paul recht intensiv, der mit seinem rebellischen Geist sogar Supertramp durch die Hintertür auf die genehmigungspflichtige Setlist schmuggelt. Als zwei besoffene deutsche Touristen allerdings "Zabadak" der Münchner Saragossa Band hören wollen, ist Zappa-Fan Paul in seiner Künstlerehre gekränkt.

Der 1962 geborene Catalin Partenie ist Philosophieprofessor in Bukarest und leidenschaftlicher Musiker. In seinem ersten Roman mischt er Marx und Zappa, erzählt mit kauzigem Humor vom Aufwachsen in einer Welt, in der es nur den Mangel im Überfluss gibt. Die lähmende Angst vor möglichen Repressalien beherrscht das Leben der Menschen im Ceausescu-Regime.

Paul ist das alles egal, sein Lieblingsalbum ist "Absolutely Free" von Frank Zappa. Nach einem lapidaren Witz über den großen "Steuermann" des Staates muss er das Restaurant verlassen und findet einen Job als Bewacher einer Lagerhalle, die als Theaterdepot dient. Er baut dort sein Set auf, weist den Gitarrenanfänger Fane in die Geheimnisse der Musik ein und erklärt so auch dem Leser, was ein "sozialistisches Solo" ist.

Die gelegentlichen Besuche Oksanas machen die Idylle in der "Goldenen Höhle" perfekt, auch wenn Paul und Oksana kulturell Welten trennen. Sie schmückt sein Schlagzeug mit Makramees ihrer Großmutter, der "John McLaughlin des Häkelns".

Dann wechselt der Autor die Tonart: Paul ist ohne Ankündigung weg und bald wird klar, dass er Rumänien auf riskanteste Art über die Donau im Winter nach Serbien verlassen hat, was seinen Vater umgehend den Job kostet. Doch auch die Schreckensherrschaft der Ceausescus nimmt im Dezember 1989 ihr blutiges Ende und niemand weiß, wie es weitergehen soll. "Die Lage war wie eine Melodie ohne tonales Zentrum", schreibt Fane.

Der harten politischen Realität begegnet Catalin Partenie mit subversivem Ostblockwitz und ironischen Auseinandersetzungen über Musik, den dialektischen Materialismus und andere Missverständnisse. Mit diesem kurzen Roman gelingt dem Autor ein fantasievolles, überaus verspieltes und anspielungsreiches Lesevergnügen.

Catalin Partenie stellt "Die Goldene Höhle" (Hoffmann und Campe", 176 Seiten, 23 Euro) am 3. Mai um 19.30 Uhr bei Buch in der Au vor (Humboldtstraße 12). Eintritt kostet 15 Euro inkl. Getränk, Anmeldung unter % 62269665