Zum zehnten Todestag
Zehn besondere Geschichten über Udo Jürgens
20. Dezember 2024, 08:10 Uhr
Es war eine Schocknachricht, die die Familie, Freunde und Schlagerfans aus heiterem Himmel traf: am 21. Dezember 2014 brach Udo Jürgens, gerade 80 Jahre alt geworden, bei einem Spaziergang bei Zürich plötzlich zusammen und starb. Viele Zeilen aus seine Songs sind zu geflügelten Worten geworden: "Aber bitte mit Sahne", "Mit 66 Jahren" oder "Ich war noch niemals in New York". Zu seinem zehnten Todestag (21.12.) eine Auswahl von zehn nicht so bekannten Fakten über den österreichischen Entertainer:
Den ersten großen Erfolg feierte Udo Jürgens 1950 mit kaum 16 Jahren: Er gewann gegen 400 gestandene Komponisten einen Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks. Sein Lied "Je t'aime" kam auf den ersten Platz. Der internationale Durchbruch kam nach einigen Chartplätzen in den 60er Jahren erst 1966, als er mit "Merci Chérie" im dritten Anlauf den Eurovision Song Contest (ESC) gewann. Da war er schon über 30. Der Wettbewerb wurde damals meist noch Grand Prix Eurovision de la Chanson genannt.
Mit seinem bürgerlichen Namen Jürgen Udo Bockelmann sah er wenig Chancen im Showgeschäft. So legte er sich zunächst den Künstlernamen Udo Bolan zu, und tingelte mit seiner Udo-Bolan-Band durch Gasthöfe. Für den ersten Auftritt erhielt er nach eigenen Angaben umgerechnet weniger als 50 Cent.
Mit "17 Jahr, blondes Haar" schaffte Udo Jürgens es 1965 in den deutschen Charts bis auf Platz 4. Allerdings versuchte er zu der Zeit auch, in Italien als Liedermacher Fuß zu fassen, etwa beim San-Remo-Schlagerfestival. Dort trug er den Song zuerst auf Italienisch vor, da war das besungene Mädchen noch ein Jahr älter: "Diciotto Anni, capelli biondi" - also 18 Jahr.
Der US-Entertainer Sammy Davis Jr. nimmt bei einem Konzert in München 1978 einen von Udo Jürgens mitgeschriebenen Song als Schlusslied: "If I Never Sing Another Song"- "Das war das größte", sagte Jürgens Jahre später der "Süddeutschen Zeitung". "Da war ich mir sicher, dass ich es geschafft habe." Sammy Davis Jr (1925-1990) trug das Lied bei seinen Konzerten fortan stets als Zugabe vor.
Mit "Griechischer Wein" landete Udo Jürgens 1975 den Hit des Jahres. Ein Jahr später adelte der große US-Sänger Bing Crosby (1903-1977) den Sängerkollegen mit einer Cover-Version "Come Share the Wine" - es war dessen letzte Studio-Aufnahme.
Mit "Ich war noch niemals in New York" stürmte Jürgens 1982 die Charts. Da war das Lied aber schon zwölf Jahre alt, wie er 2013 der Zeitschrift "Annabelle" erzählte. Er sei lange die erfolglose B-Seite einer Single gewesen. Auf einer Skihütte in Tirol habe es dann jemand hervorgeholt. "Die Leute waren hin und weg, sind nach Hause gefahren und haben es überall gespielt. Das Lied wurde zum Flächenbrand", erzählte Jürgens.
Öfter hat Jürgens erzählt, dass er mit dem Ruhm, den vielen weiblichen Fans und der befreiten Sexualität in den 70er Jahren geradezu Leistungsdruck verspürt habe. Er war als Frauenschwarm und Lebemann bekannt. Er sei aber zur Ruhe gekommen, sagte er der "Süddeutschen" 2002 - da war er 66. Inzwischen bleibe es oft ganz harmlos, wenn er nach dem Konzert mal einen weiblichen Fan mit aufs Hotelzimmer nehme, versicherte er: "Es kann aber passieren, dass man sich dort nur unterhält. Sich Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Sich im Arm hält."
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer bezeichnete Udo Jürgens als "gigantischen Macho". Dennoch freundeten die beiden sich nach Angaben von Jürgens an und hatten Spaß daran, die Leute zu veräppeln: "Wenn wir zusammen ein Lokal betreten, werden sofort die Köpfe zusammengesteckt", erzählte er der österreichischen Zeitschrift "Profil" 2005. "Unlängst haben wir in der Paris Bar in Berlin sogar Händchen gehalten. (...) Da hat die Tuschelei kein Ende mehr genommen."
Udo Jürgens war ohne Klavierflügel kaum vorstellbar, seine Zugaben daran im weißen Bademantel waren legendär. Das mit dem Flügel war aber keine Liebe auf den ersten Blick, wie er 2008 der TV-Moderatorin Susan Stahnke sagte: "Als kleiner Junge hatte der Flügel etwas Bedrohliches, er hat mich ein bisschen an einen Sarg erinnert", sagte er. Aber mit elf Jahren habe er heimlich mal auf dem Flügel zu Hause geklimpert, "und ich habe die unerhörte Faszination von Tönen auf mich wirken lassen", sagte er.
In einem seiner letzten Interviews sprach Udo Jürgens davon, dass er nach der geplanten Tournee vielleicht kürzertreten werde. "Was in Zukunft kommt, das muss man so gestalten, dass ich wirklich auch Zeit habe, darüber nachzudenken: Will ich das noch machen?", sagte er im September 2014, drei Monate vor seinem Tod, dem Schweizer Sender SRF. "Es ist natürlich spannend, wenn man als älterer Mensch noch in der Liga ist derer, die Feuer im Kopf haben, aber so etwas ist kein ruhiges Leben", meinte er.
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