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"Moorfeuer": Nicole Neubauers neuer Krimi spielt im Freisinger Moos
21. Mai 2016, 11:44 Uhr aktualisiert am 21. Mai 2016, 11:44 Uhr
Wenn das Freisinger Moos auf die Geschichte der "Hexenbanner" trifft, ist Spannung garantiert: Nicole Neubauer stellte in Moosburg ihr neues Buch "Moorfeuer" vor.
Eindringlich beschreibt Nicole Neubauer das Freisinger Moos, mal in eigenen Worten, mal in den Worten ihres Kriminalromans "Moorfeuer". Die in München lebende Autorin war wirklich dort und nicht irgendwo "im Moos", schon gar nicht im Erdinger Moos, sondern jener Ecke irgendwo zwischen Freising, Massenhausen und Neufahrn. Bereichert um das okkulte Element des "Hexenbanners" und mitten drin in einem etwas eigenwilligen Ermittlerteam, das man schon aus dem Vorgängerbuch "Kellerkind" kennen könnte, ist der Schriftstellerin ein durchaus fesselndes Buch gelungen. Auf angenehm persönliche Weise stellte sie es am Donnerstagabend in "Barbaras Bücherstube" vor.
Die Grundidee ist wie bei den meisten Krimis denkbar einfach: Im Freisinger Moos wird die verbrannte Leiche einer Münchnerin gefunden. Das führt zum nicht ganz reibungslosen Zusammenschluss von Münchner und Erdinger Polizeiermittlern. Die Spuren weisen einerseits in die Landeshauptstadt, doch immer wieder zurück ins Freisinger Moos und zu jenem kleinen baufälligen Häuschen, in dem die Tochter der Toten lebt. Damit sind schon einige der heimlichen "Hauptpersonen" des Romans genannt: das Freisinger Moos und das unheimliche, sprichwörtlich schräge Haus, die beide eine Eigendynamik entwickeln, die manche Romanfigur mit ihrer Faszination schlagen könnten.
Doch unter dem Personal des Romans sind zu viele interessante Typen, als dass man sich wirklich für einen "Star" entscheiden könnte. Ist es der eigenwillige Ermittler Hannes mit seinen Familienproblemen, oder seine Tochter Lily, die ihm mit 15 Jahren bereits "entstöckelt" ist, ohne dass er es mitbekommen hat? Ist es die durchaus starke Kriminalerin Elli, die auch um die Hüften herum etwas stark entwickelt ist, doch das Herz am rechten Fleck hat und im Gegensatz zu den Männern meist weiß, was sie tut? Selbst ein Kätzchen hat bei Neubauer Charakter und bringt zusammen mit Lily das Beste in Hauptkommissar Waechter hervor. Genial auch der "Hüter des Schweigens" - ohne Worte einer der vielsagendsten Charaktere im Ermittlerteam.
"Moorfeuer" ist keine hohe Literatur und hat diesen Anspruch auch gar nicht. Es ist gut lesbar und macht mit seinen Drehungen und Wendungen und eben den Ereignissen um die einzelnen Figuren großen Spaß zu lesen. Geschickt lockte Neubauer bei ihrer Präsentation die überwiegend weibliche Zuhörerschaft und die beiden Männer auf die Fährte ihres Romans und endete mit einem sprichwörtlichen Knaller. "Jetzt, wo wir gerade so …", kam es da Buchhändlerin Gaby Kellner nur mehr über die Lippen. Alle waren wie Ermittler Hannes gefangen in der Erzählung.
Ja, das Häuschen hat es wirklich gegeben, allerdings im Donaumoos in der Nähe von Ingolstadt, wo Neubauer herkommt. Diese tolle Stimmung mit seinem Knacken aber auch unheimliche Haus hatte sie verarbeiten wollen. Hinzu kam die Idee mit den "Hexenbannern", Leuten, die übers Land fuhren und Schutzzauber gegen Hexen und das Böse an sich durchführten. Dabei standen sie selbst oft der Schwarzen Magie näher als der Weißen und richteten mit ihren Ritualen, mehr noch mit den Diffamierungen bestimmter Frauen als Hexen eher Schaden an - realen, psychischen oder finanziellen bei ihren Kunden. Erst 1974 wurde der letzte Hexenbanner in Deutschland verurteilt!
Wie die Geschichte um einen Hexenbanner der 1950er Jahre mit dem aktuellen Mordfall zusammenhängt, muss man schon selber lesen. Was jedoch auch lohnt, ist der Besuch des ja gar nicht weit entfernt liegenden Freisinger Mooses. Dort ist die Erde tatsächlich so schwarz wie im Buch erwähnt. Auch die kleinen Kanäle, die zur im Buch beschriebenen Osterzeit tatsächlich dunkel wirken, gibt es und sogar die Holzstöße. Auf einem solchen war das Opfer verbrannt worden. Neubauer war ja im Freisinger Moos, ist dort herumgewandert. Doch es kann ebenso licht und schön sein. Ein guter Anlaufspunkt ist der Beobachtungsturm nördlich von Pulling mit Alpenblick bei Föhn und reichlich Natur drumherum, darunter selten zu beobachtende Vogelarten. Manchmal lohnt es sich einfach, Roman und Realität zu verknüpfen …