Newsblog: Blutbad in München

Amoklauf ein Jahr geplant: Polizei verhaftet möglichen Mitwisser


Einen Tag nach der Tat haben Trauernde vor dem Olympia-Einkaufszentrum Blumen niedergelegt.

Einen Tag nach der Tat haben Trauernde vor dem Olympia-Einkaufszentrum Blumen niedergelegt.

Von Redaktion idowa

Gezielte Schüsse auf fliehende Menschen, Schreie, Panik. Am Ende eines grauenvollen Abends in München sind zehn Menschen tot, darunter der Attentäter. Es ist ein 18-jähriger Deutsch-Iraner. Seine Tat hat er seit dem vergangenen Sommer vorbereitet und ein eigenes Manifest verfasst, so das LKA bei der Pressekonferenz am Sonntagnachmittag. +++ Verfolgen Sie alle Entwicklungen hier +++

  • Die Polizei hat einen 16-jährigen Freund des Täters festgenommen, wie Spiegel Online mitteilte. Es bestehe der Verdacht, dass der 16-Jährige von den Plänen gewusst habe.
  • Der Täter Ali S. hat bei Facebook einen Fake-Account erstellt und Opfer zum Tatort gelockt
  • Am Tatort hat er die Opfer nicht gezielt ausgesucht
  • Warum er das Olympia-Einkaufszentrum und den Zeitpunkt gewählt hat, ist noch unklar
  • Sein Vater habe ihn auf dem im Netz kursierenden Tatvideo erkannt und der Polizei gemeldet
  • Die Tatwaffe ist eine Theaterwaffe, die wieder schussfähig gemacht wurde
  • Ali S. befand sich wegen einer Angststörung in Behandlung
  • Im Internet spielte er oft Gewaltspiele. Er nannte sich dort unter anderem "Hass" oder "Amok", wie Spiegel Online berichtet. Er verherrlichte den Amokläufer von Winnenden und postete Botschaften wie "Tim K. ist unvergessen". Joachim Herrmann zufolge besuchte Ali S. den Tatort in Winnenden und machte sich dort ein Bild davon.

+++ Hier geht's zum Newsblog unserer Kollegen der Münchner Abendzeitung +++

Der kaltblütige Anschlag von München geht auf das Konto eines vermutlich psychisch kranken Amokläufers. Den befürchteten Bezug der Bluttat zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gebe es nach bisherigen Erkenntnissen nicht, bestätigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Samstag in Berlin.

Der 18-jährige Einzeltäter erschoss vor und im Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen - darunter sechs Jugendliche - und sich selbst. 35 Menschen wurden verletzt. Laut LKA habe sich Ali S. seine Opfer nicht gezielt ausgesucht, weil viele Kunden im McDonald's im Olympia-Einkaufszentrum einen Migrationshintergrund haben. In der Wohnung des jungen Mannes sei Material gefunden worden, das Verbindungen zum Amoklauf von Winnenden 2009 und zum Massenmord des Norwegers Anders Behring Breivik vor genau fünf Jahren vermuten lasse, sagte de Maizière weiter.

Opfer per Facebook zum Tatort gelockt

Seine Opfer habe er über Facebook zum McDonald's neben dem Einkaufszentrum gelockt. Dafür habe er laut LKA bei Facebook einen Fake-Account angelegt und folgende Posts verfasst: "Wen sieht man heute alles um 16 Uhr im Meggi neben OEZ?" und "Kommt heute um 16 Uhr Meggi am OEZ ich spendiere euch was wenn ihr wollt aber nicht zu teuer." Unter den Opfern befindet sich keine Übereinstimmung mit den über den Fake-Account angeschriebenen Personen, teilte das LKA mit.

Die Polizei nahm auch einen Freund des Amokläufers fest; er soll von der Tat gewusst haben. Gegen den 16-Jährigen werde wegen Nichtanzeigens einer Straftat ermittelt. Der Jugendliche habe sich nach der Tat bei der Polizei gemeldet. Bei einer erneuten Vernehmung habe er sich in Widersprüche verwickelt.

+++ Der Amoklauf in München im Minutenprotokoll +++

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich schockiert. Zugleich lobte sie - wie auch de Maizière - die Einsatzkräfte für ihre "hoch professionelle" Arbeit: "Sie waren und sind im besten Sinne Helfer und Beschützer der Bürgerinnen und Bürger." Die Zusammenarbeit der Behörden Bayerns und des Bundes habe "eng und nahtlos" funktioniert. Nun gehe es darum, die Morde vollständig aufzuklären. Deutschland trauere "mit schwerem Herzen um die, die nie mehr zu ihren Familien zurückkehren werden", sagte Merkel. Sie fügte an die Adresse der Angehörigen hinzu: "Wir denken an Sie, wir teilen Ihren Schmerz, wir leiden mit Ihnen."

+++ Kommentar: Die Unsicherheit bleibt +++

Der Amokläufer war für die Sicherheitsbehörden ein unbeschriebenes Blatt. "Gegen ihn waren bisher keine polizeilichen Ermittlungen bekannt", sagte de Maizière. "Und es gibt auch keine Erkenntnisse der Nachrichtendienste über diese Person." Möglicherweise sei der junge Deutsch-Iraner gemobbt worden. Die Frage, wie es zu solchen "Explosionen von Gewalt" kommen könne und ob die Tat absehbar war, müsse sich möglicherweise eher an das direkte Umfeld des 18-Jährigen richten als an die Sicherheitsbehörden.

Der Bundesinnenminister, der am Samstagabend den Tatort besichtigte, lehnte rasche Debatten über gesetzgeberische Reaktionen auf die Bluttat ab: "Heute ist nicht die Stunde für Konsequenzen, schon gar nicht, wo die Ermittlungsergebnisse noch nicht vollständig vorliegen." De Maizière machte brutale Internetvideos und Computerspiele für Gewaltexzesse wie in München mitverantwortlich.

Opfer sind vor allem Jugendliche

Der Täter hatte nach ersten Erkenntnissen von Ermittlern eine Erkrankung "aus dem depressiven Formenkreis". "Wir haben einige Hinweise dafür, dass eine nicht unerhebliche psychische Störung bei dem Täter vorliegen könnte", sagte auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Wie das LKA am Sonntagnachmittag bekannt gab, befand er sich wegen einer Angststörung in Behandlung.

Die Getöteten stammten nach Angaben des Münchner Polizeipräsidenten Hubertus Andrä alle aus München und Umgebung. Zwei 15-Jährige und drei 14-Jährige seien ums Leben gekommen, so die Ermittler. Weitere Opfer seien 17, 19, 20 und 45 Jahre alt gewesen. Unter den neun Todesopfern seien drei Frauen gewesen.

Waffe war Dekowaffe - somit nicht waffenscheinpflichtig

Der Täter führte den Angaben zufolge eine illegale Pistole des Kalibers 9 Millimeter bei sich, die Seriennummer war ausgefräst. Im Darknet habe er sie gekauft. Der junge Mann habe über 300 Schuss Munition bei sich gehabt, sagte der Präsident des bayerischen Landeskriminalamtes, Robert Heimberger. Im Magazin habe sich noch Munition befunden. Laut Joachim Herrmann wurde die Pistole in Osteuropa in eine nicht funktionsfährige Dekorationswaffe umgewandelt. Dadurch war sie nicht mehr scheinpflichtig. Später wurden die entschärfenden Umbauten wieder rückgängig gemacht. Woher die Munition kommt, ist bislang unklar. Etwa zweieinhalb Stunden nach der Tat hat er sich vor den Augen von Polizisten getötet.

"Gegen 20.30 Uhr hatte demnach eine Streife der Münchner Polizei nördlich des Olympia-Einkaufszentrums Kontakt zum mutmaßlichen Täter", teilte die Polizei mit. Als Reaktion auf die Ansprache habe er sich erschossen. Eine Zivilstreife hatte den Täter zuvor bereits am Parkhaus des Einkaufszentrums entdeckt und auf ihn geschossen, doch der junge Mann war unverletzt geblieben und konnte zunächst fliehen.

Mehr Schutz für Bürger - Regierung will Polizei besser ausstatten


Der 18-Jährige war Schüler, er ist in München geboren und aufgewachsen. Die Ermittler fanden in seiner Wohnung Bücher wie "Amok im Kopf. Warum Schüler töten". Auch eine Verbindung zum Massenmörder Breivik "liegt auf der Hand", sagte Andrä.

Die Tat sei umso schwerer zu verkraften, als sie in eine Zeit der Schreckensnachrichten falle, sagte Kanzlerin Merkel. Sie verwies auf die Terrorattacke mit einem Lastwagen in Nizza vor gut einer Woche und auf den "unfassbar grausamen Axtangriff in einem Zug bei Würzburg" am vergangenen Montag. Merkel erinnerte aber auch an viele Gesten der Hilfsbereitschaft von Bürgern in München. Es sei angesichts der Beileidsbekundungen aus anderen Ländern "gut zu wissen, dass es auch unter Völkern diese Solidarität gibt".

Die bayerische Landesregierung will nach dem Amoklauf die Polizei besser ausstatten, wie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nach einer Sondersitzung des Kabinetts in München sagte. "Die Bevölkerung kann sich darauf verlassen, dass wir als politisch Verantwortliche alles Erdenkliche tun werden, um unsere Bevölkerung zu schützen." Seehofer ließ durchblicken, dass es mehr Geld für die Polizei geben soll - sowohl für zusätzliche Stellen als auch neue und bessere Ausrüstung. Am Freitagabend waren etwa 2300 Polizisten im Einsatz gewesen, darunter auch die Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei.

Stadt in Panik

In der Innenstadt von München war am Freitag Panik ausgebrochen. An mehreren Stellen war von Schüssen die Rede. Dabei handelte es sich aber um Fehlalarme. Zwischen 18 und 24 Uhr zählte die Münchner Polizei 4310 Notrufe. Das sei das Vierfache eines normalen Tages gewesen, sagte Polizeipräsident Andrä.

Die Polizei ermittelt, ob auch absichtliche Falschinformationen aus der Bevölkerung eingingen, wie Bayerns Innenminister Herrmann erklärte: "Wir müssen schon auch überprüfen, inwieweit hier Leute meinten, sie würden etwas Witziges tun, indem sie solche Behauptungen ins Netz stellen oder deswegen die Polizei anrufen. Auch am Samstagabend kam es in der Münchner Innenstadt zu einer erneuten Terrorwarnung von Unbekannten, die sich als Fehlalarm herausstellte.

Gottesdienst für Opfer

Am kommenden Samstag wird es im Münchner Maximilianeum einen gemeinsamen Trauerakt des Landtags, der Landesregierung und der Stadt München geben. Zum Gedenken an die Opfer und Verletzten gibt es am Sonntag kommender Woche zudem einen ökumenischen Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. Seehofer sagte den Staatsempfang zum Beginn der Bayreuther Festspiele am Montagabend ab. Dies gebiete der Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen, sagte er.

Nach seiner Ansicht war der zeitweise als "akute Terrorlage" bezeichnete massive Polizeieinsatz in München gerechtfertigt. Es sei angesichts der vielen Hinweise auf weitere Schauplätze absolut "richtig und notwendig gewesen", in dieser Stufe einzusteigen, sagte er. Ähnlich äußerten sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Herrmann (beide CSU).

Nach den Schüssen am Olympiazentrum war in Teilen der Stadt Panik ausgebrochen. Das Hauptaugenmerk habe nach den Schüssen vor allem darauf gelegen, die Sicherheit in München zu gewährleisten, sagte Andrä. Darum warnte die Polizei zunächst vor einer "akuten Terrorlage", die Landeshauptstadt rief den "Sonderfall" wegen einer "Amoklage" aus. Und: Die Polizei forderte die Anti-Terror-Einheit GSG 9 des Bundes und Spezialeinheiten aus mehreren anderen Bundesländern an.

Schon zweite schwere Gewalttat in Deutschland

Erst am Montagabend hatte ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte erschossen den Jugendlichen. Offenbar hatte die Tat einen islamistischen Hintergund.

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Einen Tag nach der Tat haben Trauernde vor dem Olympia-Einkaufszentrum Blumen niedergelegt.

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Einen Tag nach der Tat haben Trauernde vor dem Olympia-Einkaufszentrum Blumen niedergelegt.

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Einen Tag nach dem Blutbad in München, trauert die Stadt.

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Einen Tag danach durchsucht die Polizei die Wohnung des Täters.

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Einen Tag danach durchsucht die Polizei die Wohnung des Täters.

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Einen Tag danach durchsucht die Polizei die Wohnung des Täters.

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Einen Tag danach durchsucht die Polizei die Wohnung des Täters.

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Einen Tag nach dem Blutbad im Olympia-Einkaufszentrum legen Passanten Blumen nieder.

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Einen Tag nach dem Blutbad im Olympia-Einkaufszentrum legen Passanten Blumen nieder.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.

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Im Olympia-Einkaufszentrum sind am Freitagabend Schüsse gefallen.