Wegen der Coronavirus-Pandemie

Ausreise ausgeschlossen: Urlauberin sitzt auf Sizilien fest


Janina Heinemann - eigentlich dürfte sie gar nicht auf die Straße.

Janina Heinemann - eigentlich dürfte sie gar nicht auf die Straße.

Von Michael Schreiber

Noch immer warten Urlauber verzweifelt darauf, nach Hause zu kommen - wie es weitergeht, ist ungewiss. Andere hatten Glück.

Sizilien - Es sollte eine Mischung aus Arbeit und Urlaub werden - und endete in einer Art Gefängnis: Janina Heinemann aus Ahrensburg (Schleswig-Holstein) ist derzeit auf Sizilien und kann die Insel nicht verlassen. Und das könnte noch lange so bleiben. "Ich bin freie Journalistin und wollte auf der Insel einen Reisebericht für mehrere Zeitschriften schreiben", erzählt sie der AZ am Telefon.

Als dann Italien vor über zwei Wochen die "zona rossa", die "rote Sperrzone", aufs ganze Land ausweitete, nahm ihr Schicksal seinen Lauf.

"Habe sofort einen Rückflug gebucht"

"Ich habe natürlich sofort einen Rückflug gebucht. Aber der nächste verfügbare ging erst knapp eine Woche nach diesem neuen Dekret", erzählt die 30-Jährige. Eine Woche, in der sich die Ereignisse regelrecht überschlugen: Weil in dieser Zeit die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in einigen Regionen explodierte, gab es immer wieder neue, noch strengere Regeln.

"Am Tag meines Abflugs war ich heilfroh, dass mein Zug nach Catania noch fuhr. Denn drei von vier wurden da schon als gestrichen angezeigt", erzählt Heinemann weiter. Unterwegs sei außer ihr jedoch niemand mehr gewesen. Der Flughafen: ein verlassener Ort. Sämtliche Läden waren zu, es gab kein Essen, keine Getränke, keiner der Check-InSchalter war besetzt. Die einzigen Menschen: Reinigungspersonal. "Erst spürte ich Panik in mir aufsteigen, beruhigte mich aber, weil mein Flug auf der Anzeigetafel ja noch normal angezeigt wurde", sagt sie.

Dann der Schock: Ihr Flug wurde gecancelt. "Meine Fluggesellschaft sagte mir dann am Telefon, dass es für den nächsten Tag noch einen Flug gäbe. Ein Hotel könne man mir nicht vermitteln. Man wünsche mir aber viel Glück und habe Verständnis für meine Lage", erzählt Heinemann. Ihr Problem: Alle Hotels hatten zu dem Zeitpunkt schon geschlossen.

"Musste ziemlich viele anrufen, bis ich eines fand, das eine Supersonderausnahme machte"

"Ich musste ziemlich viele anrufen, bis ich endlich eines fand, das eine Supersonderausnahme für mich machte." Vorsichtshalber trug sie sich schon mal für eine Rückholung in die Liste des Auswärtigen Amts ein.

Ihre Vorahnung bestätigte sich am nächsten Morgen: Auch der verschobene Flug wurde annulliert. Der Grund: Das Land hatte auf der gesamten Insel den Flug-, Fähr- und Zugverkehr eingestellt. "Das hatte mir nach einer Anfrage das für mich zuständige Honorarkonsulat in Messina mitgeteilt", so Heinemann.

Immerhin hatte sie Glück im Unglück: Ihr Gastgeber, in dessen Privatwohnung sie bislang ein Zimmer bewohnte, holte sie mit seinem Auto ab und nahm sie wieder auf - wie auch drei weitere "Heimatlose" aus verschiedenen Ländern, die Sizilien nicht verlassen können. Die Vier teilen sich nun zwei Zimmer.

Seit zehn Tagen kein Kontakt zum auswärtigen Amt

Vom Auswärtigen Amt aus Deutschland hat die 30-Jährige bislang noch gar nichts gehört - seit zehn Tagen nicht. Und das könnte noch längere Zeit so bleiben. Denn Italien steht nicht auf der Liste jener 21 Länder, in denen derzeit Rückholaktionen durchgeführt werden.

Das Auswärtige Amt teilt der AZ auf Anfrage mit: Wo noch Möglichkeiten zur Rückreise mit eigenen Mitteln bestünden, sollten diese genutzt werden. Und tatsächlich gibt es derzeit Flüge von Sizilien nach Rom. Doch es gibt ein Problem: "Die sind allesamt über lange Zeit komplett ausgebucht. Da ist leider nichts zu machen", sagt Heinemann bedrückt.

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