Ilse Aigner in Teheran
Bayern soll neues Krankenhaus im Iran bauen
3. November 2015, 20:09 Uhr aktualisiert am 3. November 2015, 20:09 Uhr
Überraschung für Wirtschaftsministerin Aigner bei ihrem Besuch in Teheran: Bayern soll dort ein neues Krankenhaus errichten und managen. Der Golfstaat drängt auf schnelle Verwirklichung.
Da ist auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) überrascht. Als sie mit einem Teil ihrer Delegation im iranischen Gesundheitsministerium in Teheran empfangen wird, eröffnet ihr Vize-Gesundheitsminister Iraj Harirchi: Die Bayern sollen ein neues Krankenhaus im Iran bauen und auch das Management übernehmen. Und Harirchi drängt: "Wir hoffen, dass die Projekte schnell umgesetzt werden." Damit hat Ministerin Aigner nicht gerechnet. Nicht einmal in ihren Unterlagen steht etwas darüber.
Eigentlich ist sie im Rahmen ihrer viertägigen Iran-Reise zum Vize-Gesundheitsminister gekommen, um mit ihm darüber zu reden, wie der Freistaat Bayern und der Iran ihre wirtschaftlichen Beziehungen im Gesundheitsbereich ausbauen können. Doch jetzt geht es gleich um direkte, konkrete Vorhaben. "Es gibt im Freistaat einige Mittelständler, die sich auf solche Projekte spezialisiert haben", erklärt die Ministerin. Sie habe da schon welche im Auge. Diese könnten sich ab sofort beim Gesundheitsministerium melden, um dann Näheres zu besprechen, betont Harirchi.
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Darauf hat Alexander Vonscheidt offensichtlich geradezu gewartet. Der Verkaufsleiter von HealthTec, ein auf den Bau von Krankenhäusern spezialisiertes und weltweit agierendes Unternehmen aus Mittelfranken, hat ein Dossier mitgebracht. Es geht alles ganz unkompliziert und auf direktem Wege. Vonscheidt reicht einem leitenden Mitarbeiter des Ministeriums die Mappe über den Tisch, der diese mit einem Lächeln entgegennimmt.
Für die Firma stehen die Chancen nicht schlecht. Denn in den kommenden fünf Jahren will der Iran die Kapazität der Krankenhausbetten auf 160 000 erhöhen. Das heißt: mehr Krankenhäuser und Kliniken. Das ist eine Folge der Reformen im iranischen Gesundheitssystem. Sie sollen landesweit für eine bessere medizinische Versorgung der Menschen sorgen. Dafür gibt die Regierung mehrere Milliarden Euro aus. So sind in den vergangenen Jahren zehn Millionen Iraner zusätzlich krankenversichert worden, ein Achtel der Gesamtbevölkerung.
Starkes Interesse hat der Golfstaat auch an Impfstoffen. Die werden vielfach in Bayern hergestellt, sind bei der Einfuhr in den Iran aber teuer. Die Regierung in Teheran gewährt mittlerweile deutschen Pharmaunternehmen Steuer- und Zollvorteile, damit sie vor Ort produzieren. Mit den Vergünstigungen will der Iran zunehmend ausländische Unternehmen ins Land locken.
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Zudem wünscht der Golfstaat mehr Technologietransfer zwischen bayerischen und iranischen Firmen. Hier denkt die Regierung in Teheran angesichts der "guten Zusammenarbeit" (Harirchi) vor allem an Siemens. Vorstandsmitglied Siegfried Russwurm ist erfreut darüber. Er erläutert unserer Zeitung die Richtung, in die es gehen soll: Der Iran brauche ein flächendeckendes Krankenhausnetz, Uni-Kliniken mit Top-Ärzten und eine High-Tech-Ausstattung. Und Russwurm fügte hinzu: "Darauf wollen wir unsere Zusammenarbeit aufbauen."
Infolge der westlichen Sanktionen ist der Iran bereits seit gut zehn Jahren wirtschaftlich isoliert. Doch für den humanitären Bereich - das Gesundheitswesen - gilt das nicht. Deshalb hat die Siemens-Medizintechnik ihre Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten können. Nach dem Atomdeal im Juli könnte das Handelsembargo im Frühjahr 2016 aufgehoben werden. Dann hoffen bayerische Unternehmen auf neue Geschäfte. Sie haben die Fühler rechtzeitig ausgestreckt. Mit ihrem Besuch will Aigner der Wirtschaft die Tür zum iranischen Markt öffnen.