Zu klein und zu schwach
Berliner Eisbären-Mädchen an Lungenentzündung gestorben
2. Februar 2018, 14:14 Uhr aktualisiert am 2. Februar 2018, 14:14 Uhr
Nach dem Tod des jungen Eisbären Fritz vor einem Jahr ruhten die Hoffnungen des Berliner Tierparks auf dem jüngsten Wurf von Eisbärin Tonja. Doch das Junge starb ebenso unerwartet nach nur 26 Tagen. Jetzt ist die Ursache geklärt.
Berlin - Es war etwas zu klein, etwas zu schwach und verschluckte sich an der Milch von Mutter Tonja - mit tödlichen Folgen. Das vor einem Monat gestorbene Eisbären-Weibchen aus dem Berliner Tierpark hatte eine Lungenentzündung. Dies hätten Tierpathologen als Todesursache festgestellt, sagte eine Zoo-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Das Eisbärenweibchen, das nur 26 Tage alt wurde, konnte nicht mehr gut trinken, weil mit der körperlichen Schwäche auch ein eingeschränkter Schluckreflex einhergehe, teilte der Tierpark am Freitag mit. Das Verschlucken an der Muttermilch komme häufig vor bei geschwächten Jungtieren und Milch in der Lunge könne zu Lungenentzündung führen.
Die Nachricht war ein erneuter Schlag für den Tierpark, nachdem Tonja im Jahr zuvor bereits ihren ersten Wurf verloren hatte. Eisbär Fritz wurde wegen Leberversagens nur wenige Monate alt. Wie es dazu kam, ist ungeklärt.
Kritik von Tierschützer
Tierschützer hatten mit heftiger Kritik an der Eisbärenzucht in Zoos auf die beiden Todesfälle reagiert. Tierpark-Direktor Andreas Knieriem widersprach jedoch den Vorwürfen, wonach Eisbären in Zoos nicht artgerecht gehalten werden könnten. Der Tod sei bitter, aber wie bei der Aufzucht von anderen Tierarten könne in Zoos - wie in der Natur auch - viel passieren.
Auch jetzt sieht der Tierpark keinen Grund, warum sich Tonja und ihr sechs Jahre alter Partner Wolodja nicht erneut paaren sollten. "Tonja hat ihre Mutterrolle prima erfüllt, deshalb geben wir die Hoffnung auf ein gesundes Eisbären-Baby in Berlin nicht auf", sagte Eisbärenkurator Florian Sicks. Tonja und Wolodja harmonierten gut und sind den Angaben zufolge seit Mitte Januar wieder gemeinsam auf der Außenanlage. Nur in den Tagen unmittelbar nach dem Tod des Jungtiers habe sich Tonja sehr ruhig verhalten und viel geruht.
Hoffnung auf Besucherzuwachs
Für den abseits der üblichen Touristenpfade gelegenen Tierpark im Berliner Osten war mit der Hoffnung auf Eisbärennachwuchs auch der Gedanke an einen Besucherzuwachs verbunden. Gleichwohl hatte Direktor Knieriem immer betont, keinen zweiten Hype wie einst bei Knut aus dem Zoo im Berliner Westen zu wollen. Knut war mit der Flasche aufgezogen worden.
Heute lässt man der Natur lieber ihren Lauf: "Die Erfahrungen aus der Eisbärenzucht in Zoos weltweit haben gezeigt, dass eine natürliche Aufzucht allein durch die Mutter das Beste für die Entwicklung eines Eisbären-Jungtieres ist", sagte Sicks. Eisbären kommen sehr unreif zur Welt - auch das sorgt für ein hohes Sterblichkeits-Risiko in den ersten Lebenswochen.